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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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erzwingen.
    Victoria gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem
schleimigen Husten und einem Kichern lag. »Schauen Sie ihn sich an, Sir
Charles. Er ist jung, sieht gut aus und ist wohlhabend. Warum sollte ein Mann
von seiner Stellung der Monarchin nach dem Leben trachten und in den
Buckingham-Palast einbrechen?« Sie starrte ihn an, als wollte sie keine
Einwände hören. »Jemand hat diesen jungen Mann beeinflusst und ihm
idealistische Flausen, wie man die Welt verbessern könne, in den Kopf gesetzt.
Jemand, der weit wichtigere Interessen vertritt als die eines formbaren jungen
Strebers. Es ist jemand, der uns den Tod wünscht.«
    Bainbridge nickte gemessen. »Gab es denn irgendwelche Vorzeichen
oder Warnungen? Protestbriefe vielleicht?«
    Victoria seufzte. »Die bekommen wir jeden Tag … und zwar Tausende
aus dem ganzen Empire. Anscheinend können wir nicht einmal den kleinen Finger
rühren, ohne eine Woge der Unzufriedenheit auszulösen. Es sind schwierige
Zeiten, Sir Charles.«
    Damit hatte Bainbridge gerechnet. Er versuchte, seine Gereiztheit zu überspielen. »Gibt es bestimmte
Interessengruppen, die Euer Majestät Sorgen bereiten? Gibt es Gruppen, die
unlängst ihre Aktivitäten verstärkt oder häufiger protestiert haben als früher?
Irgendwelche politischen Lager, die aufgefallen sind?«
    Â»Hören Sie doch auf, um die zentrale Frage herumzuschleichen wie die
Katze um den heißen Brei!«, fauchte Victoria. Vorwurfsvoll hallte es durch den
Audienzsaal. »Wenn Sie wissen wollen, ob wir eine Ahnung haben, wer hinter dem
Angriff steckt, dann lautet die Antwort: Nein. Oder vielmehr: Uns fällt niemand
Bestimmtes ein. Wir haben es schon vor langer Zeit aufgegeben, die Feinde zu zählen, die uns tot sehen wollen. Es sind zu viele,
und diese Angelegenheit interessiert uns nicht länger.« Sie kniff die Augen
zusammen. »Es ist Ihre Aufgabe, Sir Charles, herauszufinden, wer von ihnen für diese
Unverschämtheit verantwortlich ist, damit wir ihn zerschmettern können. Finden
Sie das gefühllos?«
    Bainbridge fand keinen Gefallen an den Spielchen der Queen. Dabei
konnte er nicht gewinnen. »Nicht gefühllos, Euer Majestät. Eher schon
notwendig.«
    Victoria nahm die Antwort mit einer versöhnlichen Geste zur
Kenntnis. »Wir fürchten, wir können Ihnen außer dieser stummen Leiche nichts
anbieten, Sir Charles.«
    Â»Haben Euer Majestät vielleicht seine Taschen durchsucht?«, fragte
Bainbridge.
    Die Monarchin neigte den Kopf. »Sie sind völlig leer. Nichts
Nützliches war darin. Keine Papiere, keine Brieftasche, keine Karten, keine
Anweisungen. Keine Schlüssel. Absolut nichts. Wer die Verantwortlichen auch
sind, sie haben den jungen Mann auf sein Vorhaben gut vorbereitet und wussten
ganz genau, welche Konsequenzen ein Fehler haben kann. Wir fragen uns, ob der
junge Mann sich über seine Lage ebenso gut im Klaren war.«
    Bainbridge starrte den Toten an und versuchte, ihn mit Newburys
Augen zu sehen. Es nützte nichts, es gelang ihm nicht. Er arbeitete nicht wie
Newbury, er war ein ganz anderer Typ. Bainbridge verließ sich auf seinen
Spürsinn, der sich in gut zwanzig Jahren Polizeiarbeit entwickelt hatte. Er
hörte auf sein Bauchgefühl, und das sagte ihm, dass Victoria richtiglag. Der
Eindringling war in gewisser Weise ein Bote, eine Warnung. Er war die Vorhut
eines größeren Angriffs. Die Queen tat gut daran, das Schlimmste zu befürchten.
»Was auch zutreffen mag, Euer Majestät, die Konsequenzen werden schrecklich
sein, wenn wir den Verantwortlichen finden.«
    Â»Das will ich doch hoffen«, erwiderte sie. Bainbridge zweifelte
keine Sekunde daran, dass sie ihre Drohungen wahr machen würde.
    Â»Ich schicke eine Abteilung von Scotland Yard hier in den Palast
herüber, Majestät. Meine Männer können mit den Wachmannschaften
zusammenarbeiten und die Sicherheitsmaßnahmen koordinieren.« Bainbridge wollte
bereit sein, wenn der Feind, wer es auch war, abermals zuschlug.
    Â»Wenn Sie es für nötig halten«, entgegnete sie mit einem Tonfall,
der ihm verriet, wie wenig sie im Grunde davon hielt.
    Â»Ich lasse den Toten zwecks Identifizierung abholen, und ich
versichere Euer Majestät, dass ich alles tun werde, um diese Angelegenheit
aufzuklären.«
    Victoria lachte wieder. Ihre Miene zeigte ihm, was sie dachte: Seine
Zukunft hing

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