Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
wollten.
Allmählich stapelten sich die Leichen.
Alles war rot.
Doch die Flut der Vampire riss noch immer nicht ab.
Bastien ging in die Knie und suchte Halt an den Ketten, die an der Wand befestigt waren.
Bei jedem Atemzug fühlte es sich so an, als würde Roland ihm die Saigabel erneut in die Brust stoßen.
Er steckte in der Klemme. Offensichtlich hatte er diesen Roland unterschätzt, und nun wusste er nicht, wie er lebend aus dieser Angelegenheit herauskommen sollte.
Und den Kampfgeräuschen nach zu urteilen, erging es seinen Männern gerade nicht viel besser.
Wie war Roland bloß so mächtig geworden?
Der Unsterbliche, den Bastien in Schottland getötet hatte, war nicht halb so stark und schnell gewesen.
Jahre war das jetzt schon her. Bastien hatte von einer Frau getrunken, die Waisen an Bordelle verschacherte, und die Absicht gehabt, sie leer zu trinken, als der Schotte plötzlich über ihn hergefallen war. Der Kampf hatte zwar wesentlich länger gedauert als dieser hier, und danach war er drei Tage lang außer Gefecht gesetzt gewesen, aber immerhin hatte er den Mistkerl töten können.
Als er Roland mit seinen Männern überfallen hatte, war ihm schon aufgefallen, dass der Unsterbliche stärker war als gedacht. Aber so etwas wie an diesem Tag hatte er nicht für möglich gehalten.
Nichts und niemand würde diesen Mann heute aufhalten können. Er war unbezwingbar. Nach Belieben hatte er Bastien verletzt und dessen geübte Schwerthiebe nicht nur mit den Sais, sondern auch mit Telekinese geblockt.
Den Blick fest auf das Paar im Nachbarraum gerichtet, nahm Bastien alle Kraft zusammen, griff nach den Ketten und richtete sich unter Schmerzen auf.
Rolands erstaunliche Kräfte waren nicht das Einzige, was ihn überraschte. Es gab darüber hinaus noch andere Dinge. Dinge, die ihm seine Gabe offenbarte, die aber keinen Sinn ergaben.
Plötzlich kollabierte der punktierte Lungenflügel, und Bastien rang nach Atem. Krampfhaft versuchte er, Luft zu bekommen, doch das Virus verbrauchte alle Energie, um den Heilungsprozess einzuleiten.
Mit seiner Gabe konnte Bastien Gefühle lesen, sobald er jemanden berührte.
Roland hatte innerlich regelrecht vor Wut gekocht.
Was auch nicht weiter verwunderlich war, schließlich hatte Bastien ihm sein derzeitiges Spielzeug geraubt.
Doch diese Wut war mit Angst durchmischt gewesen, die sich sogar zu Panik ausgeweitet hatte, als er von Bastien darauf hingewiesen worden war, dass Sarah im Sterben läge.
Gegen die Wand gelehnt beobachtete Bastien, wie Roland Sarahs Stirn küsste und vorsichtig ihren Kopf hielt.
Er ging zärtlich mit ihr um. Wie er sie berührte, wie er mit ihr sprach. Und er heilte sie.
Sarah war kein Opfer.
Roland liebte sie. Sehr sogar.
Bastien warf einen Blick auf das Porträt, das neben ihm an der Wand hing.
Kaltblütige Mörder waren nicht zu solchen Gefühlen imstande … oder etwa doch?
Hinzu kam, dass Roland ihn nicht umgebracht hatte, obwohl er ihm ausgeliefert gewesen war. Zwar hatte er ihm den Lungenflügel durchstochen, aber darauf geachtet, weder das Herz noch wichtige Blutgefäße zu verletzen.
Warum nur? Wäre es Rolands Absicht gewesen, ihn nur zu verschonen, um ihn dann zu einem späteren Zeitpunkt quälen zu können und danach umzubringen, hätte er das gespürt, aber dem war nicht so.
Wenn vor ihm nun der herzlose Mörder stand, für den Bastien ihn all die Jahre gehalten hatte, warum zögerte er dann jetzt?
Stirnrunzelnd widmete er sich wieder den Geschehnissen im Nachbarraum.
Rolands Hände leuchteten. Überrascht bemerkte Bastien, dass es an Rolands Hinterkopf feucht glänzte und Blut aus seinem Ohr sickerte.
Abermals blickte Bastien zu dem Bild auf.
Roland hatte gerade ihre Kopfverletzung übernommen, um Sarah zu retten.
Was ging hier nur vor sich?
Mit der glänzenden Schneide seines Katanas hieb Seth dem Gegner den Kopf ab, der direkt in die Arme des dahinterstehenden Vampirs segelte. Mit einem Aufschrei ließ dieser ihn fallen und büßte daraufhin seinen eigenen ein.
Hinter ihm erschienen drei weitere Vampire. Starr vor Schreck stierten sie Seth an.
Dankbar für die kleine Atempause blickte sich der Älteste nach seinen Schützlingen um.
Marcus und Étienne standen noch immer vor ihren Gängen und schlugen eine Schneise in den endlos erscheinenden Strom der Vampire.
Lisette versperrte den Zugang zur Treppe. Und da ihr mittlerweile die Munition ausgegangen war, durfte jeder Vampir, der es an den anderen
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