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Immer wieder Samstag Reloaded

Immer wieder Samstag Reloaded

Titel: Immer wieder Samstag Reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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das in meinen Ohren rauschte.
    »Beweg dich nicht von der Stelle!«, befahl er streng und wollte zur Tür gehen, doch automatisch hielt ich ihn am Oberarm zurück.
    »Mach nicht auf!«, stieß ich hektisch aus, denn eine kleine Ahnung, vielleicht eine Form von Urinstinkt warnte mich, dass hier etwas gerade falsch lief. Er rollte mit den funkelnden Augen und stellte mich auf meine wackligen Füße.
    »Es sind wahrscheinlich nur die beknackten Zeugen Jehovas! Warte hier einfach, okay? Es wird schon nicht der Toooood sein …«, den er mit zitternder Stimme plus Gichtfingern imitierte. Damit gab er mir noch einen kleinen Kuss auf die Schläfe, murmelte etwas von »Total paranoid« vor sich hin und schlenderte locker in seinem weißen Muskelshirt und der grauen Jogginghose barfuß zur dicken Eingangstür. Dabei fuhr er sich durch die wundervoll zerzausten Haare und gähnte ausgiebig.
    Er öffnete und wurde im selben Moment auf den Boden gestoßen, bevor er unter drei Polizisten begraben wurde.
    »Tristan Wrangler, Sie werden wegen tätlichen Angriffs gegen einen Staatsbeamten, Entführung, Freiheitsberaubung, Körperverletzung und versuchtem Mord festgenommen!«, informierte ihn einer der Polizisten, und schon klickten die Handschellen.
    »Was zum Fuck?«, grölte Tristan und wehrte sich so heftig, dass es zwei der Uniformierten nicht gelang, ihn zu bändigen. Erst der Dritte – groß und muskulös – schaffte es, ihn dingfest zu machen, um ihn anschließend auf die Beine zu wuchten.
    Ich war erfroren. Innerlich und äußerlich. War nicht in der Lage, mich nur einen Millimeter vom Fleck zu rühren. Das Eis breitete sich in jeder Zelle meines Körpers aus, bedeckte mein Herz, um es an seiner Tätigkeit zu hindern, und ich wünschte, es würde geschehen. Das, was hier gerade passierte, konnte ich zwar erfassen, aber nicht glauben. Das durfte einfach nicht wahr sein. Bitte nicht!
    Sie wollten Tristan gerade hinauszerren, als von oben Gepolter ertönte und die gesamte Familie in Schlafklamotten die Stufen hinunterjagte. Sicherlich freuten sich die Beamten über Katha und Vivi, die lediglich in halb durchsichtige Spitze gehüllt waren. Doch sie ließen sich dadurch nicht lange aufhalten und zogen Tristan über die Schwelle, während gleichzeitig meine Beine unter mir nachgaben und ich mich an der Wand abstützen musste, um nicht zu fallen.
    Nein. Nein. Nein. Nein ... In der Hocke drückte ich meine schweißnasse Hand gegen meine Stirn. Das konnte nicht wahr sein! Nur ein böser Traum, es ist nur ein böser Traum, gleich wachst du auf Mia ...
    »Was ist hier los?«, fragte David und lief nach draußen. Vivi kam zu mir und legte ihren Arm um meine Schulter. Wir sahen uns an, ich schockiert mit weit aufgerissenen Augen und Vivi mitfühlend. Behutsam strich sie meine Tränen weg, dann brachte sie mich auf die Beine und sagte: »Komm!«
    Obwohl mein Magen rebellierte und ich so sehr zitterte, dass ich Angst hatte, auseinanderzufallen, folgte ich ihr vor die Tür in den lauen Sommermorgen. Unmittelbar vor den zwei Stufen standen zwei Wagen der Polizei. Ein regulärer Vier-Sitzer und ein Sixpack … aus Letzterem stieg gerade breit und teuflisch grinsend mein Vater persönlich in voller Montur aus.
    »Nein!«, keuchte ich. Das war alles eine Illusion. Ich bildete es mir ein. Das, was ich dachte, konnte unmöglich den Tatsachen entsprechen! Doch mein entsetzter Laut ging im vorherrschenden Getümmel komplett unter, weil sie Tristan eben in den Mannschaftswagen bugsieren wollten. Die Familie rief durcheinander, verlangte umgehend eine Erklärung, während ich meinen Blick nicht von Tristan abwenden konnte. Auf seinem Gesicht spiegelte sich wider, wie er versuchte, diese ganzen Geschehnisse in eine passende Reihenfolge zu bringen, sodass sie Sinn ergaben. Vermutete er bereits etwas?
    Mein Vater stellte sich vor Tristan – mit einem Ausdruck tiefster Genugtuung. Gleichzeitig krampfte sich alles in mir zusammen und wir wurde schlecht – richtig kotzübel –, denn meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich soeben. Es war meine Aussage, die dafür verantwortlich war. Ich hatte den belastenden Beweis gegen Tristan geliefert. Wegen mir wurde er verhaftet! Weil ich ihn verraten hatte! Verraten, um ihn zu schützen. Ich war so dumm. So unendlich dumm!
    Mir wurde schwarz vor Augen und ich wollte nichts anderes als aus dieser kranken Realität entfliehen. Natürlich würde mein Vater Tristan nicht in meinem Leben belassen.

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