Immer wieder Samstag Reloaded

hatte ich gewartet. Ich würde diesem Drecksack das Leben zur Hölle machen.
    Zu seinem, aber auch zu meinem Glück befanden wir uns im Untergeschoss, sonst hätte ich diesen Penner diverse Treppen runtergetreten, wenn es nicht so eine Schweinerei oder Dellen in seinem Hinterkopf verursacht hätte. Obwohl es wirklich eine nette Vorstellung gewesen wäre, mitzuerleben, wie sein Schädel im steten Rhythmus auf die harten Stufen schlägt. Plum. Plum. Plum. Plum. Plum. Ich lächelte.
    Bei solchen Aktionen durfte man sich nicht in die Hosen machen, das wusste ich. Aber darüber machte ich mir keine Sorgen, denn so was konnte mir nicht passieren. Meine Stärken waren meine Skrupellosigkeit und meine Gefühlskälte. Es gelang mir, zu allem einen gesunden Abstand zu schaffen, außer zu meinem Mädchen. Ich war nicht umsonst in dieser Stadt verschrien. Es gab einen Grund, warum jeder meinen Namen kannte und ich niemals einen einzigen Boxkampf verloren hatte. Der Nervenkitzel war mein Elixier, ebenso wie das Spiel mit anderen Menschen. Obwohl ich versuchte, mit meinem Mädchen nur auf die nette Art zu spielen und ihr zuliebe, gut zu sein.
    Nichtsdestotrotz brauchte ich gelegentlich einfach mal einen anständigen Hirnfick. Hin und wieder musste ich alles Angestaute rauslassen und es den entsprechenden Arschlöchern zeigen. Jepp! Manchmal wollte ich ein bisschen Spaß außerhalb des Ringes und meine Regeln durchsetzen. Von Zeit zu Zeit hatte ich es nötig, mich über die reguläre Moral und die Ordnung zu erheben und meine eigenen Gesetze walten zu lassen. Nämlich dann, wenn jemand mit meinem Mädchen fickte!
    Harald Engel hatte mit meinem Mädchen gefickt, und zwar fett! Sie musste ihre Kindheit in einem stinkenden, vor sich hingammelnden, von Kakerlaken und anderem Ungeziefer verseuchten Müllberg verbringen, wobei er nicht mal die Eier in der Hose hatte, für das einzustehen, was seinen Schutz am meisten benötigte. Er war zu schwach, um sein eigenes Fleisch und Blut zu beschützen. Stattdessen hatte der Pisser sein hilfloses Kind als Punchingball missbraucht, wenn Frust und Aggressionen seinen ohnehin armseligen Verstand heimsuchten.
    Allein bei der Vorstellung verfestige sich mein Griff und ich hatte Mühe, ihn zu lockern, damit keine deftigen Blutergüsse zurückblieben. Die würde er an ganz anderen Stellen davontragen. An Teilen, wo ein gezielter Schlag ihn für Wochen plagen würde. Ich kannte alle – in und auswendig.
    Ich war mit den Schwächen des menschlichen Körpers bestens vertraut und wusste, wo sich beispielsweise der empfindlichste Punkt einer Frau befand, aber auch wo eine Berührung mit der Fingerspitze ausreichte, um einen Bären auszuknocken. Wie genau ich Harald Engel büßen lassen würde, stand bereits fest.
    Grinsend ließ ich ihn hinter meinem Auto liegen und beeilte mich, den Kofferraum zu öffnen und ihn darin zu einem Bündel zu verstauen. Mir war es gleich, dass die Dramatik etwas mit mir durchging, aber ein Bild von Mia-Baby, verzweifelt weinend auf dem dreckigen Boden sitzend, zwischen einer besoffenen Mutter und einem grölenden Vater reichte aus, um mein Blut kochen zu lassen.
    »Rache ist eine Fotze!« Schmunzelnd über meine übersetzte Redewendung schloss ich gerade die Heckklappe, als ich eine Bewegung im Augenwinkel wahrnahm. Instinktiv holte ich nach rechts aus und umfasste einen muskulösen Arm, den ich demjenigen auf dem Rücken verdrehte. Ein Wimmern verriet mir, dass mein großer Bruder ›unser Date‹ nicht vergessen hatte.
    Keine Ahnung, wieso er überhaupt einverstanden war, mir bei diesem ›romantischen Scheißdreck‹ zu helfen, wie er meine Überraschung für Mia liebevoll nannte.
    »Tris … Alles klar ... Du bist auf Kampfmodus. Wir haben´s verstanden und jetzt lass ihn los!« Tommy tätschelte mir fürsorglich die Schulter und ich entließ Phil mit einem geknurrten »Sorry!« aus meinem Eisengriff. Selbst er wusste, dass es besser war, sich nicht zu rühren, wenn ich ihn anwendete. Im zarten Alter von dreizehn Jahren hatte ich ihm dabei nämlich einmal den Arm gebrochen. Was für ein Stress! Eine Woche Nintendo-Verbot auf meiner alten Konsole, die ich mir knapp erspart hatte, war das Ergebnis. Ich sah noch heute rot, wenn ich daran dachte.
    Heute konnte ich meine Kraft besser einschätzen und hatte nicht vor, jemandem übermäßig wehzutun. Außer vielleicht dem haarigen Arschloch im Kofferraum. Aber Ausnahmen bestätigten ja bekanntlich die Regel.
    Während ich