Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
Adressen von Leuten, die überall verstreut in North Carolina wohnten; einige Personen stammten auch aus Virginia und South Carolina.
»Uns war anfangs nicht ganz klar, was es mit diesen Listen auf sich hat, aber dann haben wir die Leute darauf genauer unter die Lupe genommen und zudem Bastiens Aktivitäten im Netz verfolgt. Oder besser gesagt, die Aktivitäten seiner menschlichen Lakaien, denn die meisten Interaktionen fanden tagsüber statt.«
»Und was ist dabei herausgekommen?«, fragte Roland missmutig.
»Es ist eine Liste ihrer Opfer.«
»Er legt ein Verzeichnis seiner Opfer an?«, fragte Sarah.
»Nein, aber er wählt sie gezielt aus. Jede Person auf der Liste steht in Verbindung mit Kinderpornografie, entweder als Kunde, Verkäufer oder Produzent und wird vermisst oder ist tot. Sebastien schreibt seinen Vampiren vor, von wem sie trinken dürfen, und sorgt dafür, dass die Tode nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden können.«
Ungläubig schüttelte Étienne den Kopf. »Wie zum Teufel schafft er es nur, sie zu kontrollieren?«
Sarah räusperte sich. »Würde es einem Gerichtsmediziner oder Arzt denn nicht auffallen, wenn den Toten große Mengen Blut fehlte?«
»Schon«, antwortete Marcus. »Aber Tod durch Vampirbiss ist eben nicht das Erste, was einem Ermittler bei Mord, Selbstmord oder Unfall in den Sinn kommt.«
Roland nickte zustimmend. »Meistens glauben sie, die Opfer wären woanders getötet worden, was dann auch das fehlende Blut am Tatort erklärt. Oder so was in der Richtung.«
»Es sei denn, er verwandelt sie«, brummte Roland. »Er könnte sie alle erst vor Kurzem gebissen haben.«
Nun nahm auch Chris wieder Platz. »Oder auch nicht. Unsere Nachforschungen haben nämlich noch eine weitere interessante Entdeckung ergeben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sie zwingt, normale Lebensmittel zu essen.«
Alle Anwesenden sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
Nur Seth nicht.
Der Älteste legte die Stirn in Falten und streichelte unverwandt den Kater, der mittlerweile wie eine Harley Davidson schnurrte.
»Heute Nachmittag habe ich verdeckte Ermittler zum Bauernhof geschickt … «
Rolands Miene verfinsterte sich. »Dann weiß er, dass wir ihm auf den Fersen sind. Wahrscheinlich hat er schon ein neues Schlupfloch.«
Chris schüttelte den Kopf. »Sie waren ganz leise und haben sich verdeckt gehalten. Das hat er gar nicht mitbekommen.«
»Er ist ein Unsterblicher. Hast du unseren ausgeprägten Spürsinn vergessen?«
»Wir sind keine Anfänger, Roland«, hielt Chris dagegen. »Die Männer haben ihren Geruch übertüncht.«
»Womit?«
Sarah war ganz auf Rolands Seite. Unsterbliche hatten Nasen wir Polarbären, wie sollten die Männer da unentdeckt geblieben sein?
»Sie haben ohne jegliche Zusätze, Shampoos oder Parfüms gebadet, Klamotten getragen, die mit geruchsneutralem Waschmittel gewaschen wurden, und dann ihren eigenen Körpergeruch noch mit anderen Aromen wie Tierurin überlagert.«
Angeekelt zog Sarah die Nase kraus. Lisette tat es ihr gleich.
»Tierurin?«, wiederholte Marcus.
»Ja. Jäger machen das ständig. Vertrauen Sie mir, niemand hat etwas mitbekommen.«
Igitt!
»Und was haben Ihre Männer entdeckt?«, fragte Marcus.
»Einen Lieferwagen, der eine riesige Ladung Lebensmittel gebracht hat, vor allem frisches Obst und Gemüse. Meine Hacker haben sich daraufhin sofort wieder an die Arbeit gemacht und herausgefunden, dass Julien Marston regelmäßig beliefert wird. Jeden zweiten Tag bekommt er Essen für eine ganze Armee. Was dagegen Lohnzahlungen angeht, so habt ihr Sebastiens menschliche Helfer offenbar von ehemals dreizehn auf nunmehr vier reduziert. Und trotzdem lässt er weiter Essen liefern. Selbst für dreizehn Menschen wäre die Menge nicht zu schaffen gewesen. Folglich ist die Verpflegung nicht nur für sie.«
Aber Vampire nahmen doch keine feste Nahrung zu sich. Roland hatte ihr erklärt, dass die Blutgier sie dermaßen schnell überwältigte, dass sie jegliches Interesse an fester Nahrung rasch verloren.
»Er versucht, sie zu retten«, erklärte Lisette traurig.
»Kann das funktionieren?«, fragte Sarah an alle gewandt. »Könnte normales Essen sie vor dem Wahnsinn bewahren?«
Alle Augenpaare richteten sich auf Seth.
»Nein. Das haben wir auch schon versucht. Mehrfach sogar. Vampire, die bereits dem Wahnsinn verfallen waren, haben normale Nahrung nur unter Zwang zu sich genommen. Und auch wenn man ihnen das Blut direkt vom Spender
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