Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
wieder besser ging. So erleichtert, dass sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre.
Doch stattdessen verschränkte sie hinter dem Rücken die Finger, bemüht, sich keine Blöße zu geben.
Roland zögerte, vor ihr zu trinken.
In der Hoffnung, ihn zu beruhigen, lächelte sie ihm zu. »Ich flippe nicht aus, versprochen. Ob du jetzt Blut trinkst oder jemand anderes in einen dieser fetttriefenden Riesenburger beißt, macht für mich keinen Unterschied.«
Roland schien zwar nicht wirklich überzeugt zu sein, hob aber dennoch den Beutel an den Mund, biss hinein und sog kräftig das Blut durch die Reißzähne, wobei er sie besorgt beobachtete. Sarah zuckte nicht einmal mit der Wimper und hielt seinem Blick stand.
Es war, als hätte sie ihm gerade ein Trinkpäckchen gegeben.
Genau diesen Augenblick suchte sich Nietzsche aus, um unter dem Sessel hervorgekrochen zu kommen und sich an Seths Waden zu reiben. Die weißen Pfötchen und das getigerte Fell waren mit Rolands Blut verklebt, sodass ihm die Haare wie dunkle Stacheln vom Körper abstanden.
»Na, wen haben wir denn hier?« Seth nahm den Kater hoch und untersuchte ihn kurz, bevor er ihn sich auf den Schoß setzte. »Hallo, Nietzsche. Ich wusste gar nicht, dass es dich auch noch gibt.«
Oh, oh!
Seth warf Roland einen unergründlichen Blick zu. Aus den Augenwinkeln heraus nahm dieser wahr, wie Marcus das Gesicht verzog.
»Moment mal«, rief Marcus und legte den leeren Blutbeutel beiseite. »Das ist doch nicht etwa der Original-Nietzsche? Der wäre ja inzwischen über vierzig Jahre alt!«
»Dreiundvierzig«, stellte Seth richtig.
Roland hielt sich lieber bedeckt und beobachtete, wie Sarah reagierte.
Die machte große Augen. »Eine unsterbliche Katze?«, fragte sie ungläubig. »Es gibt unsterbliche Katzen? «
» Eine unsterbliche Katze«, berichtigte Seth und streichelte Nietzsche durch das zerzauste Fell.
Der Kater schloss genüsslich die Augen und begann schnurrend Seths Oberschenkel mit seinen kleinen Pfoten zu bearbeiten.
Man konnte dem Ältesten sein Missfallen deutlich anmerken, auch wenn er es nicht laut aussprach. Selbst Sarah spürte es und rückte näher an Roland heran.
Was geschehen ist, ist geschehen.
»Es war ein Unfall«, setzte Roland an und legte seine leeren Beutel auf den Tisch. »Ich habe einen Vampir überrascht, der gerade eine Frau leer trank. Als ich ihn angriff, ist sie ausgerastet und hat mir Pfefferspray ins Gesicht gesprüht.«
»Warum denn das?«, wollte Sarah wissen. »Du hast ihr doch nur geholfen.«
»Nun ja, Sie war nicht gerade die Hellste und hat tatsächlich geglaubt, dass er ihr bloß einen Knutschfleck machen wollte. Noch bevor ich wieder etwas sehen konnte, hat der Vampir dann einen Glückstreffer gelandet und mich an der Halsschlagader erwischt. Zwar fing die Wunde an zu heilen, aber während ich außer Gefecht gesetzt war, hat sich der Vampir um die Frau gekümmert und ist abgehauen. Ich hatte bereits so viel Blut verloren, dass ich ohnmächtig geworden bin, noch bevor ich etwas nachtrinken konnte. Irgendwann später habe ich dann Nietzsches raue Zunge an meinem Hals gespürt und bin wieder zu mir gekommen.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie viel er getrunken hat, aber seitdem ist er keinen Tag mehr gealtert.«
Neugierig beäugte Marcus das Tier. »Und, ist er irgendwie gewalttätiger geworden? Hat er sich deshalb gestern auf den Waschbären gestürzt?«
»Nein, da hat Nietzsche einfach nur sein Revier verteidigt. Das hat der verrückte Kater schon immer getan.«
Seth stöhnte. »Das bleibt aber unter uns, okay? Ich habe schon alle Hände voll mit euch Wächtern zu tun, da will ich mich nicht auch noch um irgendwelche unsterblichen Haustiere kümmern müssen.«
Roland und Marcus murmelten ihre Zustimmung und schnappten sich jeder noch einen Beutel Blut.
Sarah setze sich neben Roland auf die Sofalehne.
Seth wartete, bis die beiden ausgetrunken hatten, bevor er das Gespräch fortsetzte. »Was wisst ihr eigentlich über den Typen, der euch umbringen wollte?«
»Nicht viel mehr als bei unserem letzten Telefonat«, antwortete Roland und fuhr sich ärgerlich durchs Haar. »Er heißt Bastien, kommt aus England und hat eine kleine Armee, bestehend aus Vampiren und menschlichen Lakaien, auf die Beine gestellt.«
Seths Miene verdüsterte sich.
»Gestern Abend hat er uns erneut angegriffen. Marcus war gerade gekommen, und wir wollten gleich danach zu mir fahren. Er hatte sieben Vampire im
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