Immer wieder Samstag Reloaded
konnte es nicht mehr stoppen. Erst nach ein paar Sekunden, in denen er mich entrüstet anschaute, konnte ich wieder verständliche Worte formulieren. »Ich weiß, da könnte sich auch eins verstecken«, kam ich ihm zuvor, als er sich schon rechtfertigen wollte.
»Ich gehe heute erst nach der Schule duschen. Ansonsten würde das hier noch länger dauern«, informierte er mich, als er gerade das Wasser anstellte, um sich das Gesicht zu waschen und sich zu rasieren. Selbst dabei war er extrem penibel und entfernte auch seine Achsel- und Brusthaare sowie die an meinem Lieblingsort. Natürlich hatte er auch dafür ein ultramodernes Ding, was vermutlich alles konnte, nur keine Pizza backen. Als er sich, nachdem er fertig war, eincremte, fiel mir was ein: »Was ist Babyweichcreme?«
»Du willst es nicht wissen«, erwiderte er trocken, während er das Fluid auf seiner Haut verteilte und mich damit mehr als ablenkte.
»Oh doch, Mista Wrangler!« Ich versuchte, streng zu klingen.
Er verdrehte die Augen. »Das ist die Creme, die meine Mutter uns allen auf den Arsch geschmiert hat, als wir kleine Hosenscheißer waren. Also nicht genau dieselbe. Aber sie hat uns schon immer ein bisschen was auf die Lippen geschmiert, weil es sie so weich macht. Und das haben wir alle drei so übernommen«, klärte er mich schließlich auf. »Du schmierst dir Arschcreme auf die Lippen!« Ich brach in Gelächter aus. Die Vorstellung war einfach zu göttlich!
»Arschcreme ... Babyweichcreme, ist doch scheißegal!« Tristan konnte sich ebenfalls das Lachen nicht verkneifen, auch wenn er gerne geschmollt hätte.
***
Die Vorstellung, dass Tristan sich ARSCHCREME in sein Gesicht schmierte, konnte ich nicht abschütteln. Deswegen verlief die Fahrt zur Schule mehr als lustig. Für mich ... Tristan war nicht so begeistert, sondern tat alles, um mich mit sehr offensichtlichen Drohungen davon abzubringen, ständig über ihn herzuziehen, doch ich ließ mich nicht einschüchtern. Es ging auch gar nicht anders, dafür war der Morgen zu witzig gewesen. Arschcreme ... Pfff…
Ich fühlte mich pudelwohl und lehnte einschmeichelnd meinen Kopf an seine Schulter. Die letzten zwei Minuten hatte er mit beleidigtem süßen Rumgrummeln verbracht, aber jetzt hoben sich seine Mundwinkel und er gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Genau im selben Moment bogen wir auf den rammelvollen, sonnenerhellten Schulparkplatz.
»OH!« Schon hatte ich mich gebückt, um mich aus purer Gewohnheit vor den Blicken der anderen zu verstecken. »Komm wieder hoch!« Tristans Hand griff nach meinem Oberarm. Bestimmend hielt er mich oben – an Ort und Stelle –, während er rückwärts in eine Parklücke fuhr. Sie war dermaßen eng, dass ich das Manöver nur erstaunt betrachtete, um Mista Sexy anschließend ungläubig anzustarren. Auf meiner Seite konnte ich nämlich nicht mal mehr aussteigen, auch wenn ich eine wandelnde Bohnenstange wäre. Der Mann musste wahrhaftig ein Gott sein. »Du wirst wohl oder übel mitten über meinen Schoß klettern müssen. Und ich werde jede Sekunde davon genießen«, funkelte er mich an. Oh. Mein. Tristan!
»Tristan!«, japste ich atemlos und absolut peinlich berührt. Aber wie konnte ich mich normal verhalten, wenn er mich um den Verstand brachte? Normal und hirnlos passten nicht immer zusammen – zumindest nicht in meiner Welt. »Falls dir das entgangen sein sollte: Wir sind in der Schule.« Mit beiden Zeigefingern deutete ich auf die Schüler, die vor seinem Auto vorbeigingen und uns fassungslos beobachteten.
»Ach, wirklich?« Tristan spielte lässig mit meinen Haarspitzen, während er mich, und ich meine damit nur mich, lächelnd musterte.
»Da vorne sind die anderen Schüler! Sie sehen uns an!« Ich packte ihn am Kinn und drehte es in die entsprechende Richtung. Natürlich musste ausgerechnet jetzt eine Gruppe Mädchen meiner Klasse an uns vorbeiflanieren. Einige von ihnen stolperten, andere begannen gleich hysterisch und rot werdend zu kichern, als sie registrierten, wie ich Tristans scheinbar aus Stein gemeißeltes Gesicht in meiner Hand hielt. Ihr Neid sprach Bände.
»Isch bin nisch blind«, nuschelte er, während ich seine Backen zusammendrückte, weil er mit seinem Schmollmund so süß aussah. Kichernd presste ich seine Wangen noch ein bisschen mehr zusammen.
Er verdrehte die Augen und nuschelte noch unverständlicher. »Mascht du misch gern schum Idioten?«
Unter lautem Gelächter schnallte ich mich ab, um mich an ihn zu drängen.
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