Immortal. Dunkle Leidenschaft
das?
Adrian verdrängte die entsetzliche Vorstellung von dem Dämon, der Amber grausamst misshandelte, und schlug einen betont vernünftigen Ton an: »Wir können nicht sterben, Tain! Wir sind Unsterblichenkrieger, die Jahrtausende gegen das Böse kämpfen, bis die Göttin entscheidet, dass wir genug getan haben, oder bis unsere Welt untergeht.« Er dachte an die Skizzen in Susans Notizbuch und die Worte Das Ende der Welt, wie wir sie kennen . »Die Welt enden zu lassen ist eine prima Idee für Comics oder Filme, aber in der Realität funktioniert das nicht. Falls er – sie – dir das gesagt hat, lügt er!«
Vollkommen ungerührt und geduldig erwiderte Tain: »Mein weiser großer Bruder! Adrian, was würde geschehen, sollte die schwarze Magie über die weiße siegen? Um das zu verhindern, wurden wir erschaffen.« Er beugte sich näher zu Adrian und stieß ein Lachen aus, bei dem Adrian noch kälter wurde. »Unsere Raison d’être, wie du gesagt hast. Was passiert dann?«
»Die Todesmagie wird die Welt überrennen, nur dauert es nicht an. Schwarze Magie braucht weiße, um zu überleben. Leben und Tod müssen im Gleichgewicht sein. Deshalb gibt es uns: um die wahnwitzigen Todesmagiewesen davon abzuhalten, das Gleichgewicht zu stören.«
Tain nickte bedächtig. »Und wenn die Todesmagie nicht überleben kann, wird auch sie verschwinden. Was aber geschieht, wenn es weder Lebens- noch Todesmagie mehr gibt?« Wieder lehnte er sich mit einem traurigen Lächeln zu Adrian. »Alles ist fort, somit auch die Unsterblichen. Sie werden nicht mehr gebraucht.« Tains Atem roch nach Mandeln und Gewürzen. »Und dann werden wir wahrhaft frei sein.«
»Das wird nicht geschehen, nicht so«, sagte Adrian hastig, wenngleich er keine Ahnung hatte, ob es möglich war oder nicht. »Warum sollte dieser Dämon dir helfen, die Welt von sämtlicher Magie zu befreien? Dann stirbt er auch!«
»Ich weiß. Er ist ein Ewiger, wie du gesagt hast, und er ist seines Lebens ebenso überdrüssig wie ich.«
»Blödsinn!«
Tains Züge verfinsterten sich. »Du enttäuschst mich, Bruder. Ich hatte wirklich geglaubt, du würdest es verstehen.«
»Ich verstehe, dass dieser Dämon dir das eingeredet hat und du es ihm glaubst. Töte den Scheißkerl, Tain! Befreie dich!«
Der Dämon streichelte Tains Arm. »Ja, Tain. Tu, was du tun möchtest. Tu, was du wirklich tun möchtest.«
Tain sah einen Moment zu der Dämonin hinab, dann grinste er ebenso böse wie sie, trat einige Schritte zurück und peitschte Adrian mit teuflischer Verbissenheit aus, bis ihm das Blut vom Körper floss und eine große Lache unter ihm bildete.
Als Kelly am späten Nachmittag in ihrem Schlafzimmer aus dem Mittagsschlaf erwachte, wusste sie sofort, dass er da war. Sie fühlte seine Gegenwart im Schatten, auch wenn sie ihn noch nicht sehen konnte. Ganz still lag sie da, stellte sich schlafend und hoffte, er würde ihr Herzklopfen nicht hören.
Nächste Woche begannen die Dreharbeiten für einen neuen Film. Sie freute sich auf die langen Tage im Studio, die frühmorgens begannen und bis in die Nacht dauerten, auf das Gewimmel von Kameramännern und Assistenten an den Innen- und Außendrehorten. Ja, sie liebte das bewegte Leben beim Film, wo sie von Menschen umgeben war, von Freunden, die sie kannte und mochte, und nur nach Hause zurückkehrte, um ein paar Stunden zu schlafen – wenn überhaupt. Eine vampirfreie Zeit.
Natürlich machte sie sich nicht vor, dass Septimus sie dort nicht finden könnte. Er würde kommen und ihr zusehen, sie hinterher vielleicht zum Essen ausführen, sie anschließend nach Hause begleiten und die Nacht bei ihr verbringen. Der mächtige Vampir hätte keine Probleme, sich Zugang zum Set zu verschaffen, und Kelly würde ihn nicht aufhalten. Sie hatte nun einmal eine Schwäche für Vampire, war tödlich fasziniert von ihnen und wäre sogar längst an ihrer Neigung gestorben, hätte Adrian nicht eingegriffen.
Jetzt hörte sie das leise Rascheln von Stoff. Er zog seinen Mantel aus. Als Nächstes neigte sich die Matratze seitlich von ihr. Er legte sich neben sie. Sinnliche Finger strichen über ihre Hüfte und in die Vertiefung ihrer Taille. Also wusste er, dass sie wach war.
Seine Hand streichelte über ihre Brust bis zu ihrem Hals, wo seine Finger sich spreizten und in ihr Haar eintauchten. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrer Haut, als er die kleine Wunde leckte, die er ihr letzte Nacht zugefügt hatte.
»Du hast ihnen erzählt, was du
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