Immortal. Dunkle Leidenschaft
Tod ist.
Sie wusste, wer diese Worte geschrieben hatte. Susan hatte sie abgeschrieben, vielleicht von etwas, das sie während ihrer Reise in die Zwischenwelt gesehen hatte. Und dann hatte sie versucht, das Abgeschriebene zu entschlüsseln, weil sie hoffte, jenen Mann zu finden, der sie in ihren Träumen verfolgt hatte.
Adrian starrte auf das Papier und schien ein wenig enttäuscht. »Das ist alles?«
Amber schüttelte den Kopf und zog die Notizen zu sich. Ihre Handschrift sah fahrig und unordentlich aus, was sie gewöhnlich nicht war. Normalerweise hatte sie eine sehr saubere Schrift.
»Ich habe die Worte nicht blindlings mitgeschrieben«, sagte sie. »Während ich schrieb, sah ich alles. Es war, als hätte der Zauber mir erlaubt, mir genau vorzustellen, was die Worte bedeuteten. Ich habe nicht einfach nur übersetzt, sondern aufgeschrieben, was sie mir zeigten.« Vor lauter Aufregung zerknüllte sie die Blätter in ihrer verschwitzten Hand. »Ich habe deinen Bruder gesehen, Adrian! Genau so muss Susan ihn gesehen haben. Ich glaube, ich kann dich zu ihm bringen.«
»Bist du dem gewachsen?«, fragte Adrian Valerian, als sie später alle am Strand standen.
Die Nachtluft war so nahe am Wasser kühl, und Amber fror, obwohl sie sich für die Reise nach Norden bereits warm gekleidet und sogar einen Parka übergezogen hatte. Amber und Adrian wollten der Spur folgen, die Amber gefühlt hatte, während Detective Simon und Sabina in Adrians Haus ihre Rückkehr abwarteten oder ihnen von dort aus assistierten, je nachdem, was nötig wurde. Detective Simon sah nicht aus, als gefiele es ihm, tatenlos herumzusitzen, aber er sagte nichts, denn er schien zu wissen, dass Adrian recht hatte: Sie waren in dem gut geschützten Haus am sichersten.
Sowohl Adrian als auch Amber hatten gehofft, dass die Schrift den Namen des Dämons enthüllen würde – etwas, womit sie ihn besser einschätzen konnten –, aber da war nichts gewesen. Während er auf Valerians Antwort wartete, las Adrian noch einmal im Licht seiner Taschenlampe, was Amber aufgeschrieben hatte. Er trug einen Ledermantel – nicht den von dem Dämon zerrissenen – eine dicke Jeans und Motorradstiefel.
»Ich weiß nicht«, sagte der Drache. »Wenn ich zu weit nach Norden fliege, gefriert mein Blut. Ich bin ein tropischer Drache. Weißt du, ihr könntet auch nach Alaska oder so fliegen, und von dort Hundeschlitten oder so was nehmen.«
»Ich würde dich nicht fragen, wenn es einen anderen Weg gäbe«, erwiderte Adrian. »Du kannst uns helfen, einen Dämon abzuwehren – ein Flugzeug voller Menschen brächte das wohl weniger fertig. Selbst bei einem Privatflugzeug könnte immer noch der Pilot getötet werden.«
Seufzend blickte Valerian in den Nachthimmel hinauf und schien es aufzugeben.
»Aber warum griff der Dämon nicht an?«, fragte Sabina. »Als Amber den Entzifferungszauber einsetzte, warum attackierte er uns da nicht? Okay, hier ist Adrians Kraft, aber er hätte ja auch warten können, bis wir aus dem Haus kommen.«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Adrian gedankenverloren.
»Na prima!«, knurrte Valerian.
»Vielleicht ist es ihm inzwischen egal, ob du den Aufenthaltsort deines Bruder findest«, sagte Septimus nachdenklich.
Adrian faltete die Blätter zusammen und steckte sie in seine Tasche. »Ich glaube, er hat seine Gründe. Bist du bereit?«
Die Frage richtete er an Valerian, der mit den Händen in die Hüften gestemmt dastand, das Haar zu einem Zopf gewunden. Valerian stöhnte laut auf und entfernte sich ein Stück von ihnen.
»Nicht hingucken, ich bin schüchtern!«, rief er ihnen zu, bevor er anfing, sich auszuziehen. Amber wandte prompt den Blick ab, bemerkte jedoch, dass Sabina ihm schamlos zusah.
Valerian verwandelte sich nicht in einen Drachen, wie Gestaltwandler in Filmen es tun, deren Körper sich dehnen und deren Haut sich zu Schuppen formt. Er war im einen Moment ein Mensch, im nächsten schlicht ein Drache , und sein riesiger Körper krümmte sich auf dem Strand. Der lange Hals ging in einen gewaltigen Schädel mit rasierklingenscharfen Zähnen über. Spitz zulaufende ledrige Flügel sprossen ihm aus dem Rücken und breiteten sich weit aus, als er zu ihnen zurückgeflogen kam.
»Ich wär so weit«, sagte er. »Falls ich zu einem Eisblock gefriere und ins Polarmeer knalle, ist das ganz allein deine Schuld!«
Adrian ersparte sich die Antwort. Er holte seine Bergsteigerausrüstung hervor, die er aus einem der Wandschränke
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