Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
ohne an blutrünstige Vampire zu denken, die ihnen an den Kragen wollten.
Gegen eine Wiederholung hätte sie nichts einzuwenden, denn sie wollte gern mehr über ihn erfahren.
»Nett gemeint, aber ich bin lieber hier bei dir.«
Warum in aller Welt willst du bei mir sein, stand ihm in großen Buchstaben auf die Stirn geschrieben. Schmunzelnd griff sie sich einen grüngelben Schwamm.
Der Mann hatte echt keine Ahnung, wie er auf Frauen wirkte.
Normalerweise gehörte Abwaschen zu den Arbeiten im Haushalt, die Sarah am meisten nervten, denn in ihr kleines Häuschen passte einfach kein Geschirrspüler. Doch Seite an Seite mit Roland machte ihr das Spülen richtig Spaß. Jedes Mal, wenn er ihr einen schaumigen Teller reichte, den sie dann durchs Wasser zog und auf das Abtropfgitter stellte, berührten sich ihre Hände.
Anfangs war Roland recht schweigsam, beinahe schüchtern, sodass Sarah sich fragte, wie zurückgezogen er wohl lebte. Seth und Marcus hatten ihn damit aufgezogen. War sie wirklich der erste Gast, den er freiwillig bei sich aufgenommen hatte? Gab es denn keine Freunde, mit denen er mal einen entspannten Abend verbrachte?
Sarah befürchtete, die Antwort zu kennen. In seinem langen Leben schien er nicht viel Schönes erlebt zu haben. Wenn sie ihn zum Lachen brachte, dann klang es wie ein zögerliches Glucksen, so als wäre er aus der Übung.
»Danke, dass du mich hier aufgenommen hast.«
»Keine Ursache.« Er betrachtete sie aus den Augenwinkeln und schenkte ihr ein leises Lächeln. »Du bist mir sehr viel willkommener als Marcus.«
Sie grinste ihn an.
Als er ihr die seifigen Gabeln in die Hand drückte, berührte er leicht ihre Finger, woraufhin ein Kribbeln ihren Arm hinauflief.
»Du hast ziemlich … entschieden gewirkt, als du sagtest, dass du nicht zu deiner Familie möchtest«, begann er vorsichtig.
»Ja, mit meiner Familie habe ich es nicht so gut getroffen.«
»Inwiefern?«
Sarah verzog gequält das Gesicht. »Mit achtzehn hatte meine Mutter die nicht besonders originelle Idee, schwanger zu werden, um ihren Freund zu halten. Daraufhin hat der schleunigst das Weite gesucht. Neun Monate später kam mein Bruder Jason zur Welt. Mit zwanzig hat sie dann die gleiche Nummer noch mal mit einem Typen durchgezogen. Der ist zwar noch ein paar Monate geblieben, schließlich aber auch noch vor meiner Geburt abgehauen. Danach kamen zum Glück keine weiteren Kinder mehr, aber die Männer haben sich bei uns zu Hause die Klinke in die Hand gegeben. Manche waren nett zu Jason und mir. Manche haben sich gar nicht für uns interessiert. Und andere waren laut und gewalttätig. Deshalb habe ich für meine Mutter nicht gerade viel übrig.«
Roland blickte sie düster an. »Ich weiß, dass das jetzt eine sehr persönliche Frage ist, aber hat einer der Männer dich … ?«
»Mich missbraucht?«
Er nickte.
»Nein.« Sarah nahm eine weitere Gabel von ihm entgegen. »Aber als ich dreizehn war, hat sie mal einen angeschleppt … « Bei der Erinnerung erschauderte sie. »Der hatte eine Art, mich anzusehen, bei der es mir immer eiskalt den Rücken runtergelaufen ist. Meine Mutter gab ihm aber ziemlich schnell den Laufpass.«
»Ein Glück.«
»Ja, aber sie tat es nicht, weil sie befürchtete, er könnte mir etwas antun. Sie hat Schluss gemacht, weil sie eifersüchtig war. Hat mir vorgeworfen, ich wolle ihr den Freund ausspannen.«
Roland hielt inne und starrte sie ungläubig an.
»Meine Mutter gehört zu der Sorte Frauen, die nicht erwachsen werden wollen. Als mein Bruder und ich auf die Highschool gingen, hat sie immer meine Sachen angezogen und sich wie ein Teenager aufgeführt. Wenn Jason mal ein Mädchen mit nach Hause gebracht hat, ist er von ihr bis auf die Knochen blamiert worden, und darüber hinaus hat sie noch alle meine Freunde angegraben. Nicht dass es besonders viele gewesen wären; nachdem ich es mitbekommen hatte, bin ich gar nicht mehr mit Jungs ausgegangen.«
Er schnaubte verächtlich. »Ich habe im Laufe der Jahrhunderte einige solcher Frauen kennengelernt.«
»Das war ja noch nicht mal das Schlimmste«, fuhr Sarah fort, »die Frau hat es nie länger als ein Jahr in einem Job ausgehalten. Als mein Bruder und ich dann anfingen, neben der Schule zu jobben, hat sie nur noch von uns geschnorrt und uns das Leben damit zur Hölle gemacht. Nach der Highschool bin ich sofort ins College gezogen. Ich wollte nur noch weg.«
»Das kann ich gut verstehen. Was ist mit deinem Bruder?«
Sie seufzte. »Mein
Weitere Kostenlose Bücher