Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
Vom Netzwerk:
aufsuchen, der
mit einer großen Polizeitruppe herkommen würde? Wieder stand sie auf, langte
nach dem Türgriff und kehrte abermals zu ihrem Platz in der stillen Kabine
zurück. Die Pferde spürten anscheinend ihre Nervosität und stampften auf dem
Kies. Der Kutscher hatte von Newbury ein ordentliches Trinkgeld und die
Anweisung bekommen, sich um nichts zu kümmern, so ungewöhnlich es ihm auch
vorkommen mochte. Deshalb konnte sie sicher sein, dass er sie nicht stören
würde, egal wie oft sie ohnmächtig die Faust gegen die Tür drosch.
    Schließlich zog Veronica den Vorhang des Fensters auf. Diese
bizarre, albtraumhafte Gestalt mit dem weißen Gesicht stand immer noch in der
Tür des Hauses und starrte sie unverwandt an. Drinnen war sie über das
absonderliche Äußere des Wesens erschrocken. Jetzt wusste sie nicht mehr, was
sie davon halten sollte. War es ein Mann oder eine Maschine? Die stechenden
blauen Augen gehörten zweifellos einem Menschen, doch verschiedene Körperteile,
vor allem beide Beine, waren unverkennbar mechanisch. Und warum trug er diese
Maske? War er auch nur ein Patient, oder gehörte er zu den Mitarbeitern? Noch
wichtiger, warum hatte er nicht Alarm geschlagen? Und warum stand er jetzt dort
drüben in der Tür und beobachtete sie?
    Diese und andere Fragen schossen ihr durch den Kopf. Doch sie konnte
nicht mehr klar denken und hätte am liebsten laut geschrien. Sie konnte die
Erinnerung an das Gesicht der Amelia, die im Halbdunkel auf dem seltsamen Rad
gelegen und sich mit den Elektroden auf den Schläfen schreiend gedreht hatte,
nicht abschütteln. Und dann die dunklen, blutunterlaufenen Augen der anderen
Amelia, die man auf den Stuhl geschnallt hatte. Oder die bleiche Haut der toten
Amelia auf dem Tisch.
    Und dann die Geräusche … das Murmeln und Tuscheln, die kurzen
Ausblicke auf das, was noch kommen sollte. Sie hatten in der Dunkelheit über
kommende Schrecken geredet, über einen drohenden Sturm von Tod und Vernichtung.
Sie hatten über Maschinen geflüstert, die wie Menschen umherliefen, und über
eine Belagerung, mit der alles zu Ende gehen würde.
    Wieder einmal streckte Veronica die Hand zur Tür aus. Was sollte sie
tun? In der Droschke warten? Nein, sie musste ins Haus zurück! Sie musste
Amelia aus dem schrecklichen Institut retten. Was Dr. Fabian dort auch tat, es
war unermesslich böse. Irgendwie hatte er ihre Schwester kopiert. Er hatte sie
dupliziert, damit er die bejammernswerten Kopien quälen und mit seltsamen Maschinen
verbinden konnte, wo sie Anfälle bekamen, damit sie die Zukunft vorhersagten.
Sie fragte sich, ob die Queen davon wusste oder sogar dahintersteckte.
    Veronica musste die echte Amelia finden, die offensichtlich in Gefahr schwebte. Wenn ihre Schwester nun
ebenfalls gefoltert wurde? Obwohl sie immer noch nicht sicher war, was sie
unternehmen konnte, außer ins Institut zu stürmen und zu verlangen, ihre
Schwester zu sehen, warf sie die Tür der Kabine auf – und sah Newbury auf
dem Kiesweg stehen. Überrascht blickte er zu ihr hoch.
    Â»Veronica? Alles in Ordnung?«
    Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Erschöpft,
verwirrt und vor Zorn kochend stolperte sie aus der Droschke und stürzte ihm
mehr oder weniger in die Arme, machte ihrer Wut Luft und trommelte ihm mit den
Fäusten auf die Brust. Er hielt sie, während sie an seiner Schulter weinte, bis
das Schlimmste vorbei war.
    Dann schob er sie behutsam von sich weg, fasste sie an den Schultern
und suchte ihren Blick. »War es so schlimm?«
    Veronica brachte kaum ein Wort heraus. Sie wollte ihm zeigen, was
sie gesehen hatte, denn sie wusste, dass sie diesen Schrecken mit Worten
niemals richtig würde beschreiben können. »Schlimmer, als Sie es sich
vorstellen können.«
    Newbury zog sie wieder an sich und streichelte ihr den Kopf. »Es tut
mir so leid, dass ich Sie gebeten habe, das auf sich zu nehmen, Veronica.«
    Â»Nein!«, gab sie entschieden zurück. »Nein, entschuldigen Sie sich
nicht. Wären Sie nicht gewesen, dann hätte ich mich ferngehalten, wie man es
verlangt hat.«
    Newbury wollte sie wieder in die Droschke schieben. »Kommen Sie, wir
wollen aufbrechen, und unterwegs können Sie mir alles erzählen.«
    Sie wich einen Schritt zurück und versperrte die Tür. »Wir können
nicht wegfahren«, flehte sie. »Wir können sie

Weitere Kostenlose Bücher