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Immer wieder Samstag Reloaded

Immer wieder Samstag Reloaded

Titel: Immer wieder Samstag Reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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überlegte, diesem Wichser einen Hitlerbart in seinen Schnauzer zu rasieren, waren meine Brüder bereits in mein Auto gestiegen. Okay. Offenbar war ich ein wenig langsam unterwegs, auch wenn meine Reflexe noch gut funktionierten. Aber es sollte mich vermutlich bei dem Kaffee mit Wodkaüberschuss, den ich intus hatte, nicht wundern. Das Radio lief schon, als ich es auch endlich schaffte, mich auf den Vordersitz neben Tom zu schmeißen. Ich betätigte die Zentralverriegelung und betrachtete abwechseln die beiden mit hochgezogener Braue, die es sich regelrecht gemütlich gemacht hatten. Phil fläzte sich über die komplette Rückbank und Tommy schubberte behaglich mit seinem Arsch gerade das Leder vom Platz. Die Spitze über eventuelle Sackratten verkniff ich mir. Die wirkten allen Ernstes so, als wollten wir einen entspannten, lustigen Badeausflug starten und keinen Vergeltungsschlag für mein Mädchen. »Ihr wisst schon, dass ich einen verdammten Bullen im Kofferraum habe?«
    »Wir haben gesehen, wie du ihn rausgeschleift hast«, verkündete Tom grinsend.
    »Du bist so eine vorsichtige Pussy, Tris!«, neckte mich Phil, doch er verstummte ganz abrupt, als ich auch die andere Braue hob.
    »Wieso habt ihr mir nicht geholfen, anstatt nur blöd zuzuschauen? Das war kein gottverschissener Kinotrailer.« Auf ihre Kommentare zuvor reagierte ich erst gar nicht, da sie mich nur zu Weißglut bringen sollten. »Du sahst so zufrieden und glücklich aus, als du den Schweinepriester durch den Schulflur gezerrt hast. Wir wollten nicht stören«, ließ Tom verlauten.
    »Wie auch immer, ihr kleinen Idioten. Ich denke, Chief Arschloch hat eine kleine Lektion verdient.« Düster starrte ich vor mich hin und startete den Motor. Vorsichtshalber drehte ich die Musik auf Vollkaracho, um eventuelles Protestgeschrei, falls das armselige Würstchen zu sich kam, zu übertönen.
    Lang lebe Placebo!
    Meine Brüder grinsten dämlich vor sich hin; die Aussicht auf ein bisschen Aktion in ihrem Leben berauschte sie wie immer. Tja. Wir alle liebten den Kick, was uns offenbar in den Genen lag. Selbst unser Vater musste mal Dampf ablassen, auch wenn er das grundsätzlich auf legalem Weg tat. Wir waren unseren Mädchen ergeben. Sie gehörten zur Familie und diese wurde verteidigt. Koste es, was es wolle. Daher unternahm ich nun sämtliche Anstrengungen, damit das Übel dieser Welt einen weiten Bogen um Mia-Baby machte. Auch wenn dieses Übel Harald Engel hieß und zufällig Bulle dieser verkackten Kleinstadt war.
    »Yeah ...«, gab ich mir selber recht und zündete eine Kippe an, während ich mit quietschenden Reifen losfuhr. Selbst vor meinem Parkplatz hatte ich mich schon mit stylishen Bremsspuren verewigt, was indirekt jedem mitteilte, diese Stelle zu meiden. Egal, ob ich anwesend war oder Chief Pimmelkopf die Abreibung seiner Existenz bescherte, diese Lücke blieb grundsätzlich frei – sozusagen als Reserviert-Schild verständlich.
    ***
    Um Viertel vor elf waren ich und meine Brüder wie geplant wieder in der Schule. Nur Harald Engel hing gefesselt an einem Baum im Wald und schlief vermutlich immer noch den Schlaf der Gerechten, auch wenn dieser künstlich herbeigeführt wurde. Ich war so nett gewesen, ihn an einem häufig genutzten Wanderweg zurückzulassen, ohne ihn zu knebeln. Obwohl das wohl eher Tom und Phil zuzuschreiben war. Sie hatten alles getan, um mein aufschäumendes Temperament im Zaum zu halten, sonst hätte ich ihn womöglich noch umgebracht. Dabei waren sie auch keine Nonnen. Trotzdem, wenn es nach mir ging, hätte dieser Wichser in den Untiefen des Waldes verrotten können. Anschließend mussten wir uns alle umziehen, weil wir aussahen, als wären wir die Hauptakteure des alljährlichen Schlachtfestes.
    Der Erzeuger meines Mädchens wurde einer etwas groben Veränderung seiner Visage unterzogen, als er wieder wach wurde, die in jedem Fall eine Verbesserung darstellte. Vor dem ›Umstyling‹ hatte ich aus meinen beiden Socken eine Augenbinde kreiert, damit er nicht checkte, wer für diese Sympathiegeste verantwortlich gewesen war. Während der ganzen Zeit redeten wir kaum und ließen stattdessen unsere Fäuste sprechen. Dabei flehte und bettelte er, doch wir kannten keine Gnade. Ebenso wenig wie er. Ansonsten hätte er seiner Frau schon längst Hilfe gesucht und mein Mädchen aus seinen Fängen entlassen. Dennoch, diese Aktion war waghalsig und unbedacht gewesen. Mir war nämlich nicht klar, ob er uns oder insbesondere mich nicht

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