Immortal. Dunkle Leidenschaft
damit unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Meine Eltern starben vor ungefähr zehn Jahren, und seitdem waren wir beide auf uns allein gestellt.«
Adrian blickte sie an. Da war wieder dieses matte, verführerische Lächeln, dasselbe wie vorhin, als sie im Bett lagen und er mit den Händen in ihr Nachthemd glitt. »Das hat wenig mit dir zu tun. Erzähl mir von deinem ersten Mal. Wie hast du dich dabei gefühlt?«
Zunächst war Amber schockiert, aber dann verspürte sie wieder den Wunsch, ihm ihre Seele zu entblößen. Es ist okay , sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Es ist Adrian.
Sie holte tief Luft. »Na gut. Rein technisch gesehen war mein erstes Mal mit Stephan Cade, um zwei Uhr morgens auf dem Football-Feld hinter der Tribüne. Das Gras war nass, und ich glaube, wir stellten es nicht ganz richtig an. Das eigentliche erste Mal war mit einem Vampir, nur wusste ich nicht, dass er einer war, bis es zu spät war.«
Adrian wurde ernst und kniff die Augen leicht zusammen. »Konntest du die schwarze Magie des Vampirs nicht erkennen?«
»Zuerst nicht.« Das war fast zehn Jahre her. Sie war damals achtzehn, das erste Jahr fort von zu Hause, und wohnte in einem Studentenwohnheim der Washingtoner Universität. Zu jener Zeit genoss sie vor allem die Freiheit, ganz sie selbst zu sein. »Er war ausgesprochen gut im Verstellen, und ich fühlte mich geschmeichelt, weil ein älterer Junge sich für mich interessierte. Ich ahnte selbstverständlich nicht, wie viel älter er war.«
Sie dachte an Julio: dunkle Augen, blondes Haar, gutaussehend, aber nicht auf diese eingebildete Art. Er war ein Schatz gewesen, hatte ihr Blumen geschenkt und sie in tolle Restaurants ausgeführt. Zugleich achtete er darauf, seine Aufmerksamkeiten nicht zu übertreiben. Er wollte schließlich keinen Verdacht erregen. Aber welcher Mann war schon so charmant, ohne eine Gegenleistung zu erwarten?
»Du kannst dir ja vorstellen, wie blöd ich aus der Wäsche guckte, als er mich biss«, sagte sie mit einem reumütigen Lachen. Es war mitten im Liebesakt gewesen. Amber hatte sich fantastischer denn je gefühlt, und plötzlich bleckte Julio seine Eckzähne und versenkte sie in ihrem Hals. Wütend und zutiefst beschämt, wehrte sie ihn ab.
Susan hatte längst Verdacht geschöpft. Als Amber an jenem Abend zu ihrem letzten Date mit ihm aufbrach, mogelte Susan ihr einen Talisman in die Tasche, ein Stück geknotetes Band. Die Knoten hatte Susan einzeln mit einem Zauber versehen, während sie sie wand. Als der Glanz von Julio abfiel, erkannte Amber, wer er wirklich war: eine seelenlose Kreatur mit bösen Augen.
»Er wollte dich zur Blutsklavin machen?«, fragte Adrian mit einem zornigen Unterton.
»Ja, mit Betonung auf wollte . Es hat nicht geklappt.«
Manche Menschen unternahmen sonst was, um einen Vampir zu überreden, dass er sie zu Blutsklaven machte, denn die Vampire erfüllten all ihre Bedürfnisse, einschließlich der finanziellen. Der Sex zwischen einem Vampir und einem Blutsklaven war angeblich überwältigend. Zudem standen Vampire in dem Ruf, recht kreative Liebhaber zu sein. Flotte Dreier waren für sie nichts Ungewöhnliches, soweit Amber gehört hatte. Sie aber erschauderte bei der Vorstellung, einzig zu dem Zweck zu leben, einen Vampir mit Sex und Blut zu versorgen, bis sie aufgebraucht war.
»Interessant«, sagte Adrian.
»Das war seinerzeit nicht mein Adjektiv der ersten Wahl.«
»Hast du ihn getötet?«, fragte er sachlich.
»Ich setzte sein Haar in Brand. All sein Haar, falls du verstehst, was ich meine. Er überlebte, aber während er schreiend im Flur auf und ab lief, warf ich mir meine Kleider über und floh.«
Adrian lachte. »Ich hätte zu gern sein Gesicht gesehen. Er muss ein starker Vampir gewesen sein, wenn er eine Hexe wie dich, mit so einer Blutlinie, blenden konnte. Aber warum ein Feuerzauber?«
»Der war das Erste, was mir einfiel.« Sie musste zugeben, dass sie es sehr genossen hatte, als Julio nackt aus dem Zimmer stürmte und die Flammen auf seinem Kopf und an seinen Eiern züngelten.
Natürlich hatte er ihr Angst gemacht, mehr noch hatte er sie aber in Rage gebracht. Sie schämte sich in Grund und Boden, weil sie auf einen Vampir hereingefallen war, und es verging einige Zeit, bis die Scham verblasste.
»Ich habe mich immer gefragt, warum er mich aussuchte«, sagte sie.
»Ja, das frage ich mich auch«, murmelte Adrian nachdenklich. »Du bist verdammt sexy, weshalb es mich wundert, dass nicht sämtliche
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