Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
Boden setzte.
»Ich muss los.«
Marcus erhob sich ebenfalls. »Sag mal, besitzt David einen Computer?«
»Einen Laptop, aber den hat er mitgenommen.«
»Kannst du mich dann kurz bei mir zu Hause absetzen? Ich möchte ein wenig im Netz recherchieren. Vielleicht finde ich ja etwas heraus.«
Statt zu antworten, legte Seth nur eine Hand auf Marcus’ Schulter. »Halt mich auf dem Laufenden, Roland.«
Und damit verschwanden die beiden.
11
Als Seth in seinem Haus in Houston eintraf, war alles ganz ruhig.
Nun ja, nicht ganz.
Aus einem der oberen Gästezimmer, das er für Besucher, vornehmlich Unsterbliche und ihre Sekundanten, bereithielt, war schneller, keuchender Atem zu hören.
Unten im Flur wartete Davids Sekundant Darnell und runzelte die Stirn, während David selbst im Türrahmen des Gästezimmers stand und als Geste der Friedfertigkeit beide Hände erhoben hatte. Doch offenbar machten seine große muskulöse Gestalt und die blutverschmierte Kleidung nicht gerade einen vertrauenerweckenden Eindruck.
Seth eilte an beiden Männern vorbei in den Raum. Zweifellos wirkte auch er gerade recht bedrohlich, obgleich er es ausnahmsweise mal nicht sein wollte.
In einer Zimmerecke, zwischen Wand und Kommode, kauerte die Frau am Boden, die sie gerettet hatten.
»Was ist passiert?«, fragte er David, wobei er die Frau nicht aus den Augen ließ.
»Kurz nachdem ich angefangen hatte, sie zu heilen, ist sie aufgewacht und total in Panik geraten«, murmelte David. »Mit diesen Verletzungen sollte sie sich ruhig verhalten, doch ich hab es nicht über mich gebracht, sie gewaltsam festzuhalten. Ich wollte ihr nicht noch mehr Angst einjagen.« Hilflos zuckte er mit den Schultern. »Ich habe zwar versucht, mit ihr zu reden, aber sie reagiert nicht darauf. Schließlich war es nicht meine Stimme, die sie gehört hat.«
Seth nickte und machte einen Schritt auf sie zu.
Die Frau zuckte zusammen und drückte sich noch weiter in die Ecke, die Knie dicht bis an ihr Kinn herangezogen. Ihr rotes Haar war achtlos gestutzt worden und fiel in kurzen Strähnen um ihr bleiches Gesicht. Ihre grünen Augen lagen in tiefen dunklen Höhlen, die Wangen waren eingefallen. Angsterfüllt blickte sie ihn an. Sie war so klein und zart und bis auf die Knochen abgemagert. Anscheinend hatte man ihr kaum etwas zu essen gegeben. Doch damit nicht genug.
Arme und Beine waren mit Dutzenden, wenn nicht gar Hunderten von Schnitten, Brandmalen und Einstichlöchern übersät. Ihre Peiniger hatte ihr den kleinen Finger sowie den Ringfinger der rechten Hand über dem ersten Gelenk abgetrennt. Man konnte noch das offene Fleisch sehen. Und auch wenn ihre Füße unter dem Saum ihres Morgenrocks verborgen waren, so wusste Seth, dass ihr ebenfalls zwei Zehen fehlten.
Doch die schlimmsten Verletzungen hatte ihr Oberkörper davongetragen. Als Seth und Marcus in den Raum gestürmt waren, in dem man sie gefangen gehalten hatte, lag sie nackt auf einen Tisch gefesselt, mit offenem Brustkorb, während zwei Männer in OP -Kitteln ihrem Herzen mithilfe kleiner metallener Defibrillatoren Elektroschocks verpassten. Hätte er ihre Schreie nicht in seinem Kopf vernommen, wäre Seth bestimmt davon ausgegangen, ihr Herz hätte während der OP aufgehört zu schlagen, und die Männer versuchten nun, sie wiederzubeleben. Aber die Frau war nicht tot gewesen. Und da man ihr keine Narkosemittel gegeben hatte, musste sie jeden Handgriff gespürt haben.
»Hast du ihren Brustkorb geheilt?«, fragte er leise.
»Nicht vollständig. Ich war fast fertig, da ist sie plötzlich aufgewacht.«
Behutsam machte Seth einen weiteren Schritt auf die Frau zu, wobei er sich etwas duckte, um nicht allzu bedrohlich zu wirken. »Ganz ruhig«, murmelte er, als sie erneut vor ihm zurückschreckte. »Ruhig, wir tun dir nichts. Wir wollen dir nur helfen.«
Erinnerst du dich an mich?, fragte er telepathisch. Möglicherweise klang seine Stimme anders, wenn er laut sprach. Oder vielleicht hatten ihre Kidnapper auch ihr Gehör zerstört. Momentan ließ sich das Ausmaß ihrer Verletzungen noch nicht abschätzen.
Sie starrte ihn weiter an.
Ich bin deinem Hilferuf gefolgt.
Tränen schossen ihr in die Augen und kullerten die eingefallenen Wangen hinunter.
Ich bin Seth . Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Dann noch einen.
Sie warf David einen ängstlichen Blick zu.
David tut dir nichts. Er wollte dich nur heilen. Aber du bist aufgewacht und hast es mit der Angst zu tun bekommen.
Seth ging in die
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