Immortal. Dunkle Leidenschaft
zu überprüfen. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
»Vielleicht sollten wir doch noch einmal über ein Privatflugzeug nachdenken«, sagte sie, sobald sie wieder bei Atem war. Adrian begann sofort, den Kopf zu schütteln, doch sie hob eine Hand. »Zu gefährlich, ich weiß, aber sollte ich von Valerians Rücken fallen, wird es für mich gefährlich!«
»Ich würde dich nie fallenlassen«, erwiderte Adrian.
Sie glaubte ihm. Seine Kraft war wie ein Sicherheitsnetz, wenngleich sie wusste, dass sie sich alles andere als sicher wähnen durfte. Sie hockte in einem tiefen Wald, fernab von jedweder Zivilisation, und ihre einzige Möglichkeit, hier wieder wegzukommen, bestand darin, auf dem Rücken eines Drachen zu fliegen, der beschlossen hatte, ein Nickerchen zu machen. Sie hatten nichts zu essen und keinen Unterschlupf, und dennoch rief ihr idiotischer Verstand ihr zu: Alles ist gut, Adrian sorgt für mich!
»Ich mag’s nicht, wenn andere für mich sorgen«, sagte sie laut.
Adrian wandte sich zu ihr um. »Wieso nicht?«
»Keine Ahnung. Mein Schicksal in die Hände von jemand anderem zu legen, der mein Vertrauen missbrauchen oder mir wehtun könnte, halte ich nun einmal für eine schlechte Idee. Mir erscheint es klüger, für mich selbst zu sorgen. Und ich will mich um der Liebe, nicht um der Sicherheit willen verlieben.«
Wieder bedachte er sie mit einem rätselhaften, durchdringenden Blick. Sie wollte im Erdboden versinken, als ihr bewusst wurde, dass sie Dinge brabbelte, die nichts mit ihm oder ihr zu tun hatten. Im Grunde sprach sie nur, um ihre Zähne vom Klappern abzuhalten, und sagte, was ihr gerade in den Sinn kam.
Nach einer Weile fragte Adrian: »Glaubst du, ich werde dir wehtun?«
»Nein«, antwortete sie kopfschüttelnd, »aber ich weiß nicht, ob ich tatsächlich an dich glaube oder du nur wieder einmal meine Gedanken steuerst.«
Interessiert lüpfte er eine Braue. »Das fühlst du?«
»Ja, vielleicht weil ich so eine unglaublich fähige Hexe bin. Nehmen Vampire eigentlich richtige Mahlzeiten zu sich?«
Er blinzelte zunächst erstaunt. »Die Ewigen schon. Die niederen Vampire halten sich eher nicht damit auf.«
»Dann war Julio, mein Vampir, ein Ewiger.«
Adrian nickte bedächtig. »Das dachte ich mir schon, wenn er imstande war, eine mächtige Erdhexe wie dich zu blenden.«
»Das sagst du nur, um mich zu trösten. Ich sollte mir idiotisch vorkommen, weil ich nicht merkte, dass er ein Vampir war. Wahrscheinlich habe ich sogar alle Zeichen gesehen, wollte sie aber nicht wahrhaben.«
»Nein. Du warst jung und er sehr stark. Ich weiß, warum er es versucht hat. Mit einer Hexe als Blutsklavin wäre seine Macht um einiges größer geworden.«
»Wie wirkt es sich für dich aus, dass ich eine Hexe bin?«
Wieder sah er sie nur stumm an. Dann legte er plötzlich eine Hand unter ihr Kinn und küsste sie leidenschaftlich. »Ich fühle mich lebendiger«, sagte er.
Während ihr Mund und der Rest ihres Körpers unter seinem Kuss dahinschmolzen, betrachtete sie ihn verwundert. Und ebenso unvermittelt, wie er sie geküsst hatte, kehrte er ihr gleich darauf wieder den Rücken zu, um erneut in den Wald ringsum zu blicken. Hielt er Wache, oder dachte er einfach nach? Amber sah zu dem schlafenden Drachen, dessen Atem überraschend ruhig ging.
»Wie lange wird er voraussichtlich schlafen?«
»Nicht lange«, antwortete Adrian, wandte sich wieder zu ihr um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Solange wir warten, kannst du mir vielleicht erzählen, wo genau wir hinwollen.«
Unter seinem prüfenden Blick wurde Amber nervös und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das feucht vom Kondenswasser aus den Wolken war. »Tja, ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich meine, ich kann dir keine Karte zeichnen oder so. Aber ich spüre, welche Richtung wir nehmen müssen, als wäre ich bei der Übersetzung mit einem magischen Kompass versehen worden, der direkt auf Tain zeigt. Vielleicht wollte Tain das und vermittelte es auf die einzige ihm mögliche Weise.«
Adrian sagte nichts, erschien aber zusehends grimmig. Vermutlich fragte er sich, warum Tain sich Amber ausgesucht hatte, statt sich an ihn zu wenden.
»Es kann sein, dass er es nicht konnte«, beantwortete sie die Frage, die Adrian gar nicht laut gestellt hatte. »Falls er von wem auch immer entführt wurde und dieser Dämon versucht, seinen Aufenthaltsort geheim zu halten, konnte Tain dich nicht rufen. Als er die Worte in dem Buch schrieb, waren sie
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