Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
wütenden Blick, den er dafür von Roland erntete, schaufelte er sich die nächste Gabel voll, hielt auf halbem Weg zum Mund jedoch plötzlich inne. »Hast du einen Hund?«, wandte er sich verwundert an Roland.
Dieser stieß einen tiefen Seufzer aus. »Nein.«
Marcus ließ die Gabel sinken und blickte in die Küche.
Sarah drehte sich dorthin um, konnte aber nichts ausmachen. Warum starrte er auf die Tür?
»Was zum Teufel ist das?«, fragte Marcus unbeirrt. »Es hört sich an, als würde da draußen ein Wolf oder Kojote heulen.«
Erst da wurde Sarah bewusst, dass sie die ganze Zeit über Rolands Hand gehalten hatte, denn nun zog er sie weg und stand auf. »Das ist Nietzsche, mein Kater. Er heult immer wie ein Hund, bevor er einen Streit vom Zaun bricht.«
Marcus runzelte die Stirn. »Nietzsche? Hattest du vor vierzig Jahren nicht schon mal eine Katze, die so hieß?«
Gleichmütig zuckte Roland mit den Schultern. »Mir gefällt der Name eben.« Beim Hinausgehen legte er Sarah noch einmal kurz eine Hand auf die Schulter. »Bin gleich zurück.«
Ihr Herz schlug höher. »Okay.«
Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, stapfte dann in die Küche und öffnete dort eine Tür. Dahinter kam eine Waschküche zum Vorschein, die mindestens ebenso groß war wie ihr eigenes Schlafzimmer und von der zwei Türen abgingen.
Ohne das Licht anzuschalten, ging Roland durch den Raum, vorbei an der ersten Tür, die wohl zur Garage führte, und verschwand durch die zweite nach draußen.
Im Esszimmer trat Stille ein.
Als Sarah sich umdrehte, blickte Marcus sie nachdenklich an.
Sie schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln.
Und als hätte er auf dieses Zeichen gewartet, legte er das Besteck beiseite und stützte sich mit den Armen auf den Tisch. »Diese Gelegenheit sollte ich wohl nutzen.«
»Hm, okay.«
»Solange Roland damit beschäftigt ist, seine Katze davon abzuhalten, sich mit einem räudigen Waschbären einzulassen, wird er uns nicht zuhören.«
»Sie fragen mich jetzt doch nicht etwa nach einem Date?«
Er lächelte. »Nein, ich sehe doch, dass Sie Interesse an Roland haben. Und er an Ihnen. Es ist schwer zu übersehen, dass ihr euch immer näherkommt.«
»Wir kennen uns doch erst seit einem Tag«, protestierte Sarah schwach. Obwohl Marcus recht hatte … zumindest, was sie betraf. Roland ließ ihr Herz höherschlagen, und mit jeder Minute gefiel er ihr besser.
Marcus zuckte mit den Schultern. »Manchmal geht es eben so schnell. Und da es bei euch der Fall zu sein scheint, finde ich, Sie sollten ein paar Dinge erfahren.«
»Gut.« Sie wusste nicht, was sie darauf sonst erwidern sollte.
»Zunächst einmal hat Roland ein echtes Problem damit, anderen zu vertrauen.«
Sie lächelte. »Das ist mir auch schon aufgefallen.« Dazu brauchte es nun wirklich kein Psychologiestudium.
»Deshalb spricht es auch Bände, dass er Sie hierher eingeladen hat.«
»Finde ich nicht. Was blieb ihm denn anderes übrig?«
»So einiges. Er hätte Sie ganz leicht mir oder Lisette aufs Auge drücken oder Sie in einer der geheimen Unterschlüpfe unserer Mitarbeiter unterbringen können.«
Hmm. Das war nicht von der Hand zu weisen.
»Ich ziehe Roland immer wegen seines Misstrauens auf«, fuhr Marcus in ernstem Ton fort, »aber eigentlich hat es einen sehr traurigen Hintergrund. Die Einzelheiten erspare ich Ihnen, aber ihm ist übel mitgespielt worden, nicht nur ein oder zwei, sondern ganze drei Mal. Und zwar von Menschen, die er über alles geliebt und denen er vertraut hat. Jedes Mal hätte es ihn fast das Leben gekostet, so verraten worden zu sein.«
Sarah fragte sich, ob ihn wohl auch diese Dumpfbacke von Mary hintergangen hatte.
»Die ersten beiden Male war ich nicht dabei, aber das dritte Mal habe ich hautnah miterlebt.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Deshalb versuche ich, es ihm nicht krummzunehmen, dass er mir nach achthundert Jahren Freundschaft immer noch ungern den Rücken zudreht.«
Selbst nach achthundert Jahren traute Roland Marcus nicht?
Da hatte sie sein Problem wohl unterschätzt.
»Wie auch immer, das bringt mich zum zweiten Punkt: Sie scheinen wirklich nett zu sein. Sind intelligent, attraktiv und meistern die Situation ausgesprochen gut.«
Sie war in den Wald geflohen, weil sie sie für Monster gehalten hatte. Zählte das etwa zum Meistern dazu? »Worauf wollen Sie hinaus, Marcus?«
»Ich weiß ja nicht, was Sie vorhaben – ob Sie sich bei der nächsten Gelegenheit aus dem Staub machen oder bleiben und
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