Immorality Engine
verstoÃen, woran sie glauben.
Aber Fabian hatte keine derartigen Bedenken.«
»Dann steckt die Queen dahinter«, schimpfte sie. »Es kann gar nicht
anders sein. Sie zieht die Fäden, Newbury. Ich weià es ganz genau.«
Er wollte ihr widersprechen und sie fragen, wie sie so sicher sein
konnte, brachte aber auf einmal kein Wort mehr heraus. Er zitterte am ganzen
Körper, der Schweià lief ihm übers Gesicht. Er fuhr sich mit den Fingern durch
die Haare und lockerte den Kragen. Am ganzen Körper kribbelte die Haut. »Wir
müssen hier herauskommen«, sagte er.
Besorgt wandte Veronica sich ihm zu. »Was ist los? Was haben sie mit
Ihnen getan?« Sie rutschte herum und kniete
sich vor ihn, um sein Gesicht in beide Hände zu nehmen. »Oh, Maurice«,
sagte sie, als es ihr bewusst wurde.
»Es tut mir leid.« Mehr bekam er nicht heraus. »Es tut mir so leidââ¦
das Kraut.«
Er schloss die Augen. Veronica drückte ihn an sich und hielt ihn fest, während er zitterte. Er sehnte
sich nach dem Vergessen. Nichts war ihm jetzt wichtiger als die braune Flasche
Laudanum mit dem abblätternden Etikett, die er in seinem Arbeitszimmer
aufbewahrte, und die süÃe Ohnmacht, die sie ihm verhieÃ.
20
Bainbridge erwachte zögernd, das Bewusstsein kehrte in
einer Serie kleiner Explosionen von Licht und Geräuschen zurück. Dann hörte er
Satzfetzen, eine Frauenstimme. Ein heller Schein, der Geruch von brennendem Holz, das Schmatzen von Regentropfen
auf der Wange. Das Atmen tat ihm weh. Selbst das nackte Leben schien ihm
bereits in jeder Faser seines Körpers Schmerzen zu bereiten. Er fror, er war nass, den linken Arm spürte er gar nicht.
Flatternd schlug er die Augen auf. Er lag auf dem Rücken. Ãber sich
sah er nur den weiten grauen Himmel, vor dem eine Kaskade von Regentropfen
herunterströmte und im Licht einer StraÃenlaterne schimmerte. Links kräuselte
sich etwas Schwarzes. Fettiger Rauch, der in einer dunklen Säule emporstieg.
Kalt und hart drückte das Pflaster unter seinem Kopf.
Langsam richtete er sich auf, bis er saÃ, tastete nach dem Gehstock
und fand ihn nicht. Verwirrt sah er sich um. Dann kehrten die Erinnerungen zurück.
Die Droschke. Die Explosionen. Die beiden Angreifer. Er hatte den Stock einem
der beiden in den Bauch gerammt.
Was hatte der Mann noch gleich gesagt, als Bainbridge am Boden
gelegen und Blut gespuckt hatte? »Mit schönen GrüÃen von Enoch Graves.« Die Bastion
Society. Aber natürlich. Zuerst hatten sie einen
Anschlag auf Miss Hobbes verübt, nun waren sie auf ihn losgegangen.
Er musste sich beeilen und möglichst schnell Newbury erreichen,
damit sein Freund nicht unversehens in die Höhle des Löwen spazierteâ⦠falls es
nicht schon zu spät war. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war und wie lange
er bewusstlos gewesen war. Auf jeden Fall hatte ihn der Regen bis auf die
Knochen durchnässt, und im ganzen Körper pochten grässliche Schmerzen.
Nun ja, fast überall. Der linke Arm war nach wie vor gefühllos.
Bainbridge blickte nach unten. Im Oberarm, knapp unterhalb der
Schulter, steckte ein scharfkantiges Stück Metall von der GröÃe einer
Männerhand. Rings um die Wunde war das Jackett mit Blut getränkt, Gott sei Dank
hatte die Blutung aber aufgehört. Der Stoff war versengt und schmorte noch von
dem Brand, der die Droschke zerstört hatte. Abwesend fragte er sich, wie lange
er wohl im Regen gelegen hatte.
Dann kehrte das Gefühl zurück, und Bainbridge heulte auf, als es in
seiner Schulter schrecklich stach. Er fürchtete, gleich noch einmal ohnmächtig
zu werden, stützte sich aber mit der anderen Hand ab und schaffte es, bei
Bewusstsein zu bleiben. Hatte der zweite Angreifer die Explosion überlebt? Käme
er gleich herbei, um sein Werk zu vollenden? Bainbridge musste sich
eingestehen, dass er nicht mehr die Kraft hatte, sich zu wehren.
Benommen hob er den Kopf und sah sich um. Ein Mann und eine Frau
stürzten mit besorgter Miene auf ihn zu. Hinter ihnen erkannte er die
zertrümmerten Ãberreste der Droschke, die trotz des prasselnden Regens immer
noch brannte. Die Explosion hatte ihn gut fünf Schritte weggeschleudert, wenn
nicht noch weiter. In der Nähe tummelten sich noch andere Leute, die entsetzte
Mienen machten, als sie die verstümmelten
Pferde und die zerfetzten Ãberreste dreier Männer
Weitere Kostenlose Bücher