Immortal. Dunkle Leidenschaft
überleg’s mir. Wie lange kennst du Adrian schon?«
»Ungefähr seit fünf Jahren.« Sie grinste. »Was willst du wissen?«
Amber beschloss, jedwede Zurückhaltung in den Wind zu schreiben. »Alles. Absolut alles.«
Kelly lachte. »Dachte ich mir.« Sie überkreuzte die Beine und nahm ihr Wasserglas elegant in die Hand. »Tja, es ist schon irgendwie komisch. Er lebt ziemlich luxuriös, gibt irre Partys, zu denen alle Hollywoodgrößen und die reichsten Leute der Stadt erscheinen – sogar Vampire –, aber im Grunde weiß niemand besonders viel über ihn. Oft verschwindet er für Wochen, ohne irgendjemandem zu sagen, wo er ist, und wenn er zurückkommt, ist er deprimiert. Nicht dass er etwas sagt, aber man sieht es ihm an. Er hat auch Personal, aber das kommt nur zum Arbeiten her und geht wieder. Das Haus hier ist fast wie ein Büro, kein Zuhause.«
»Das fiel mir auch schon auf.«
Adrians Haus war licht und luftig gestaltet, aber es gab kaum persönliche Dinge. Keine Fotos oder Erinnerungsstücke, keine herumliegenden Bücher oder Zeitschriften, nichts, was auf ihn hindeutete. Die Schutzaura umgab das Haus wie ein gigantischer Kokon, aber ansonsten wirkte alles, als könnte hier irgendjemand leben. Man sollte doch meinen, dass ein Mann, der schon so lange lebt, ein bisschen Zeug angesammelt hatte.
Andererseits war Adrian ein Krieger. Als er nach Seattle kam, hatte er außer seinem Schwert nichts bei sich gehabt – vielleicht pflegte er mit wenig Gepäck zu reisen, benutzte, was er brauchte, und warf es hinterher weg. Eine recht effiziente Art, zu leben, wenn auch einsam, dachte Amber. Keinen Bezug zur eigenen Vergangenheit zu haben stellte sie sich traurig vor.
»Und wie hast du ihn kennengelernt?«, fragte Kelly neugierig.
Ehe Amber sich’s versah, erzählte sie Kelly von Susans Ermordung und wie Adrian sie fand, als sie im Lagerhaus nachforschte. Den Teil mit dem Dämon ließ sie aus, ebenso wie die Tatsache, dass Adrian ein Unsterblicher war, weil sie nicht wusste, inwieweit Adrian Kelly ins Vertrauen gezogen hatte. Kelly zeigte großes Mitgefühl, als sie von Susan erfuhr, und berichtete, dass sie mit zehn Jahren ihren Bruder verloren hatte. Amber tat es leid, und zugleich machte es Kelly in ihren Augen menschlicher und weniger puppenhaft.
Nach dem Frühstück beschloss Amber, sich anzuschauen, wie weit Adrians Schutz reichte. Barfuß und im Bademantel ging sie auf die hintere Veranda, atmete die kühle Meeresluft ein und lauschte den Wellen. Kelly blieb drinnen, weil die salzhaltige Luft schlecht für ihre Haut war, wie sie sagte, aber wahrscheinlich ahnte sie, dass Amber gern ein paar Minuten für sich sein wollte.
Zu Ambers Freude erstreckte sich die Schutzaura bis hinunter zum Strand, wie sie herausfand, als sie die Treppe hinabstieg. Sie konnte sogar ein Stück in beide Richtungen vom Haus weggehen, zur einen Seite um eine kleine Baumgruppe herum zu Kellys Haus, zur anderen bis zu einer Steinmauer, hinter der sich ein weiteres Haus befand.
Der Ozean wellte sich dunkelblau und endlos vor ihr, die Sonne stand östlich hinter ihr. Als Valerian sie im Süden Washingtons abgeholt hatte, war es früher Morgen gewesen, und da hatten sie noch etwa vierzehn Stunden Fahrt vor sich gehabt, wenn nicht mehr – je nachdem, ob Adrian wollte, dass sie die Autobahnen nahmen oder lieber die Landstraßen.
Jetzt war Vormittag, was bedeutete, dass Amber einen ganzen Tag im Auto und hinterher noch eine Nacht durchgeschlafen hatte. Ihr kam es gar nicht vor, als wäre sie so lange weg gewesen. Zugegeben, sie fühlte sich ausgeruht. Aber immerhin war sie von einem Dämon angegriffen worden, hatte eine Astralreise mit Adrian unternommen, gegen Vampire gekämpft und war an der Schulter verletzt worden. Danach konnte man schon einmal etwas länger schlafen. Sie erinnerte sich allerdings auch, wie Adrian ihr im Auto zugeflüstert hatte, sie solle schlafen, und wie überwältigend ihr Wunsch gewesen war, ihm zu gehorchen.
Auf einmal begann ihr Körper zu prickeln, da sie Adrians Magie spürte. Dann legten sich von hinten zwei starke Arme um sie, und seine Wärme umfing sie.
»Hallo«, flüsterte er, wobei sie seine Lippen auf ihrem Haar fühlte und seinen großen festen Körper an ihrem Rücken.
Kapitel 7
S ie wusste, dass sie nie genug von ihm bekommen würde. Groß und stark stand er hinter ihr und drückte sie mit seinen muskulösen Armen an sich.
»Hallo«, erwiderte sie leicht benommen. »Wo hast du
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