Immorality Engine
Polizisten einen weiteren kräftigen Schlag in die
Magengrube zu versetzen. Bainbridge blockte zwar ab, war jedoch zu langsam. Er
krümmte sich und bekam obendrein noch das unverletzte Knie des Mannes ins
Gesicht. Das Blut spritzte in einem weiten Bogen hervor, als das Nasenbein
brach.
»Mit schönen GrüÃen von Sir Enoch Graves«, kicherte der Mann.
Bainbridge sank aufs Pflaster. Enoch Graves. Also steckte die
Bastion Society dahinter.
Vor seinen Augen tanzten die Sterne. Er sträubte sich gegen die
Ohnmacht, die ihn zu überwältigen drohte. Am Rand seines Gesichtsfelds wurde es
dunkel. Nein! Nicht so! Ich will nicht so abtreten!
Er tastete umher und suchte nach irgendetwas, das er als Waffe
einsetzen könnte. Nichts. Seine Finger kratzten über das nasse Pflaster. Wo war
der Gehstock?
Der Stiefel des Mannes presste
seine Hand schmerzhaft auf den Boden. Er blickte zu dem Angreifer hoch,
zu dem brutalen und höhnisch verzerrten Gesicht, das die Flammen der brennenden
Kutsche beleuchteten. Das Regenwasser lief ihm in kleinen Bächen über die
Wangen.
Bainbridge tat der ganze Körper weh. Er stöhnte und versuchte
wegzukriechen.
Der Mann spuckte ihn an, der Batzen
landete mitten im Gesicht des Chief Inspector, der unwillkürlich zusammenzuckte.
»Das war es dann, alter Knacker. Du hast mir schon genug Ãrger gemacht. Es wird
für uns beide leichter sein, wenn du einfach liegen bleibst und das
Unvermeidliche hinnimmst.«
»Wohl kaum«, krächzte Bainbridge, während er ruckartig den Fuà hob
und den Mann zwischen den Beinen traf. Der Angreifer wich zurück und gab die
zerquetschte Hand wieder frei.
Hustend und würgend rollte Bainbridge sich ab. Er sah sich eilig um
und entdeckte den Gehstock nur ein paar Schritte entfernt auf dem Boden. Rasch
stürzte er hinüber und erreichte ihn just in dem Moment, als der Mann ihm die
geballte Faust mit aller Kraft auf den Kopf schlug. Er ging auf dem kalten,
nassen Boden nieder.
Schwach und voller Schmerzen zerrte
Bainbridge an dem unter ihm liegenden Gehstock. SchlieÃlich hielt er den
Schaft in einer und den Griff in der anderen Hand und drehte kräftig. Der Mann
hatte ihn inzwischen an den FüÃen gepackt und schleifte ihn rückwärts zu der
brennenden Droschke.
Bainbridge hörte auf, sich zu sträuben, und tat, als hätte er jeden
Widerstand aufgegeben. Unter ihm begann sich der Schaft des Gehstocks jedoch
bereits zu entfalten. Die langen hölzernen Klappen schwenkten heraus und
glitten an die richtigen Positionen, bis am oberen Ende ein sich drehender
Käfig entstand. Die Drehung gewann rasch an Tempo, der Stock summte und
zischte, während sich in der Kammer ein Lichtbogen aufbaute. Die elektrische Ladung erzeugte einen blauen Schein, blieb
vorerst aber noch im Innern der tödlichen Waffe gespeichert.
Er hielt den verwandelten Gehstock unter sich, damit die Ladung
weiter zunehmen konnte, während der Verbrecher ihn grob über das Pflaster schleifte. Das Feuer brannte heià und wild. Er musste
bald etwas unternehmen.
Der Angreifer grunzte vor Anstrengung, als er Bainbridge durch die
Gegend schleppte. SchlieÃlich wurde er langsamer.
Das war die Gelegenheit. Bainbridge nutzte die FuÃgelenke des Mannes
als Angelpunkt, warf sich herum, richtete sich halb auf und stieà dem Kerl die
Spitze des Stocks tief in den Bauch.
Ãberrascht und erschrocken schrie der Verbrecher auf und lieÃ
Bainbridges FüÃe los, um nach dem festsitzenden Gehstock zu greifen, der wie
ein Speer aus seinem Bauch ragte.
Es war zu spät. Der Gehstock gab die elektrische Ladung ab, und der
Mann zitterte, zuckte, sprang und tanzte vor Krämpfen, als die StromstöÃe durch
seinen Körper fuhren. Er öffnete den Mund zu
einem Schrei, und sogar zwischen den Zähnen zuckten blaue Blitze.
Gleichzeitig sträubten sich ihm die Haare und knisterten vor statischer
Elektrizität. Ein widerlicher Geruch von brennendem Fleisch ging von ihm aus.
Sekunden später war die Ladung erschöpft, und der Mann ging tot zu
Boden. Er fiel rückwärts hin und prallte mit einem schmatzenden Schlag aufs
Pflaster.
Erschöpft rappelte Bainbridge sich auf. Der Regen peitschte ihm ins
Gesicht, die Flammen spuckten und zischten dicht neben ihm. Der Ohnmacht nahe,
schwankte er und stieà ein leises Stöhnen aus. Sein Atem war ein abgerissenes
Keuchen. Er blickte zu dem ersten Mann, um
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