Immortal. Dunkle Leidenschaft
ihn.
Er wollte sie nehmen, und ihm fiel kein Grund ein, warum er es nicht tun sollte: Sie waren allein in ihrem Bett, mussten sich vor niemandem rechtfertigen und nirgendwohin. Er könnte sich tief in ihr befriedigen und sie wieder und wieder zum Höhepunkt bringen, bis sein Kummer in der lauen Nacht verblasste.
Nach einer Weile öffnete sie die Augen und sah ihn an. Da wusste er endgültig, dass sie es genauso sehr wollte. Beide erlebten sie den Kitzel, wie ihn zwei Fremde verspüren, die sich entschließen, Sex zu haben, bloß dass er den verstörenden Eindruck hatte, sie schon sein ganzes Leben lang zu kennen.
Plötzlich verwandelte Ferrin sich auf seinem Arm in die Schlange und schlich über das Bett. Dabei berührte er Amber, die zusammenzuckte und Adrian losließ. »Könnte er das vielleicht lassen?«
Ferrin bewegte sich zum Fenster, hob den Kopf und spreizte sein Schild.
»Was ist los, mein Freund?«, fragte Adrian, der nichts Gutes ahnte.
Ferrin schwankte ein wenig, ohne die Augen vom Fenster abzuwenden. Ha, mir juckt der Daumen sehr, etwas Böses kommt hierher.
»Du hast keine Daumen«, konterte Adrian, rollte sich aber dennoch von Amber weg und machte sich die Hose wieder zu. Amber raffte ihr Nachthemd oben zusammen und sah aufmerksam zum Fenster.
»Es könnte auch bloß Sabina sein«, sagte sie. »Sie wollte heute Nacht doch draußen bleiben.«
»Nein.« Adrian spürte, dass sich schwarze Magie näherte, weil alles Licht, alle Hoffnung und aller Lebensmut deutlich gedämpft wurden. »Das ist kein Werwolf.«
Ferrin zischte noch einmal und wirkte unruhig. Dämon! , züngelte die Schlange warnend, und im selben Moment brach auch schon die Hölle los.
Das Fenster zerbarst, und eine Böe von der Stärke eines Tornados tobte durchs Zimmer, die Bücher, Papiere, Kerzen und allen losen Krimskrams sowie kleine Möbelstücke verwirbelte. Das Bett erzitterte und begann, mit allen sonstigen Möbeln vom Boden abzuheben. Mit dem Wind legte sich eine unheimliche Finsternis wie ein ausgeworfenes dichtmaschiges Netz über den Raum, das sie zu ersticken drohte.
Ein Stuhl krachte gegen die Wand, worauf sich ein Splitterregen auf Adrians nackten Rücken ergoss. Holzstücke bohrten sich wie Nadeln in seine Haut. Amber duckte sich unter ihn, doch weder weinte sie, noch wurde sie ängstlich. Vielmehr wurde sie zornig. »Dieses Haus ist geschützt! Wie kann hier schwarze Magie eindringen?«
»Der Dämon kam mit unserer Vision hierher. Ich brachte ihn herein.« Adrian beugte sich weit über sie, als eine Regalladung Bücher herbeiflog und auf ihn niederprasselte.
»Selbst bei Reisen in die Zwischenwelt soll der Schutz gegen schwarze Magie intakt bleiben!«, rief Amber über den Lärm hinweg.
»Nicht, nachdem deine Schwester etwas davon hereingelassen hat.«
Der Wirbelwind hob Kristalle hoch und schleuderte sie gegen den Spiegel über der Kommode. Glasscherben schossen wie Munition durchs Zimmer und schnitten in Adrians bloßen Oberkörper. Eine flog sogar an ihm vorbei und traf Amber in die Wange.
Nun kochte Adrian vor Wut. Er sprang auf und wehrte eine Lampe ab, die mit hundert Meilen die Stunde auf ihn zugeflogen kam. Ferrin schlich unters Bett. Feiges Vieh!
Adrian breitete die Arme aus und brüllte ein uraltes Kommandowort, wobei seine Stimme mühelos das Rumpeln und Tosen des widernatürlichen Sturms übertönte. Die Laute röhrten buchstäblich aus seiner Kehle, zornerfüllt und unerbittlich. Es handelte sich um ein Machtwort, das er selten benutzte und das aus den Anfängen der Zeit stammte. Seit Tausenden von Jahren war es in dieser Welt nicht mehr vernommen worden. Aus gutem Grund, war es doch gefährlich und verriet den Unsichtbaren der Welt genau, was und wo er war.
Schlagartig war der Wind verschwunden. Für einen absurden Moment hingen Ambers Bücher, Papiere und Kristalle in der Luft, ehe alles scheppernd und donnernd auf dem Fußboden landete. Glas zersprang, Papiere flatterten, und dann war auf einmal alles still.
Amber zog sich am Bett hoch. »Ist es vorbei?«
»Fürs Erste ja. Du kannst wieder rauskommen, Ferrin.«
Die Schlange lugte vorsichtig unter dem Bett hervor und züngelte misstrauisch, bevor sie rasch am Bettpfosten hinaufglitt und sich unter eines der Kissen verkrümelte.
»Pack ein paar Sachen zusammen«, sagte Adrian, »und so viel von Susans Recherchen, wie du kannst!«
Amber blickte sich unglücklich in dem Chaos um. »Wozu?«
»Wir können nicht hierbleiben. Der Dämon hat
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