Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
auf die Unterlippe und blickte sich zitternd um. Reichte ihr Blut nicht einmal, um sie zu stabilisieren, bis …
Rolands Handy, lag noch immer dort, wo sie es hatte fallen lassen. Einer Eingebung folgend, griff sie danach. Im Telefon war nur eine einzige Nummer gespeichert. Noch während sie wählte, betete Sarah, dass es die richtige sein mochte, wobei sie Roland nicht aus den Augen ließ.
Im Schein der aufgehenden Sonne reckten sich die Flammen wie goldene Finger in den Himmel empor. Rauchschwaden stiegen auf und ließen die langsam verblassenden Sterne hinter dunkelgrauen Wolken verschwinden, als plötzlich Schreie die morgendliche Stille durchbrachen.
Sirenen ertönten. Männer in Tarnfleck rannten hektisch umher und versuchten, Löschfahrzeugen und vereinzelt herumirrenden Zivilisten, die heil davongekommen waren, auszuweichen. Feuerwehrmänner in beige-gelber Montur kämpften mit mächtigen Wasserfontänen gegen die heftige Feuersbrunst an, wo einst einmal ein dreistöckiges Gebäude gestanden hatte.
Und inmitten dieses ganzen Chaos’ waren zwei blutbesudelte Gestalten auszumachen, die lange schwarze Ledermäntel voller Einschusslöcher trugen. Doch die Kugeln hatten ihnen nichts anhaben können. Noch im Laufen traten kleine Metallstücke aus ihrer Haut aus und fielen zu Boden. Binnen weniger Sekunden hatten sich die Wunden schließlich vollends geschlossen. Über Davids Schulter hing eine Tasche, die bis zum Rand mit Laptops, externen Festplatten, CD s, DVD s und USB -Sticks gefüllt war, Kram, den sie später noch durchsuchen würden.
Seth indes trug jene Frau in den Armen, deretwegen sie an diesen Ort gekommen waren. Ihr nackter, ausgemergelter Körper wurde lediglich durch einen blutigen Laborkittel verhüllt, und Seth schätzte, dass sie gerade einmal vierzig Kilo wiegen mochte.
Im Wald umfing sie Dunkelheit. Vorsichtig bettete Seth die bewusstlose Frau so um, dass ihr Kopf an seiner Schulter lehnte.
Sie atmete unregelmäßig und stöhnte immer wieder, ihre Lippen waren trocken und aufgeplatzt.
Wütend presste Seth die Lippen aufeinander.
»Wir hätten sie alle töten sollen«, knurrte David neben ihm.
»Die, die wir verschont haben, wussten nichts von der Sache.«
Sie wurden von einer blechernen Version des Songs »Down with the Sickness« von Disturbed unterbrochen.
Seth blieb stehen, das war sein Handy. Dann drehte er David den Rücken zu. »Hintere rechte Hosentasche. Sieh nach, wer es ist.«
David zog das Telefon hervor. Als er die Nummer des Anrufers sah, warf er Seth einen vielsagenden Blick zu. »Es ist Roland.«
Sarah ließ Roland nicht aus den Augen und betete, dass er nicht zu atmen aufhören würde, während sie sich dass Handy ans Ohr hielt und die Freizeichentöne zählte.
Eins. Zwei. Drei. Vier.
Bitte geh ran!
»Hallo«, sagte ein Mann mit leichtem Akzent und tiefer sonorer Stimme.
»Seth?« Fast hätte sie vor Erleichterung geweint.
»Ja. Wer ist denn da?«
»Sarah. Sarah Bingham. Roland braucht Ihre Hilfe. Ich glaube, er stirbt.«
Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein riesiger Mann vor ihr auf.
Mit einem Aufschrei ließ sie das Telefon fallen.
»Was ist passiert?«, fragte der Fremde.
Doch sie starrte ihn nur mit offenem Mund an und brachte keinen Ton heraus … Was letztendlich auch gar nicht notwendig war, da der Mann nun die am Boden liegenden Unsterblichen entdeckte und heftig zu fluchen begann.
Seine zwei Meter Körpergröße machten Seth zu einer imposanten Erscheinung. Zudem besaß er recht breite Schultern und war, trotz seiner schlanken Gestalt, relativ muskulös und athletisch gebaut. Das Gesicht wirkte geradezu vollkommen und weder zu kantig noch zu weich. Er hatte ein markantes Kinn, eine schmale, gerade Nase. Und es gab nicht die geringsten Anzeichen von Falten oder welker Haut, wie man es bei jemandem, der als ältester Unsterblicher galt, hätte vermuten können.
Umso mehr überraschte es sie, dass Seths Kleidung blutverschmiert und von noch mehr Kugeln durchlöchert war als Rolands.
Was zum Teufel war bloß geschehen?
Als er sich zwischen Roland und Marcus kniete, die mehr tot als lebendig aussahen, legte sich sein Mantel wie eine Schleppe über den Boden, und sein langes schwarzes Haar reichte bis zur Erde.
»Sie sind doch Seth, oder?«, fragte sie, nachdem sie endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte.
»Ja.« Er spähte durch die Bäume. Die Flammen hatten Rolands Haus mittlerweile fast ganz verschlungen. »Erklären Sie mir bitte in
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