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Immer wieder samstags

Immer wieder samstags

Titel: Immer wieder samstags Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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mein komplettes Sein nur noch um sie drehte. Ich wollte meine Zeit mit nichts anderem verbringen, als sie glücklich zu machen.
    Gestern hatte ich dabei versagt, total verkackt, um genau zu sein. Ich schmiss sie stattdessen aus dem Haus. Damit degradierte ich sie zu einem der x-beliebigen Spasten, obwohl sie mir vertrauen und an den neuen Tristan glauben sollte. Doch ich brachte nichts Besseres zustande, als das alte Arschloch raushängen zu lassen, welches sie bisher nur verletzt und verachtet hatte.
    Dann … war sie gegangen … einfach so, ebenso wie heute Morgen vor meinem Bruder und der Mini-Hexe. Als sie mich dort wie bestellt und nicht abgeholt stehen ließ, hatte sie dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Das Bedürfnis war groß gewesen, irgendjemandem dafür die Schuld zu geben – leider lag sie allein bei mir. Denn ich hatte ihr nie gesagt, was ich für sie empfand, ihr nie gegenüber zugegeben, dass sie mein neuer Lebensinhalt war. Sicherlich verglich sie sich mit einer dahergelaufenen Hobelschlunze, die mir nichts bedeutete.
    Nur wie gestand man jemanden seine Liebe, wenn man gerade erst selbst gecheckt hatte, dass man diese Gefühle überhaupt in sich trug? Es machte mir zwar keine Angst mehr, aber die Unsicherheit war omnipräsent. Fuck, ich war so eine verdammte Pussy!
    Es half nichts, ich versuchte Wiedergutmachung. Zwar wollte ich sie nicht in der gottverschissenen Kirche fingern und es zudem so sehr genießen, aber ich war ein schwacher Penner, der ihrem reinen, anziehenden Duft, dieser Wärme und ihren wunderschönen Karamellaugen niemals widerstehen konnte. Allein ihr Anblick ließ mich nur noch an Sex denken. Vom ersten Tag an war diese Lust ungebrochen und würde wohl auch nie ein Ende nehmen – nicht dass ich mich beschweren wollte. Dafür liebte ich die körperliche Ebene unserer Beziehung zu sehr. In der Hinsicht harmonierten wir perfekt!
    Ich wusste, welche Knöpfe ich bei ihr drücken musste, während sie sich nahm, was sie brauchte und sich mir komplett hingab.
    Fuck! Wie ich dieses kleine notgeile Wesen doch liebte!
    Während dieses phänomenalen Höhepunktes hatte ich gedacht, sie würde meine Finger zerquetschen, aber nachdem sie langsam wieder zu Atem gekommen war und vertrauensvoll die Stirn gegen meine lehnte, konnte ich mein Glück kaum fassen. Sie zu halten, ihre geröteten Wangen zu sehen, in diese leicht verschleierten Augen zu blicken und dieses sanfte Lächeln zu betrachten, machte mich glücklich. Wärme breitete sich allein bei dem Gedanken in mir aus, die eine tiefe Zufriedenheit mit sich brachte. Es war so banal und simpel: Mir ging es gut, weil es ihr gut ging.
    Doch dann hatte sie mich angeschaut. Mit diesen Augen, die – trotz aller Mauern und Widerstände, die sie bisher noch nicht niedergerissen hatte – es scheinbar vermochten, bis in mein Innersten vorzudringen und mich direkt zu durchleuchten, meine Seele zu erkennen und alles zu verstehen. Für mich war eindeutig, was sie dort finden würde.
    Meine Liebe für sie.
    Es fühlte sich an, wie erwischt worden zu sein, als sie mich dann tatsächlich fragte, auch wenn es eher einer Feststellung glich. Wortwörtlich sagte sie: »Du liebst mich, stimmt’s?« Ich fiel aus allen Wolken, denn ihre Empathie war bewundernswert. Sie war bewundernswert.
    So beschissen ihr Leben augenscheinlich verlief, ihre Freundlichkeit und Fröhlichkeit waren beispiellos. Wenn ich sie ansah, ging die Sonne auf, wenn sie lachte, musste ich es ihr gleichtun. Dieses anbetungswürdige Wesen verkörperte für mich alles Positive. Durch ihre Gutmütigkeit, ihrer Hilfsbereitschaft, ihrem Mitgefühl und aufgrund der Tatsache, dass sie jeden Scheiß mitmachte, stellte sie alle in den Schatten. Sie konnte über sich selbst lachen, ohne die Affektiertheit, die anderen in ihrem Alter zu eigen war, zeichnete sich durch Bescheidenheit aus, und ihre Gier stillte sie beim Sex. Mia entsprach der fleischgewordenen Perfektion. Wie könnte ich sie also nicht lieben? Wie? Sie hatte es trotz meiner Befürchtungen verdient, es zu hören.
    Daher fragte ich sie: »Wie könnte ich dich nicht lieben, Mia-Baby?«
    War sie vorher erstarrt, so versteinerte sie nun regelrecht – wie ein Gargoyle bei Tagesanbruch.
    Mittlerweile hatte sich die Kirche geleert, aber wir saßen noch immer auf der vorletzten Bank und schwiegen. Sie fokussierte den großen Altar an, als hätte sie ihre Religion für sich entdeckt. Im Profil sah ich, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, die

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