Immortal. Dunkle Leidenschaft
überhaupt nichts mit und fragte gähnend: »Wo bleibt das Essen?«
Kurz darauf klopfte der Lieferservice. Obwohl es Ende April war, schneite es. Der Himmel war noch hell, bereitete sich die nördliche Hemisphäre doch auf die bevorstehende Mitternachtssonne vor.
Valerian aß von ihnen allen am meisten. Amber hingegen hatte trotz der langen Reise keinen großen Hunger, und Adrian aß überhaupt nichts. Appetitlos stocherte sie in ihrem Rindfleisch mit Brokkoli herum, während Valerian mindestens vier Portionen Kung-Pao-Hum inhalierte und die Mu-Shu-Shrimps vernichtete, die für Adrian vorgesehen waren. Anschließend machte der Drachenmann sich auf dem Bett lang, bedeckte sich die Augen mit dem Unterarm und schlief ein.
Adrian studierte eine Karte, die ihm von dem Laden rübergeschickt worden war, wo er die Motorräder gemietet hatte. Die Straßenkarte war größtenteils weiß mit wenigen zumeist unbefestigten Wegen. Als Nächstes faltete er eine Reliefkarte auseinander, mit der Amber nicht allzu viel anfangen konnte, auch wenn sie ihren Ort am Rande eines riesigen Nichts erkannte.
»Gibt’s bei dem Motorradverleih GPS-Geräte?«, fragte sie. »Ich würde mich ungern in dem ganzen Eis da draußen verirren.«
»Wir werden uns nicht verirren«, sagte Adrian, ohne von der Karte aufzusehen.
»Wenn ich doch nur genau sagen könnte, wohin wir müssen! Aber ich weiß bloß, dass es diese Richtung ist.« Sie zeigte sie vage auf der fast leeren Karte an.
»Dann fahren wir in diese Richtung.« Adrian drehte sich zu ihr um und sah sie an. Wieder merkte sie, dass er in ihre Gedanken eingriff. Er wollte sie dazu bringen, zu tun, was er wollte.
Amber beugte sich vor und küsste ihn, worauf ihr prompt heiß wurde und sie wünschte, sie hätten zwei Zimmer. Adrian erwiderte und vertiefte ihren Kuss, so dass sie seine würzige Zunge schmeckte.
»Schlaf jetzt!«, wies er sie an, und sofort fühlten ihre Glieder sich schwer an. »Ich wecke dich, wenn wir losmüssen.«
Amber wollte dagegen ankämpfen, doch ihre Augen brannten, und sie gähnte. Vollständig bekleidet, kroch sie unter die dünnen Laken in dem zweiten Bett. Von hier aus sah sie nur Adrians Rücken. Er hatte sich wieder über die Karte gebeugt. Während sie einschlief, sah sie, dass er den Kopf hob und etwas in die Luft sprach. Sie glaubte, einen dünnen Nebel zu sehen, der sich vor ihm bildete, aber je mehr sie sich anstrengte, etwas zu erkennen, umso bleierner wurde ihre Müdigkeit.
Er drehte sich zu ihr und streckte ihr beide Hände entgegen, die Innenflächen nach oben gerichtet. »Schlaf ein, Amber!«
Diesmal war die Verlockung zu groß, als dass Amber hätte widerstehen können, und sie fiel in einen tiefen Schlaf. Als sie wieder aufwachte, waren beide Männer fort.
Kapitel 13
A drian beobachtete, wie Amber aus dem schmuddeligen Motel kam und ihr der scharfe Wind sofort das Haar in alle Richtungen wehte. Selbst in dem dicken Parka und den Schneestiefeln blieb ihre fantastische Figur nicht verborgen, und ihre großen Schritte ließen keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit, diese Sache bis zum Ende durchzustehen.
Er hoffte bei Isis, dass sie nicht gelogen hatte, als sie sagte, sie könnte nicht genau sagen, wo Tain war, nur damit er sie mitnehmen musste. Der Dämon tat, was Dämonen eben so tun: Er verwundete Unschuldige, um zu bekommen, was er wollte. Und Adrian gab zu, dass es nicht unklug von ihm war, in Amber eine Hexe zu benutzen, die eine reelle Chance hatte, das Herz eines Unsterblichen zu erobern.
Zunächst einmal wollte Adrian wissen, warum der Dämon sie beide wollte: Tain und ihn. Sammelte er Unsterbliche, und wenn ja, zu welchem Zweck? Adrian dachte an seine Brüder Darius, Kalen und Hunter und fragte sich, ob der Dämon ihnen auch schon Fallen gestellt hatte.
Tain war nicht so stark wie Adrian, aber sie beide zusammen konnten einen Dämon ohne weiteres besiegen, selbst einen Ewigen. Und alle fünf Unsterblichen zusammen würden ihn schon zu Staub zerquetschen, indem sie ihn einfach scharf ansahen.
Aber der Dämon hatte so lange überlebt, was bedeutete, dass er stark genug war, um seit Jahren den Unsterblichen und den Göttinnen zu entkommen oder sich zumindest erfolgreich vor ihnen zu verstecken. In alten Zeiten erbebten Dämonen vor der Macht der Unsterblichen. Das hatte Adrian kühn gemacht, und er genoss es, sie auf alle erdenklichen Weisen niederzumetzeln. Am liebsten hatte er es gehabt, wenn sie um Gnade flehten. So wie deine
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