Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
Vom Netzwerk:
die
Prophezeiungen bestellt?«
    Der Arzt scharrte unbehaglich mit den Füßen. Natürlich hatte er mit
dieser Frage gerechnet, doch er wurde immer nervös, wenn es um die besonderen
Gaben des Hobbes-Mädchens ging. Als Wissenschaftler fand er das Phänomen
faszinierend, doch sobald er die Tatsachen näher betrachtete, war ihm die Sache
nicht mehr geheuer. Das Mädchen konnte in die
Zukunft blicken, was jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrte. Ganz
egal, wie intensiv er nach den Gründen forschte und wie sehr er Amelia antrieb,
er fand keine rationale Erklärung für ihre Fähigkeiten. Hätte er es nicht
besser gewusst, er hätte es als Schwindel abgetan. Allerdings hatte er die
Beweise mit eigenen Augen gesehen.
    Fabian hatte lange Nächte damit
verbracht, Amelias Träume zu transkribieren. Er hatte ganze Notizblöcke mit
ihren hellsichtigen Tiraden gefüllt und die Visionen umrissen, die sie
beschrieben hatte. Im Laufe der Zeit war er Zeuge vieler Prophezeiungen
geworden. Es war bemerkenswert, wirklich bemerkenswert, und die Sache nahm
ihren Ursprung zweifellos auf der übernatürlichen Ebene und nicht im vertrauten
Reich der Wissenschaft. Er fürchtete, er werde nie wirklich fähig sein, Amelias
Geheimnisse zu lüften, denn er konnte einfach nicht verstehen, woher ihre
Kräfte kamen. Sie lagen außerhalb seines Erfahrungsbereichs und gehörten eher
in die Domäne von Priestern und Heiligen als in jene der Medizin.
    Dennoch konnte Fabian nicht aufhören. Er musste einfach immer weiter
vorstoßen, die Grenzen ausloten und mit dem Mädchen experimentieren. Er musste erkennen und verstehen, was in ihr wirkte,
genau wie er das Uhrwerksherz in Victorias Brust durchschaute. Er musste es verstehen . Und er würde nicht lockerlassen, bis er es
ergründet hatte.
    Fabian wurde bewusst, dass die Queen auf eine Antwort wartete. »Die
Prophezeiungen sind unverändert, Euer Majestät. Ganz egal, welchen Einfluss ich
ausübe und wie viele ich auslöse … es ist immer die gleiche Geschichte. Es geht
um Zerstörung und Kriegsmaschinen, um Feuer und Tod. Ein großes Haus würde
niedergerissen, Chaos und Verzweiflung stünden uns bevor …« Er ließ den Satz
unvollendet.
    Victoria nickte. »Unsere Feinde rücken an, Fabian. Der Eindringling
war nur eine Warnung. Es wird noch mehr geschehen. Diese Prophezeiungen –
wir glauben, dass es in ihnen um die Zerstörung dieses Palasts und um unseren
Tod geht. Es gilt um jeden Preis zu verhindern, dass sie wahr werden.«
    Â»Was können wir denn tun, Majestät?«
    Â»Die Royal Engineers haben den Palast befestigt. Die Wachen sind
verdoppelt, Scotland Yard ist alarmiert und im Einsatz. Wir stehen
unerschütterlich da und können nicht bezwungen werden, wir sind eine Festung.
Wir sind England, Doktor, und wir dürfen nicht untergehen.« Victoria hob eine
Hand zum Mund, um den blutigen Speichel abzuwischen. »Es war höchst nützlich,
dass die kleine Hobbes unsere Befürchtungen bestätigt hat. Wirklich höchst
nützlich. Wir werden bereit sein, wenn es zum Schlimmsten kommt. In den
bevorstehenden dunklen Zeiten werden wir von dem Mädchen und seinen Gaben
sicher noch häufig Gebrauch machen.«
    Falls sie überhaupt so lange überlebt, dachte Fabian. Er schob sich mit dem Zeigefinger die Brille auf der Nase hoch.
Er schwitzte schon wieder. An den Worten der Königin gab es nichts zu deuteln.
Sie war bereit, jeden unverschämten Emporkömmling mit der Macht einer Riesin zu
zerschmettern. Aber wer würde es schon wagen, gegen die Queen vorzugehen? Wer
wäre so dumm, den Palast zu stürmen? Und was könnte man sich von so einem
Unternehmen erhoffen?
    Abermals wurde die Herrscherin von
einem Husten geschüttelt und hob die Hand zum Mund. Blut rann zwischen den
Fingern hindurch. Der Arzt stürzte auf sie zu und zückte ein Taschentuch, um
das Blut abzuwischen. »Majestät, es geht Ihnen nicht gut. Erlauben Sie mir,
Ihnen zu helfen.«
    Victoria stöhnte leise und hieß ihn mit einem Winken, sie in Ruhe zu
lassen. Er wich zurück und begriff, dass sie ihn auslachte. »Uns geht es schon sehr
lange nicht gut, Dr. Fabian. Sehr, sehr lange.« Wieder spuckte sie in das
Seidentuch, das sie in der Faust zusammengeknüllt hatte. »Lassen Sie uns jetzt
allein. Kehren Sie in ihr kleines Labor zurück, und

Weitere Kostenlose Bücher