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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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einem Ruck, der seine ganze Kraft
erforderte, warf er sie auf. Sie hing noch in den beschädigten Scharnieren und
knallte laut gegen die versengte Seite der Droschke. Vorsichtig spähte er
hinaus.
    Nichts. Nichts außer der
Dunkelheit und dem Prasseln der Regentropfen auf dem Pflaster. Von dem
Angreifer war weit und breit keine Spur zu entdecken. Wie weit hatten die
Pferde die Kutsche nach der ersten Explosion mitgeschleift? Er hatte keine
Ahnung, er hatte die Orientierung verloren und sah sich hilflos über die
Schulter um. Die Droschke war seitlich in ein Schaufenster gerutscht, hatte das
Glas zerschmettert und Früchte und Gemüse auf dem Boden verteilt. Vorn stieg
dicker schwarzer Rauch auf. Dort hatte die zweite Explosion den Kutschbock von
der Kabine gerissen. Der Kutscher war nirgends zu entdecken.
    Bainbridge schob den Gehstock ganz hinaus und musste sich gleich
danach schrecklich anstrengen, um den Türrahmen zu packen und sich allein mit
der Kraft der Arme ganz nach draußen zu ziehen, während die Beine nutzlos im
leeren Raum baumelten. Schließlich konnte er an der Droschke entlang auf das
feuchte Pflaster hinabrutschen. Als er auf dem Boden aufkam, unterdrückte er
einen Schmerzensschrei. Schwer keuchend wischte er sich mit dem Ärmel das Blut
aus dem Gesicht.
    Die Straße, in der er sich befand, kannte er nicht, aber wo er auch
war, die Gegend schien menschenleer. Ringsum war alles still und stumm, wenn
man von dem Knarren des Kutschenrades absah, das sich einsam und gemächlich auf
der senkrecht stehenden Achse drehte.
    Der Frieden wurde von einem schrillen Pfeifen gestört, als etwas vom Himmel herabflog. Mit einem
dumpfen Klirren landete ein Metallgegenstand nur wenige Schritte von ihm
entfernt auf dem Pflaster. Ein weiterer Sprengkörper.
    Bainbridge wartete nicht, um sich zu vergewissern, wo das Ding
gelandet war. Er ging hinter der zertrümmerten Kutsche in Deckung, flog
förmlich um die Ecke der Kabine herum und duckte sich zwischen der Droschke und
dem geborstenen Schaufenster. Entsetzt erkannte er, dass sich sein Gesicht nur
eine Handbreit vor den grässlich verstümmelten Überresten des Kutschers befand,
den die Explosionen förmlich in Stücke gerissen hatten. Der Rumpf war
aufgeplatzt, die inneren Organe lagen als roter Haufen auf dem Pflaster, die
Beine fehlten völlig. Der Schädel war in Höhe der linken Augenbraue gebrochen,
das Blut sickerte auf die Straße und sammelte sich zwischen den Äpfeln, die aus
dem Schaufenster gerollt waren und ihn wie eine bizarre Zuschauergruppe
umringten. Die Reste des Gesichts waren mit Blut und Dreck verschmiert. Jetzt
sah Bainbridge auch die ebenfalls zerfetzten toten Pferde. Bei einem konnte er
die Rippen erkennen, bei dem anderen das Hüftgelenk. Von dem Anblick und dem
Geruch wurde ihm übel.
    Es gab ein weiteres lautes
Krachen, als hätte sich der Himmel gespalten. Von der Brandbombe ging ein so
helles Licht aus, dass Bainbridge sich fragte, ob er jemals wieder würde normal
sehen können.
    Die Explosion drückte das Dach der Droschke gegen ihn. Er ging zu
Boden und verstauchte sich den Ellenbogen.
    Erschüttert, aber immer noch atmend, blinzelte Bainbridge wie wild,
um endlich wieder etwas sehen zu können.
Nachdem er einige Augenblicke auf dem Pflaster nach dem Stock getastet hatte,
fand er ihn und hielt ihn beruhigt fest. Wahrscheinlich konnte er ihn bald gut
brauchen.
    Unten bleiben, sagte er sich. Sie sollen dich für tot halten. Er bemühte sich, den Atem
zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bekommen, während er wartete, bis er sich
wieder auf die Augen verlassen konnte.
    Jetzt war es still. Abgesehen von
dem ewigen Trommeln der Regentropfen und dem Zischen, wo feuchtes Holz und
Bemalung in Flammen aufgingen, da die
Kutsche durch die letzte Explosion
Feuer gefangen hatte, war nichts zu hören. Nach wenigen Augenblicken brannte
das ganze Gehäuse lichterloh. Bainbridge, der nur ein kleines Stück
entfernt am Boden lag, spürte die Hitze.
    Dann näherten sich Schritte und Stimmen. Offenbar waren es zwei
Männer. Bainbridge packte den Gehstock fester. So einfach ließ er sich nicht
unterkriegen. Er blieb jedoch zunächst reglos liegen und stellte sich tot. Die
Augen öffnete er gerade weit genug, um zu erkennen, ob die Angreifer
tatsächlich zu ihm kamen. Und richtig, die Schritte wurden lauter, doch die
Männer selbst konnte er nicht

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