Immorality Engine
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Schritte nachdachten. »Waren Sie schon in Sykesâ Wohnung, Sir Charles?«
Der Beamte nickte. »Ja, gestern, sobald wir wussten, dass er tot
ist, und bevor dies hier geschehen ist.«
»Und?«
»Rein gar nichts. Die Gemächer sind
blitzsauber. Seine Haushälterin war noch da und machte sich Sorgen, ihm könnte
etwas zugestoÃen sein. Wir haben keinerlei Hinweise auf irgendein Verbrechen
gefunden. Nichts, was ihn mit einem der früheren Einbrüche in Verbindung
bringen könnte. Kein Anzeichen einer mechanischen Spinne, keine Geheimkammern im
Haus.«
Newbury schüttelte enttäuscht den Kopf. »Genau wie beim letzten Mal, als Sie seine Bleibe durchsucht haben.«
Veronica tippte mit den Fingernägeln auf die Scheibe. »Aber wir
haben immer noch einen geheimnisvollen Todesfall zu klären. Und einen Einbruch.
Gibt es denn irgendeine Spur?«
»Nein, und das reizt mich zur WeiÃglut! Es passt alles nicht
zusammen, und der Todesfall und der Raub liegen sicher nicht zufällig zeitlich
so eng beieinander. Leider gibt es aber keinerlei Beweise und keine Spuren, die
uns zeigen könnten, wo wir mit den Nachforschungen beginnen sollten!«
Bainbridges Stimme klang in der Tat äuÃerst frustriert.
»Eine Spur haben wir vielleicht«, antwortete Newbury leise und
nachdenklich. »Ich muss zugeben, dass es nicht viel ist, aber Sie haben doch
bei dem Toten eine Visitenkarte gefunden. Was ist mit der Bastion Society,
Charles?«
Bainbridge beugte sich vor, bis das Licht der Laterne sein Gesicht
erfasste. Veronica sah, dass er lächelte. »Ja, Gott sei Dank, Newbury, ja! Es
ist nicht viel, da haben Sie recht, aber immerhin etwas! Was meinen Sie, wollen
wir ihnen heute Nachmittag einen Besuch abstatten?«
Newbury griff nach der Laterne. »Ich habe mich schon immer gefragt,
was diese Truppe in dem groÃen Haus treibt. Ich würde sagen, wir schnüffeln mal
ein bisschen herum.«
Veronica lächelte. »Ist es nicht genau das, was wir am besten
können, Sir Maurice?«
Er lachte, nahm die Laterne und verschwand in Richtung Tür. Die
anderen mussten sehen, wie sie hinter ihm den richtigen Weg fanden.
7
Dr. Lucien Fabian lieà sich nicht gern hetzen. An diesem
Tag war die Hektik unerträglich.
Er war früh aufgestanden, hatte bei den Patienten seine Runde
gemacht und dann der kleinen Hobbes eine weitere Reihe von Behandlungen zukommen
lassen, und das alles noch vor dem Mittagessen. Dann war Mr. Calverton mit
einer Mitteilungskarte aus dem Palast erschienen, und er hatte sich gezwungen
gesehen, das halb aufgegessene Filet Wellington und das halb getrunkene Glas
Merlot stehen zu lassen, in seine Karosse zu steigen und mit unerhörter
Geschwindigkeit zur Queen zu eilen. Unterwegs hielt er sich ängstlich am Sitz
fest, weil er fürchtete, der Kutscher werde jeden Augenblick die Gewalt über
das Fahrzeug verlieren oder, noch schlimmer,
frontal gegen eine entgegenkommende Omnibahn prallen. Sie holperten über das
Pflaster, dass ihm fast die Brille herunterfiel, die gefährlich weit unten auf
der Nasenspitze klemmte. Die Maschine röhrte, der schwarze Rauch wallte
um das Fahrzeug und legte sich auf die Scheiben. Dieser Tag war bisher ganz
gewiss nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte.
Nun musste er sich auch noch mit der Queen herumschlagen. Was wollte
sie nur von ihm? Konnte es wirklich wichtiger sein als seine Arbeit? Die
Botschaft war klar gewesen â es handelte sich nicht um einen medizinischen
Notfall. Die lebenserhaltenden Gerätschaften, in die er sie gepackt hatte,
funktionierten einwandfrei, nahmen ihr das Atmen ab, pumpten das Blut durch die
Adern und nährten sie. Was also war los? Warum riss man ihn so grob aus dem
Grayling Institute heraus? Er hasste es, jederzeit auf Abruf zur Verfügung zu
stehen wie ein SchoÃhund. Sprang sie mit ihren anderen Agenten genauso um?
Natürlich gab Victoria bei Hofe nicht bekannt, welche Stellung er
wirklich innehatte. Sie tat so, als wäre er völlig unwichtig und als käme sie
hervorragend ohne ihn zurecht. Zuerst hatte er sich gefragt, ob es ihr einfach
peinlich war und ob sie die Tatsache verdrängen wollte, dass er sie zumindest
in medizinischer Hinsicht besser kannte als jeder andere Mensch. Mit der Zeit
hatte er seine Meinung geändert und hielt sie inzwischen ganz einfach für eine
herzlose Hexe.
Er kicherte über
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