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Immer wieder Samstag Reloaded

Immer wieder Samstag Reloaded

Titel: Immer wieder Samstag Reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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sogenannten Schokoladenseiten, das Idealste aus den Menschen herausholte, auch wenn es manchmal mehr als nur eine Herausforderung war. Bei meinem Mädchen dagegen musste ich mich nicht mal anstrengen. Egal wie, wann und wo. Für mich war sie immer perfekt in Szene gesetzt. Wie ein Stern am Firmament oder die Sonne am wolkenlosen Himmel. Im Grunde unvergleichlich. Wie es Mia eben für mich war. Aber damit mein toller Überraschungsplan klappen konnte, hatte ich mich auf etwas verdammt Waghalsiges eingelassen: meine Brüder. Eben jene würden mir helfen müssen. Meine blonde, attraktive Klassenlehrerin Heidi Klumpen war dagegen mein kleineres Problem. Ich bräuchte ihr nur geradezu mitleidheischend etwas von meinem armen kleinen kranken Hund vorspielen, der daheim allein war – was irgendwie auch stimmte, denn Stanley lag vermutlich wie immer in seinem Körbchen neben der Tür – und darauf warten, dass sie auf meine Masche hereinfiel. Was sie unweigerlich tat. Die meisten Hobelschnulzen fuhren auf jede Art von Tristan ab, den ich ihnen bot. Genauso war es bei ihr.
    Um neun konnte ich abhauen. Womit mir noch zwei Stunden blieben, um alles vorzubereiten und mein Mädchen wieder abzuholen. Aber ich würde eine viertel Stunde eher wiederkommen, um mein Zeugnis entgegenzunehmen, was ohnehin nur aus Einsen bestand.
    Eilig und leise machte ich mich auf den Weg über den grün gestrichenen Schulflur mit den ausdruckslosen Landschaftsbildern an der Wand. Als ich an Mias Kursraum vorbeikam, musste ich unweigerlich grinsen. Mit Sicherheit saß sie dort ahnungslos schmollend, weil sie durch unser Gefummel heute Morgen nach wie vor unsagbar aufgegeilt war. Als ich daran dachte, mit welchem Blick sie mich angeblitzt hatte, als ich sie aus dem Auto schob, musste ich immer noch leise glucksen. Aber es blieb mir im Halse stecken, als ich um die Ecke bog und fast mit Chief Pimmelkopf zusammenstieß.
    »Fuck!« Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, ihn umzurennen. Er musterte mich genervt, ganz so, als wäre ich ein lästiges Insekt. »Kannst du nicht aufpassen?«, schoss ich ihm sofort entgegen. Nur im Bruchteil einer Sekunde registrierte ich seine Erscheinung: blutunterlaufene, zu Schlitzen verengte Augen, der ranzige Geruch nach altem Schweiß und Alkohol, die verrutschte Polizeiuniform sowie die zerzausten lichten Haare und der ungepflegte Bart. Seine Miene war eisig, die Hände zu Fäusten geballt, die Haltung entschlossen. Allein seine Ausstrahlung sowie die Haltung signalisierte: emotionslos und abstoßend. Kurzum jemand, der im Leben meines Mädchens nichts verloren hatte. Obwohl er sich hätte, an mich erinnern müssen, ignorierte er mich und ging mit aggressiven Schritten weiter, geradewegs zur Klasse von … ihr! Gottverdammt noch mal, nein!
    Alles geschah innerhalb eines Wimpernschlages. Als wäre ich in der Vogelperspektive, beobachtete ich mich, wie ich ihm bestimmend folgte. Kurz darauf setzte ich einen Polizisten mittels eines sehr professionellen, gut eintrainierten Kicks mit dem Ellbogen in die Halsbeuge im nächsten Atemzug außer Gefecht.
    Bähm! Und schon sackte er bewusstlos in sich zusammen.
    Er würde keinen Finger an sie legen! Nie wieder!
    Schnaufend fing ich ihn auf, bevor sein enorm schwerer Körper auf den Boden traf. Denn sollte er sich eine Kopfwunde dabei einhandeln und hier dann dementsprechend alles vollbluten, wäre ich in Erklärungsnot. Trotzdem ahnte ich bereits jetzt, dass es ganz ohne Blutvergießen nicht ausgehen würde. Der Penner war dran! Mein Plan für diesen Vormittag hatte sich soeben geändert. Wenn auch nur ein wenig!
    »Vergiss es, du Bastard«, grinste ich kühl, während ich seine Handgelenke packte und ihn rückwärtsgehend hinter mir her schleifte. Mehr als ein Quietschgeräusch seiner billigen Schuhe erklang nicht, als ich mich in Bewegung setzte. Hoffentlich käme jetzt kein Lehrer vorbei oder mein Mädchen persönlich. Denn wie sollte ich erklären, dass ich ihren reglosen Vater aus dem Gebäude zerrte. Das war wohl unmissverständlich. »Oh hi, Baby! Dein teuflischer Erzeuger ist einfach so aus den Latschen gekippt. Ich schleife ihn nur mal kurz an die frische Luft!« Nope! Das war nicht sehr gentlemanlike. Doch wenn es um die Sicherheit von Mia ging, hätte ich alles getan.
    Meine Laune war blendend. Nur knapp hinderte ich mich daran, eine kleine Melodie zu pfeifen. Meinetwegen konnte man mich für einen kranken Wichser halten, aber auf so eine verdammte Gelegenheit

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