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Immer wieder samstags

Immer wieder samstags

Titel: Immer wieder samstags Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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Übel hasste er nichts mehr als leichtlebige Frauen.
    Im winzig kleinen Büro des Direktors wurde ich bereits von Harald, meinem Erzeuger, erwartet. Offenbar hatte er getrunken, sodass seine Wut über das normale Maß weit hinausging. Meine Beine zitterten unwillkürlich, als ich seinem glühenden Blick aus kleinen Augen begegnete.
    Ich wusste sofort, was mich daheim erwartete. Er würde ausrasten. Komplett. Mein Magen fühlte sich an wie ein Knoten, solche Panik ergriff mich.
    »Mia Marena!«, presste er unter seinem schwarzen Vollbart hervor und packte mich sofort grob am Oberarm.
    Direktor King blickte verwirrt zwischen uns hin und her, dann verzog er sein faltiges Gesicht und berührte die Schulter meines Vaters, doch dieser verstärkte nur den Griff.
    »Harald, immer mit der Ruhe«, sprach er ihn leise an, aber dieser schien ihn gar nicht wahrzunehmen.
    »Beweg sofort deinen Arsch ins Auto!«, zischte er mir leise zu. Ich zuckte zusammen, weil er meinen Arm schon fast quetschte und mich halb zur Tür rumschleuderte. »Danke, dass du mich angerufen hast. Ich werde das von jetzt an in die Hand nehmen!« Damit verabschiedete er sich von seinem alten Freund, dessen Gesicht sich zu einer schuldbewussten Miene verzog, bevor mein Vater die Tür hinter uns zuknallte und mich durch den Schulflur zog.
    »Ich hab schon immer gewusst, dass du für jeden die Beine breitmachst, genau wie deine Mutter! Aber wart’s nur ab, dir werde ich die Flausen schon noch austreiben, sobald wir zu Hause sind. Ich lasse mir von dir doch nicht meinen Ruf zerstören!«, schimpfte er laut vor sich hin. Die Schüler, die sich gerade auf den Heimweg machten, drehten alle ihre Köpfe nach uns um. Ich wäre am liebsten im Boden versunken und nie, nie, nie wieder aufgetaucht.
    Eine Steigerung dieses Albtraumes war doch nicht mehr möglich, oder? In dem Punkt sollte ich mich erneut irren.
    Denn als wir auf den Pausenhof traten, der an den Parkplatz grenzte, sah ich die Wranglers in der Ecke stehen. Sie blickten auf, als sie meinen nach wie vor laut fluchenden Vater bemerkten, der mich immer noch hinter sich herzerrte.
    Schnell sah ich weg. Das Maß der Demütigung war weit überschritten, weshalb ich auch die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Sie rannen über meine Wangen, während ich mich mit gesenktem Blick bemühte, nicht zu stolpern. Dabei fühlte ich mich eher wie eine Fünfjährige als wie eine siebzehnjährige junge Frau.
    »Papa …«, sprach ich ihn an und versuchte, meinen Arm loszumachen, um wenigsten ein winzig kleines bisschen Würde zu wahren, als wir an seinem Arbeitsauto – einem Polizeiwagen – ankamen. »Du tust mir weh!«
    Er schubste mich gegen das Auto, wie er es als Polizist wohl sonst nur mit Schwerverbrechern tun würde, die es in diesem kleinen Nest ohnehin nicht gab – vor den ganzen Schülern! Ich wimmerte laut auf.
    »Das war noch gar nichts. Ich werde dich mir vornehmen, wenn wir daheim sind!«
    Ich konnte gerade so einen Schrei unterdrücken, da wurde plötzlich sein Arm von mir weggerissen.
    »Was machst du da, verfickte Scheiße?«, brüllte eine mir nur allzu bekannte Stimme. Schockiert drehte ich mich um und sah gerade noch, wie Tristan meinen Vater von mir wegstieß und sich breitbeinig zwischen uns stellte.
    Oh. Mein. Gott!
    Vermutlich schaute ich genauso blöd wie alle anderen auf dem Pausenhof aus der Wäsche – einschließlich Harald. Viel zu schnell fing er sich jedoch wieder. Sein aufgedunsenes Gesicht lief vor Wut rot an.
    »Was geht dich das an, Wrangler?«, blaffte er und baute sich Nase an Nase vor ihm auf. Doch Tristan war erstens einen Kopf größer und hatte zweitens anscheinend vor nichts Angst, denn er zuckte nicht mal mit der Wimper, während er sich mit einem Polizisten anlegte.
    »Kindesmisshandlung geht jeden was an!«, zischte Tristan zurück und warf mir einen kurzen Blick zu.
    »Ach komm … halt dich da raus!« Mein Vater wollte an ihm vorbei nach mir greifen, doch Tristan packte ihn kurzerhand mit beiden Händen am Kragen und beförderte ihn mit voller Wucht gegen den Wagen. Der heftige Aufprall ließ das Auto erzittern. Dabei bewegte er sich so unsagbar schnell, dass mein Vater unmöglich reagieren konnte, als Tristan ihm den Unterarm gegen die Kehle drückte. »Fass sie nicht an!«, drohte er aufgebracht. Ich starrte ihn mit weit aufgerissenem Mund und schlotternden Knien an.
    Tristan beugte sich an Haralds Ohr und flüsterte ihm etwas zu, was ich nicht verstehen konnte. Dabei

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