Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer wieder samstags

Immer wieder samstags

Titel: Immer wieder samstags Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
Vom Netzwerk:
Nase.
    »Jetzt tu nicht so! Wir wissen beide, was für ein versautes Luder du tief in dir bist und dass er genau darauf total abfährt. Es wird dir gefallen, und Tristan umso mehr! Ich garantiere dir, wenn du mit ihm fertig bist, wird es keinen Zweifel mehr an euch beiden geben ... Dann kann er nicht mehr zurück.«
    Ihre Worte klangen einleuchtend, wie immer. Erneut würde ich mich ihrer Idee beugen, eben weil sie meine einzige Freundin war, nur das Beste für mich wollte und es nicht infrage kam, sie zu enttäuschen.
    ***
    D ie weiteren Schulstunden flossen nur so an mir vorbei, ohne dass ich etwas bewusst wahrgenommen hätte. Meine Gedanken drehten sich dafür mal wieder viel zu sehr um Tristan, aber auch um mich. Ich musste mir eingestehen, wie verletzend es war, dass er mich immer noch vor jedem geheim hielt, auch wenn wohl spätestens nach der Kirchen-Aktion allen klar sein dürfte, was zwischen uns lief. Ja, er liebte mich und betrachtete mich nicht nur als lästiges Anhängsel oder Statussymbol, wie all die anderen Aufreißer an unserer Schule es mit beliebten Mädchen gerne taten. Mia Engel, das Statussymbol, sehr witzig. Aber selbst wenn ich ein gewisses Ansehen genossen hätte, niemals würde er sich mit mir schmücken oder mich nur als nettes Beiwerk betrachten, einzig und allein darauf bedacht, seine Triebe zu befriedigen. Stattdessen zeigte er mir sein wahres Ich, was er sonst jedem vorenthielt und bewies mir damit mehr, als Worte es je könnten, wie tief seine Gefühle tatsächlich gingen.
    Leider blieb der fade Beigeschmack, dass ihm sein Ruf immer noch wichtiger zu sein schien. Wäre ich eine der hübschen Barbiepüppchen, hätte er mich schon längst offiziell präsentiert. So aber blieb ich die kleine hässliche, pummlige Mia, die man verheimlichen musste. Es war völlig nebensächlich, wie besonders ich für ihn auch immer sein mochte, zu demütigend war letztendlich die Einsicht, dass er sich offenbar gleichzeitig für mich schämte.
    Dabei war dieser Wunsch präsent, mit ihm durch die Straßen zu laufen, vorzugsweise mit meiner Hand in seiner, während wir beispielsweise Eis aßen oder ins Kino gingen, am See lagen und uns sonnten. Völlig egal. Mir war nur wichtig, Zeit mit ihm zu verbringen, ihn zu küssen und anfassen zu dürfen, wann immer ich das Bedürfnis dazu verspürte.
    Allerdings ließ sich dann auch nicht vermeiden, ihm mein Leben zu zeigen, mein Zuhause zu öffnen. Wie er darauf reagieren würde, konnte ich unmöglich vorhersagen. Zwar akzeptierte er meine Eigenwilligkeit, aber ob dies ausreichte, um meine Welt zu tolerieren, wusste ich nicht. Gerade das machte mir eine Heidenangst. Allein die Vorstellung ließ mich in Schweiß ausbrechen, mein Herz rasen und meinen Atem sich beschleunigen. Würde es immer so sein, dass die Befürchtung mich gefangen nahm, ihn jederzeit zu verlieren? Könnte ich mir seiner jemals voll und ganz sicher sein? Keine Ahnung. Nur eines war glasklar: Seit Tristan Wrangler mich in sein Herz und seine Arme gelassen hatte, sehnte ich mich jede Minute meines Daseins nach seiner berauschenden Nähe, seinem wunderschönen Lachen, seinen gefühlvollen Berührungen und seinen wissenden Blicken. Kurzum: nach ihm.
    Heute konnte ich ihn jedoch nicht einmal aus der Ferne beobachten. Ob er schwer krank war? Definitiv war er ziemlich verschnupft. Schon witzig: Der legendäre Tristan verlor jegliche Härte, wenn seine Stimme heiser und nasal klang. Der selbsternannte Kontrollfreak stand wohl fast vor dem Wahnsinn, so hilflos ans Bett gefesselt. Kümmerte sich jemand um ihn? Ich konnte es nur hoffen, denn eigentlich hatte ich mir geschworen, immer für ihn da zu sein. Und jetzt?
    Jetzt machte ich ihm auch noch Ärger, ohne dass er die Möglichkeit hatte einzugreifen, indem ich mit Martin nach Hause fuhr. Nur blieb mir kaum eine Wahl. Es regnete kübelweise, mein Fahrrad war nicht zu gebrauchen, und Martin ein echt netter Kerl. Dazu kam, dass er mein Nachbar war und sowieso in dieselbe Richtung musste, daher wäre es doch wirklich dumm, sein Angebot abzuschlagen.
    Wie schon Vivi immerzu predigte: Ich sollte mehr auf das hören, was ich selber wollte. Genau das würde ich auch tun, indem ich ohne schlechtes Gewissen, entgegen Tristans »Befehl«, mit der Arschnase, wie er ihn nannte, heimfuhr.
    In dem Moment wurde ich gewahr, dass die stundenlangen Tiraden meiner Freundin, selbstbewusster zu werden, anscheinend wirkten. Es schien tatsächlich etwas hängen geblieben zu

Weitere Kostenlose Bücher