Immortal. Dunkle Leidenschaft
zu blinzeln. Anscheinend war Kelly jemand, der das aussprach, was ihm gerade in den Sinn kam, wann und wo auch immer.
Eine »Tänzerin« in einem Vampirclub konnte eine Stripperin sein oder auch nicht – je nachdem, um was für einen Club es sich handelte. Amber konnte keine Bissnarben an Kellys Hals entdecken. Wahrscheinlich war sie keine Blutsklavin gewesen. Andererseits konnte die Schönheitschirurgie heute ja so manches wieder richten.
Kelly fuhr fort: »Nachdem ich die ersten guten Rollenangebote bekommen hatte, hörte ich mit dem Tanzen auf und zog hierher. Aber der Vampir, der den Club leitete, betrachtete mich als sein Eigentum, und er schickte seine Jungs, um mich zurückholen zu lassen. Da kam Adrian rüber und sagte ihnen, sie sollten verschwinden. Ich hatte richtig Angst um ihn, denn ich kannte ihn ja erst ganz kurz und dachte, die brächten ihn um. Aber weißt du, was dann passierte? Du wirst es nicht glauben!« Sie lächelte und entblößte dabei perfekte weiße Zähne. »Die Vampire sahen Adrian bloß an und ergriffen sofort die Flucht. Ich traute meinen Augen nicht! Keine Stunde später fuhr der Clubbesitzer in seiner Limousine vor. Adrian fing ihn an meiner Haustür ab, und die beiden unterhielten sich ewig lange. Danach hat der Vampir nicht einmal mehr versucht, mich zu sprechen. Er stieg einfach wieder in seinen Wagen, fuhr wie ein geölter Blitz davon und ließ sich seither nie wieder hier blicken.«
Sie sah Amber an, als wartete sie auf eine Reaktion. Amber stellte sich vor, wie Adrian diese unglaubliche Macht in seinem Innern aufbaute – gerade genug, dass der Vampir sie fühlte – und ihm erklärte, er wolle nie wieder Vampire in Kellys Nähe sehen. Der Clubbesitzer war gewiss kurz davor gewesen, sich in die Hose zu machen.
»Du hast recht«, sagte Amber und nahm noch einen Schluck Wasser. »Er ist ausgesprochen nett.«
»Ich wollte nur, dass du das weißt. Außerdem musst du wissen, dass wir keine Beziehung haben und nie hatten.«
»Ähm, schon gut. Ich meine, es geht mich sowieso nichts an. Ich habe ihn gerade erst kennengelernt.«
Manny kochte derweil ungerührt weiter. Offensichtlich war er es gewöhnt, dass Kelly über ihre Liebhaber sprach. Kaum dass die Eier in der Pfanne zu stocken begannen, warf er eine Handvoll in Streifen geschnittene rote Paprika, ein paar Pilze und verschiedene Sorten geriebenen Käse dazu. Dann schob er die Pfanne in den Ofen.
Kelly tippte mit ihren manikürten Fingernägeln an ihr Glas und sah Amber prüfend an. »Ich erzähle dir das, weil es so aussiehst, als seist du gut für ihn.«
»Ach ja? Und wieso?«
Kelly lachte. »Ganz einfach: Er hat mich noch nie vorher gebeten, rüberzukommen und mich um jemanden zu kümmern.«
Allem Anschein nach verbarg sich hinter der vollkommenen Hollywoodfassade eine ganz normale Frau mit Kupplerinstinkt. Das machte ihr Kelly ein wenig sympathischer.
»Adrian und ich sind … nur Freunde«, sagte Amber matt.
Wenn Kelly lächelte, kräuselte sich ihre Nase. »Wie du meinst. Falls du einkaufen willst, kann mein Chauffeur dich hinfahren, wo immer du möchtest. Adrian sagte, er habe dich schnell herbringen müssen, und du würdest ein paar Sachen zum Anziehen brauchen.«
Manny holte die Frittata aus dem Ofen, ließ sie auf einen Teller gleiten und stellte sie vor Amber auf den Frühstückstresen. »Adrian sagt, sie hierbleiben!«, raunte er Kelly mit strenger Miene zu.
»Ja, aber Männer verstehen nichts von Klamotten.«
Amber dachte an den Schutz des Hauses, den sie gleich beim Aufwachen gefühlt hatte. Im hellen Tageslicht konnten Vampire ihr nichts anhaben – das heißt, solange sie draußen waren. Dämonen hingegen waren nicht durch die Sonne eingeschränkt, und Blutsklaven, die auf Befehl ihres Meisters töten würden, auch nicht. Falls Kellys Chauffeur also nicht über Superkräfte verfügte, blieb sie lieber, wo sie war.
Ganz abgesehen davon hatte sie Hunger. Sie machte sich über die Frittata her und lächelte Manny zu, der hinter dem Tresen stand und auf ihr Urteil wartete. Es war tatsächlich die beste Frittata, die sie je gegessen hatte, und das sagte sie ihm. Manny nickte verhalten, als hätte er ohnehin nicht daran gezweifelt, und machte sich wieder über Töpfe und Schüsseln her.
»Es macht mir nichts aus, hierzubleiben«, sagte Amber und schaute sich um.
»Wie du willst. Ich kann auch eine Boutique anrufen und dir ein paar Sachen herbringen lassen.«
Muss schön sein , dachte Amber. »Ich
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