Immortal. Dunkle Leidenschaft
Gefahr, und ich behalte dich unter meinem Schutz. Wir nehmen deinen Wagen.«
Sie blinzelte. »Der ist sicher?«
»So sicher, wie es überhaupt geht. Du schützt dein Auto doch, oder?«
»Selbstverständlich, aber bis Los Angeles fährt man – wie lange? – sechzehn Stunden?«
Er hob die Notizbücher auf, die mit ihnen zu Boden gefallen waren, warf sie in den Koffer auf die Unterwäsche – besser gesagt: auf ihre Spitzendessous. »Ich glaube schon, aber das macht nichts. Ich kann fahren, während du schläfst. Nimm dir meinetwegen ein paar CDs mit. Ich mag Stevie Ray Vaughan.«
Eine halbe Stunde später rasten sie südwärts durch Seattle in Richtung Oregon, dem nördlich an Kalifornien angrenzenden Bundesstaat. Amber warf Adrian einen Seitenblick zu, der vollkommen ruhig und gelassen hinterm Steuer saß, allerdings den Verkehr um sie herum sehr genau im Auge behielt.
Sie hatten gut und gern sechzehn Stunden Fahrt vor sich, gejagt von einem Dämon, und er dachte über CDs nach! Währenddessen fühlte Amber sich unausweichlich in etwas hineingezogen, das ihre Kräfte bei weitem überstieg und um ein Vielfaches entsetzlicher werden dürfte als der Mord an Susan. Noch dazu war Adrian – ebenjenes Wesen, das sie in den ganzen Schlamassel hineingezogen hatte – inzwischen der Einzige, der sie schützen konnte.
Die Lichter der Großstadt huschten über die Windschutzscheibe. Zu dieser nächtlichen Stunde herrschte kaum Verkehr auf den Straßen, so dass sie schnell vorankamen. Von der Bucht waberten gespenstische Nebelschwaden herüber, und Amber war froh, dass sie sich in letzter Minute noch ihre Jacke gegriffen hatte.
Adrian lehnte sich auf dem Fahrersitz zurück, eine Hand am Lenkrad, und genoss es sichtlich, zu fahren. Sein schwarzes Haar hatte er wieder zu einem Zopf gebunden, wenn auch nur mit einem Band, so dass es ihm hinten offen auf den Rücken fiel. Mit seinem kantigen Gesicht und den verführerischen Augen könnte er beinahe wie ein Held aus einem Schnulzenroman aussehen, wären da nicht die etwas zu harten Züge, die zweifellos Jahrtausenden von Erfahrung geschuldet waren. Er hatte vieles gesehen, viel gekämpft. Nein, ein Schönling war er ganz und gar nicht.
Über seinem immer noch fleckigen T-Shirt trug er wieder seinen Ledermantel, in dem der Riss klaffte, den der Dämon mit seiner Eisenstange verursacht hatte. Amber strich mit der Hand über die Risskante des Leders, während Adrian den Wagen in eine Kurve lenkte.
»Tut mir leid wegen deines Mantels«, sagte sie, um überhaupt etwas zu sagen. Seit sie auf der Stadtautobahn waren, hatten sie kein einziges Wort gesprochen.
Er zuckte nur mit den Schultern. »Ich habe noch einen.«
Dann schwieg er wieder und achtete auf die wenigen Wagen um sie herum. Seit ihrer überstürzten Abfahrt hatten sie nichts mehr von dem Dämon gehört.
»Wie sind wir ihn losgeworden?«, fragte Amber. »Ich habe noch nie vorher eine solche Macht gefühlt, aber du hast den Sturm einfach so aufgehalten.«
»Ein uralter Zauber«, antwortete er in einem Ton, als würde er ständig mit derlei Magie um sich werfen. »Das magische Äquivalent zum Tränengas.« Er rieb sich die Hand. »Allerdings nicht einfach heraufzubeschwören.«
»Dir schien es keine große Mühe zu machen.«
»Der Schein trügt. Mein Bruder Hunter ist besser im Aussprechen von Machtworten als ich – wahrscheinlich weil er dadurch die Möglichkeit hat, das Meiste im Sitzen zu erledigen.«
»Ist er auch ein Unsterblicher?« Als Adrian nickte, fragte sie: »Wie kommt es, dass ich noch nie von Unsterblichen gehört habe, obwohl es euch schon so lange gibt?«
Wieder zuckte er mit den Schultern, dass sein Ledermantel knirschte. »Viel von dem Wissen über Unsterbliche ging verloren.«
»Dann klär mich auf!«, sagte sie ein wenig gereizt. »Wir haben eine lange Fahrt vor uns und jede Menge Zeit.«
Adrian sah sie kurz an, und sie glaubte schon, er würde ihr nicht antworten. Schließlich aber atmete er tief durch und begann zu erzählen.
»Wir sind insgesamt fünf: Kalen, Darius, Hunter, Tain und ich. Vor Jahrtausenden schuf man uns, damit wir die Kreaturen der Todesmagie in Schach halten. Sie fingen zu jener Zeit an, die menschliche Zivilisation zu vernichten. Du bist eine Hexe, du weißt, dass die Lebens- und die Todesmagie – oder die weiße und die schwarze Magie – stets im Gleichgewicht sein müssen, weil andernfalls das Universum ins Chaos stürzt. Wir sind also quasi die Garanten des
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