Immortal. Dunkle Leidenschaft
die Göttinnen ihre Arbeit in Zukunft allein erledigen dürfen.«
»Und wenn jemand dringend Hilfe braucht?«
»Ich kämpfe nach wie vor gegen das Böse«, sagte er. »Ich fühle ein wirklich tödliches Übel, sobald es auftaucht, wie den Dämon, der deine Schwester umgebracht hat.« Er verstummte, während die Lichter eines entgegenkommenden Wagens über sein Gesicht glitten. »In jener Nacht träumte ich von Tain und dem Dämon, nur dass der Dämon kein Traum, sondern echt war. Er wollte mich töten, indem er sich in mein Denken schlich. Dann aber lenkte ihn etwas ab, und er verschwand.
Ich glaube, Susan begann ihr Ritual. Da entwischte er durch ein Portal, bevor ich ihn packen und töten konnte. Ich verfüge nicht über die Magie, durch Portale zu gehen, es sei denn, jemand zieht mich hindurch. Wir alle können in Ravenscroft ein- und auswandern, aber nur Kalen kann ohne Hilfe passieren. Also musste ich ein Flugzeug nehmen und den Dämon verfolgen, bis ich ihn in dem Lagerhaus aufspürte. Als ich ankam, stellte ich fest, dass mein Traum zeitverzerrt gewesen war. Ich fand zwar dich, aber deine Schwester hatte er fast einen Monat vorher ermordet.«
Amber verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Sie begriff immer noch nicht, warum Susan einen Dämon heraufbeschworen hatte – und ausgerechnet diesen . Was Adrian erzählte, behagte ihr überhaupt nicht: dass der Dämon den Mordversuch an Adrian abbrach, um Susan wie eine enervierende Mücke zu zerquetschen.
Tränen stiegen ihr in die Augen und ließen die Scheinwerferlichter der anderen Wagen verschwimmen.
Adrian nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Tatsächlich tröstete es sie. »Es tut mir leid, dass ich ihn nicht aufhalten konnte. Ich habe es versucht, aber er war fort. Er verfügt über eine unbeschreibliche Macht.«
»Weißt du, welcher Dämon es ist?«, fragte Amber mit belegter Stimme. »Wenn er so alt und mächtig ist, hat er doch gewiss einen Namen, und es müsste eine Legende über ihn geben.«
»Höchstwahrscheinlich hat er viele Namen, aber einer würde schon helfen, ihn aufzuspüren und unschädlich zu machen. Wir finden ihn!«
Die Zuversicht, die aus seinen Worten sprach, vermochte Amber leider nicht zu teilen. Andererseits hatte Adrian viereinhalbtausend Jahre als unschlagbarer Krieger gelebt, dürfte in dieser Zeit so ziemlich alles gesehen haben und glaubte sich zu fast allem imstande, selbst dazu, einen Dämon aufzuspüren und zu töten, der stärker war, als Amber es je erlebt hatte.
»Du vertraust mir sehr viel über dich an«, stellte sie fest.
Er warf ihr einen überraschten Blick zu, wobei sein schwarzer Pferdeschwanz geräuschvoll über das feste Leder seines Mantels glitt. »Nichts, was du mit ein bisschen Recherche nicht selbst herausfinden könntest. Die Unsterblichen waren einst allgemein bekannt und sind es unter den Untoten immer noch. Menschen und Lebensmagiekreaturen wie Werwölfe haben sie allerdings vergessen.«
Er küsste ihre Hand, deren Haut unter seinen heißen Lippen zu kribbeln begann, dann ließ er sie wieder los. »Ich weiß aber noch viel zu wenig über dich«, sagte er. »Erzähl mir von Amber Silverthorne – und lass nichts aus! Alles könnte wichtig sein.«
Wieder hatte Amber das Gefühl, dass mit ihren Gedanken etwas geschah. Gleichzeitig wollte sie reden.
Kapitel 5
D a gibt’s nicht viel zu erzählen«, begann sie unsicher.
»Stimmt nicht«, erwiderte er ruhig. »Ich bin sicher, dass du mir eine Menge erzählen kannst.«
Dieser seltsame Nebel in ihrem Kopf, der ihre Glieder ebenso entspannte wie ihre Zunge, wurde stärker. Er wollte etwas von ihr, aber er würde nicht in ihren Kopf eindringen und es gewaltsam hervorzerren. Vielmehr wünschte er sich, dass sie es ihm erzählen wollte , es ihm freiwillig mitteilte, als ein Geschenk gleichsam, genau wie sie im Bett unter ihm gelegen und ihm gestattet hatte, ihren Körper mit seinen kräftigen kriegsvernarbten Händen zu erforschen.
»Ich war immer schon eine Hexe.« Da sie nicht wusste, was er hören wollte, redete sie einfach drauflos. »Ich lernte die Hexenkunst im selben Alter wie Lesen und Schreiben. Mir war von Anfang an klar, dass ich nie so gut werden würde wie Susan, aber ich war nicht neidisch auf sie. Sie war eine überragende Hexe. Ich himmelte sie an, und Susan brachte mir viel mehr bei, als ich in einem Hexenzirkel hätte lernen können. Nach meinem Collegeabschluss fingen Susan und ich an, unsere magischen Dienste anzubieten und
Weitere Kostenlose Bücher