Immortal. Dunkle Leidenschaft
Gesicht und stellte fest, dass seine Augen dunkelblau wie ein tiefer See waren und all die Verzückungen versprachen, die zwei verschlungene Körper im duftenden Gras eines Seeufers erleben konnten. Diese Augen zogen sie magisch an, obwohl sie wusste, dass sie verloren war, wenn sie noch einmal hineinsah.
Adrians Hand an ihrer Taille wärmte ihre Haut, und prompt war das Fantasiebild verschwunden. Amber holte tief Luft und senkte den Blick.
»Sie ist stark«, sagte Septimus bewundernd zu Adrian. »Ich gratuliere!«
»Sie ist sehr stark.« Adrian führte Amber zu einem der Sessel, und sie setzte sich hinein. Er hockte sich auf die Lehne, so dass sie direkt auf seinen Po starrte, der ihr allemal lieber war als Septimus’ gefährliche Augen. »Das fiel mir in dem Moment auf, in dem ich ihr begegnete.«
»Als der Dämon sie angriff.« Septimus lehnte sich halb auf seinen Schreibtisch und ließ sein langes Bein in der maßgeschneiderten Hose lässig baumeln. »Du meinst, es war ein Ewiger?«
»Seit Jahrhunderten habe ich so etwas nicht mehr gefühlt. Statt mich ausschalten zu wollen, rannte er weg, aber ich glaube, er wollte nur keinen direkten Kampf, jedenfalls nicht dort – als hätte er keine Zeit.«
»Ein Ewiger?«, fragte Valerian. »Was ist ein Ewiger?«
»Abschaum, mit dem man besser nichts zu schaffen hat«, antwortete Septimus.
Amber erinnerte sich an das, was Adrian ihr erzählt hatte: dass die Ewigen aus frühesten Zeiten stammten und bereits lange vor Adrian existierten.
»Er ist etwas, das selbst den Göttern Sorge macht«, sagte sie. »Habe ich recht?«
»Wow, richtig scheiße also!«, folgerte Valerian treffend.
»Das erklärt manches«, sinnierte Septimus, griff über seinen Schreibtisch und drehte den Computerbildschirm zu ihnen, damit sie alle daraufsehen konnten. »Mir war so, als sei das magische Gleichgewicht gestört. Es dringt derzeit mehr Todesmagie ein, als eigentlich dürfte. Zu viele Menschen sterben, und zu viele neue Vampire werden geschaffen.«
»Müsste Sie doch freuen«, sagte Valerian. »Sie ernähren sich vom Tod.«
»Ich mag kein Chaos«, erwiderte Septimus. »Ich habe den Tod gern ordentlich und sinnvoll. Willkürliche, unkontrollierte schwarze Magie geht mir ebenso gegen den Strich wie eine starke Zunahme von weißer. Und ich hasse Lebensmagie. Mit euch dreien hier im Raum fällt mir ja schon beinahe das Abendessen aus dem Gesicht.«
Interessant , dachte Amber, das sollte ich mir merken . Zu wissen, dass ihm von ihrer Anwesenheit ebenso übel wurde wie ihr von seiner, könnte eines Tages recht nützlich sein.
Septimus klickte auffallend behutsam mit der Maus neben seinem Computer und rief damit ein buntes Diagramm auf, das rote und gelbe Wellen darstellte, die gleichmäßig übereinander verliefen. »Das hier ist die Zählung neuer Vampire im Verhältnis zu menschlichen Todesfällen in Los Angeles County von vor einem Jahr. Wie ihr sehen könnt, ist es ziemlich ausgewogen. Es gab nicht mehr Todesfälle als sonst, keine rapide Zunahme der Vampirbevölkerung. Und jetzt seht euch das hier an …«
Er rief ein anderes Diagramm auf, bei dem beide Linien höher lagen und die rote deutlich breiter war als die gelbe.
»Das ist die Zahl der neuen Vampire im Verhältnis zu menschlichen Todesfällen während der letzten acht Monate. Wie ihr seht, ist die Todesfallrate rasant angestiegen und die der neuen Vampire sogar noch viel rasanter. Ein ganzer Teil der Vampire lässt sich auf die Zunahme der Todesfälle zurückführen, aber es ist unübersehbar, dass sie sich schneller vermehren, als es diese steigende Rate der menschlichen Todesfälle erklären kann. Hinzu kommt, dass ich von den meisten neuen Vampiren nicht unterrichtet wurde, was bedeutet, dass die Wandlungen nicht autorisiert waren.«
»Sie müssen Vampire autorisieren , bevor sie Menschen verwandeln dürfen?«, fragte Amber verwundert.
»In meinem Zuständigkeitsbereich, ja«, antwortete Septimus. »Ein Vampir in meinem Distrikt darf zwei Wandlungen pro Jahr vornehmen, und die nur unter bestimmten Bedingungen. Ein Verstoß bedeutet den Tod des Vampirs wie seines Verwandelten.«
Er blieb so ruhig und sachlich wie ein Manager, der erklärt, warum Mitarbeiter entlassen werden: Sie brechen die Regeln, also fliegen sie.
»Werden alle Vampirbezirke so streng geführt?«, fragte Amber.
Septimus grinste. »Nein – oder besser gesagt: Ich weiß es nicht. Ich kümmere mich um meinen Bereich. Wie andere die Dinge regeln,
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