Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
versagt und es ihnen stattdessen im Glas oder Beutel anbietet, ändert das nichts. Wenn der Wahnsinn erst einmal eingesetzt hat, kommt jede Hilfe zu spät.«
»Und was ist mit den Neuen?«, erkundigte sich Chris.
Seth schüttelte den Kopf. »Selbst wenn wir sie bereits ein paar Wochen nach ihrer Verwandlung gefunden hatten, konnten Nahrungsmittel den Wahnsinn nicht stoppen. Der Prozess war höchstens langsamer geworden. Mit ein wenig Glück hatten sie vier, maximal fünf Jahre, und die waren äußerst schmerzhaft. Das Ringen um geistige Gesundheit ist anstrengend. Wir mussten sie rund um die Uhr bewachen. Und wenn sie uns entwischt waren und einem Menschen etwas angetan hatten, wurden sie durch diese Erinnerungen in lichten Momenten gequält. Man kann sie nicht retten.«
Für einen Moment legte sich betroffenes Schweigen über die Runde, das schließlich von Chris gebrochen wurde.
»Also, wie wollen wir vorgehen?«
Sarah konnte sich keine zufriedenstellende Lösung vorstellen.
Sie spürte, wie Roland noch einmal ihre Hand drückte, bevor er mit kalter Stimme das Wort ergriff. »Wir holen Sebastien da raus und machen das Nest dem Erdboden gleich.«
Die Gesichter seiner unsterblichen Gefährten verdüsterten sich. Sarah anzuschauen traute Roland sich gar nicht erst, aus Angst, sie würde ihn für seine Worte verurteilen.
Sie musste ihn für einen kaltblütigen Mistkerl halten.
Und während die anderen besorgte Blicke austauschten, rechnete er jeden Moment damit, dass sie ihre Hand wegziehen würde.
Étienne räusperte sich. »Bin ich eigentlich der Einzige, der hier Skrupel hat? Diese Vampire haben noch nie einen Unschuldigen getötet!«
Marcus seufzte schwer. »Nein.«
»Aber woher wollen Sie das wissen?«, fragte Sarah nun zu Rolands Überraschung.
Noch immer hielt sie seine Hand.
Chris hob die Liste mit den Pädophilen hoch. »Glauben Sie mir, von denen ist bestimmt keiner unschuldig.«
»Gut, aber Sie gehen davon aus, dass die Vampire nur die Leute auf der Liste getötet haben. Gibt es da irgendein Gesetz, das besagt: pro Nacht nur einen Menschen. Siebenundfünfzig Vampire sind nicht so leicht in Schach zu halten. Könnten nicht einige von ihnen vom Kurs abgewichen sein, ohne dass Bastien Wind davon bekommen hat?«
Roland hatte schon den gleichen Gedanken gehabt. »Wenn sie sich dabei nicht mit dem Blut des Opfers beschmiert haben, dann ja. Dann hat Bastien keine zwei Gerüche ausmachen können.«
»Wir wissen nicht einmal, ob es ihm überhaupt etwas ausmachen würde«, sagte Lisette bedächtig. »Er lebt seit zweihundert Jahren unter Vampiren. Auch wenn das sehr unerfreulich ist, vielleicht müssen wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass Bastien wie sie denkt.«
»Jedenfalls teilt er ihren Hass auf die Unsterblichen«, pflichtete Marcus ihr bei.
Ein schrilles Klingeln ertönte.
Chris holte sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display. »Tut mir leid, aber da muss ich rangehen.« Er stand auf und ging mit dem Telefon ins Wohnzimmer hinüber. »Ja?«
»Ob es nun mit oder ohne Bastiens Zustimmung geschieht, tut hier nichts zur Sache«, verkündete Seth. »Bringt ihn mir lebend. Die anderen müssen sterben. Wenn wir sie am Leben lassen und tatenlos zusehen, wie sie den Verstand verlieren, könnten ihnen Hunderte Unschuldiger zum Opfer fallen, bis wir sie letztlich alle zur Strecke gebracht hätten. Das geht auf keinen Fall.«
Zustimmendes Gemurmel ertönte.
Und als Chris wieder zu ihnen stieß, diskutierte Roland mit den anderen bereits ihre Vorgehensweise, wobei er mit dem Daumen sanfte Kreise auf Sarahs Handrücken malte.
»Sarah hatte mal wieder recht«, verkündete Chris und setzte sich. »Andy ist es gelungen, die Polizeiakten der toten Kinderschänder einzusehen. Bastiens Vampire schummeln ganz offensichtlich bei ihrer Diät.« Er tippte auf die Liste mit den Opfern. »Manche dieser Widerlinge waren verheiratet, die Vampire haben die Frauen und Kinder zum Nachtisch verspeist.«
Verdammt! »Wieso haben wir davon nichts mitbekommen?«
»Weil keines der Opfer im Dreieck oder in der Trias gewohnt hat.«
Das Dreieck bestand aus den benachbarten Städten Raleigh, Durham und Chapel Hill. Die Trias aus Greensboro, High Point und Winston-Salem.
»Außerdem lebten die Opfer weit genug voneinander entfernt, und die Todesursachen schienen jedes Mal andere zu sein, sodass niemand die Fälle miteinander in Verbindung gebracht hat.
Sarah blickte Roland an. »Ich wünschte, ich
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