Immorality Engine
einen dauerhaften Schaden zuzufügen.«
Die Queen lachte humorlos. »Sie waren schon immer ein Feigling,
Doktor, und viel zu sehr darauf bedacht, mit dem Hals nicht in die Schlinge zu
geraten.« Schlagartig wurde sie wieder ernst. »Sorgen Sie dafür, dass die
Maschine binnen einer Woche reibungslos
funktioniert. Wir sind des Wartens müde.« Wieder lachte sie, und dieses
Mal klang es eher nach einer Drohung. »Und schlieÃen Sie bitte den Mund. Das
steht Ihnen nicht.«
Fabian stammelte benommen eine Entschuldigung und schob die Brille
auf der Nase hoch. »Aber das ist unmöglich, Euer Majestät. Absolut unmöglich.
Sieben Tage? Bisher haben wir kaum Fortschritte gemacht. Gewiss, wir kommen
voran, aber eine Woche! Das kann ich einfach nicht schaffen. Wir brauchen
Monate, um zu prüfen und zu experimentieren, ehe wir auch nur annähernd so weit
sind, einen halbwegs geregelten Betrieb aufzunehmen.«
Victorias Miene verhärtete sich. »Sie werden tun, was wir Ihnen
befehlen, Fabian .« Sie sprach den Namen aus wie einen
Fluch. »Sie werden hier hinausgehen und erst zurückkehren, wenn das Gerät
einwandfrei funktioniert.« Sie dachte nach und wählte die nächsten Worte
sorgfältig. »Verdoppeln Sie die Testläufe mit dem Mädchen.«
Selbst Fabian erbleichte angesichts dieses Befehls. »Aber Majestät,
das bringt sie um.«
»Es ist uns egal, ob sie lebt oder stirbt, solange die Tests
erfolgreich verlaufen. Finden Sie den Faktor, der sie von allen anderen
unterscheidet. Entdecken Sie den Grund für Ihre jüngsten Erfolge. Machen Sie
sich an die Arbeit.« Damit wandte sie sich von ihm ab und winkte geringschätzig
mit einer Hand. Er war entlassen.
Fabian blieb noch einen Moment reglos stehen, weil er nicht wusste,
wie er darauf reagieren sollte. Er wollte toben, weil ihre Forderungen und ihre
Ãberheblichkeit einfach lächerlich waren. Andererseits war ihm klar, dass er
diese Schlacht nicht gewinnen konnte. So knirschte er mit den Zähnen und bohrte
sich die Fingernägel in die Handflächen. Victoria würdigte ihn keines Blickes
mehr. Was sie anging, so war die Angelegenheit erledigt, und er hatte zu
existieren aufgehört.
Kochend und mit einem
frustrierenden Gefühl der Ohnmacht drehte Fabian sich auf dem Absatz um und
marschierte aus dem Audienzsaal. Victoria dagegen kicherte in sich hinein. Er
würde tun, was sie ihm befohlen hatte. Vorerst jedenfalls. Ihm blieb nichts
anderes übrig. Früher oder später würde er allerdings ernsthaft darangehen,
sich durchzusetzen, und dieser Zeitpunkt rückte mit jedem Tag näher.
8
Das Packworth House, in dem die Bastion Society logierte,
war möglicherweise das pompöseste Clubhaus, das Veronica je gesehen hatte, auch
wenn sie zugeben musste, dass sich ihr nicht eben zahlreiche Gelegenheiten
geboten hatten, Herrenclubs von innen zu besichtigen.
Dennoch, dieses Gebäude war
spektakulär und unterschied sich darin von den eher nüchternen Einrichtungen,
die sie bisher zu ihrem Leidwesen hatte aufsuchen müssen. Selbst Newburys White
Friars Club war trotz der Autoren und Künstler und der bohèmehaften Atmosphäre
nicht mit diesem Haus zu vergleichen. Staunend sah sie sich um. Das Geld, das
man hier ausgegeben hatteââ¦
Sie standen in einem riesigen Salon oder vielmehr einer Halle, die
drei- bis vierhundert Menschen aufnehmen konnte. Die Tische waren mit
auÃergewöhnlicher Präzision aufgestellt und hielten sich dabei an ein Muster,
das man vermutlich nur von der breiten verschnörkelten Galerie aus, die sich
hoch über ihren Köpfen rings um den Saal erstreckte, wirklich erkennen konnte.
Marmorne Figuren aus klassischen Sagen rahmten ein Kaminfeuer ein, das sogar zu
dieser frühen Stunde schon tosend brannte. Hohe Vasen mit hellen Emu- und
Pfauenfedern standen links und rechts daneben. Die Augen im Gefieder schienen
sie aufmerksam zu beobachten.
Diener eilten zwischen den Tischen umher und räumten ab, was nach
den Festlichkeiten des vergangenen Abends stehen geblieben war. Allem Anschein
nach hatte es sich um ein zügelloses Bankett gehandelt.
Vor den drei Ermittlern der Krone
stand Sir Enoch Graves, der Präsident des Clubs. Der Mann war unverkennbar ein
Exzentriker. Schon nach den ersten paar Worten, die er gesprochen hatte, war
Veronica sicher, dass er einerseits einen vorzüglichen Intellekt und
andererseits
Weitere Kostenlose Bücher