Immortal. Dunkle Leidenschaft
Muster auf ihren nackten Rücken. »Ich verlege ja schon dauernd mein Handy. Und wenn du Hunter einen elektronischen Pager in die Hand drückst, isst er ihn wahrscheinlich auf.«
»Warum?«, fragte sie verwundert.
»Weil er verrückt ist – nicht so wie Tain, aber … er macht sein eigenes Ding. Er benimmt sich gern total bekloppt, um seinen Feinden einen Mordsschrecken einzujagen – was normalerweise auch klappt.«
Amber dachte darüber nach. An Adrian hatte sie sich mittlerweile gewöhnt. Er war ein mächtiges Wesen, das seine Kraft im Zaum hielt, um keine Löcher in Wände zu sprengen oder jeden wegzupusten, der sich ihm in den Weg stellte. Und sie hatte den Wahnsinn in Tains Augen gesehen, der wahrlich furchteinflößend gewesen war.
Wie mochten die anderen Unsterblichen sein, Kalen, Darius und Hunter? Würden sie sich gegenüber weniger mächtigen Wesen zähmen oder keinen Grund sehen, weshalb sie ihre Kraft zügeln sollten?
Adrians Augen waren von einer undurchdringlichen Schwärze, die warm vor Verlangen sein konnte, aber auch eiskalt, wenn er beschloss, alles und jeden auszusperren. Als Amber ihn streichelte, konnte sie fühlen, wie seine Kraft in ihm vibrierte. Eigentlich sollte sie Angst vor ihm haben, stattdessen begehrte sie ihn maßlos, den Halbgott, der sich für sie so sanft gab.
Und nun verdrängte er alle Fragen, indem er sie küsste und noch einmal liebte.
Wie so oft in letzter Zeit, brach er auch an diesem Abend bei Sonnenuntergang mit Ferrin in die Stadt auf und kehrte erst in den frühen Morgenstunden zurück.
»Schon wieder Vampire!«, erzählte er Amber und Valerian in der warmen Küche. Alle anderen im Haus schliefen. »Ein Ewiger führte sie an, der Septimus’ Ansichten über die Erhaltung des Gleichgewichts offensichtlich nicht teilte. Sie haben gemordet – furchtbar viele Menschen.«
»Und was hast du gemacht?«, fragte Valerian.
»Den Ewigen getötet.« Adrian lächelte. »Hat mir Spaß gemacht. Einem Vampir in den Arsch zu treten verliert niemals seinen Reiz.«
Als er aufstand, glitzerte Ferrin silbern an seinem Arm. »Tain und sein Dämon ziehen über die Erde wie Kreuzritter. Da begebe ich mich lieber noch einmal auf meinen eigenen Kreuzzug. Kommst du mit?«, fragte er Valerian.
»Klar«, sagte der Drachenmann und erhob sich. Adrian verabschiedete sich nicht auf dem Weg zur Tür. Viel zu sehr war er darauf konzentriert, die nächtlichen Gefahren aufzuspüren. Valerian blieb auf halbem Weg stehen und schnippte mit den Fingern, als hätte er etwas vergessen. »Geh schon mal vor!«, rief er Adrian nach. »Ich komme gleich.«
Sobald Adrian außer Hörweite war, wandte Valerian sich zu Amber. »Adrian liebt Tain wirklich«, sagte er leise. »Seit Jahren höre ich von ihm, dass Tain sein Lieblingsbruder war und was für tolle Sachen er gemacht hat. Und auch wenn er es nie ausgesprochen hat, war unübersehbar, dass er ihn bewunderte.«
»Ich weiß.« Amber nickte. »Dasselbe habe ich für Susan empfunden.«
»Dann wirst du auch verstehen, was ich dir sagen muss.« Der sonst so muntere Valerian war auf einmal sehr ernst. »Wenn Adrian Tain findet, wird er versuchen, ihm zu helfen. Wir anderen aber müssen Tain und den Dämon um jeden Preis aufhalten, selbst wenn es bedeutet, dass wir Tain mit einem ewigen Fesselfluch belegen oder ihn in Stücke hacken und sie in getrennten Kästen verstauen. Wir müssen es tun, denn Adrian wird es nicht.«
Sorgenvoll nagte Amber an ihrer Unterlippe. »Das dachte ich mir auch schon. Du weißt, dass Adrian uns dafür hassen wird, oder?«
»Oh ja, das wird er. Aber kannst du das durchziehen?«
»Weil ich ihn liebe?« Sie seufzte. »Ich muss wohl. Außerdem habe ich Tains Augen gesehen. Er ist wahnsinnig und extrem stark. Das ist keine gute Kombination.«
»Tja, vielleicht schafft Adrian es, Tain zuzureden und ihn wieder auf Kurs zu bringen«, sagte Valerian wenig überzeugt. »Aber wenn nicht, müssen wir anderen etwas unternehmen. Versprich mir eins: Falls du merkst, dass du Tain nicht zerstören und Adrian damit zutiefst verletzen kannst, dann halt dich zurück, so dass ich übernehmen kann!«
Amber dachte an das Wechselspiel von Liebe und Hass in Tains Blick, als er den Dämon ansah, und daran, dass er Adrian praktisch gar nicht wahrgenommen hatte. Sein Bruder war für ihn lediglich Mittel zum Zweck gewesen. Tain musste sich von seinen Gefühlen für Adrian schon vor langer Zeit verabschiedet haben, und sollte er es tatsächlich
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