Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
Dutzend Vampire anzuführen – gar nicht zu reden von einer Armee, die offenbar aus mehreren hundert Blutsaugern besteht.«
»Bist du sicher?«, fragte Seth.
»Absolut. Um Vampire anzuführen, muss man sich persönlich um sie kümmern. Sie nehmen keine Befehle an von jemandem, den sie nie zu Gesicht bekommen. Und wenn sie dich nicht fürchten, dann folgen sie dir auch nicht. Vampire haben keine Angst vor Menschen. Montrose hat niemals im Bauernhaus vorbeigeschaut, er hat nie mit jemand anderem als mit seinem Bruder Casey oder mir geredet. Er hatte wahnsinnig viel Angst vor den Vampiren, er war sogar zu schüchtern, mich um eine Blutprobe zu bitten – und ich war geistig gesehen mit Abstand der Gesündeste von allen. Stattdessen machte er die Tests mit seinem Bruder und gab sich damit zufrieden, sich in seinem Kellerlabor zu verstecken. Und es gab Zeiten, da hatte er sogar Angst vor Casey.«
Marcus beugte sich vor. »Willst du damit sagen, dass er mit alldem nichts zu tun hat?«
»Das nicht. Ich sage nur, dass er nicht der Anführer ist. Bei ihrem sogenannten König muss es sich um einen Vampir handeln, auch wenn mir schleierhaft ist, wie es zu der Zusammenarbeit kommen konnte. Oder warum. Casey ist tot. Man kann ihm nicht mehr helfen, also hat Montrose keinen Grund, weiterzuforschen.«
Ami dachte über die möglichen Erklärungen nach. »Vielleicht haben die Vampire von ihm gehört und ihn um Hilfe gebeten, ein Heilmittel zu finden.«
Bastien zuckte mit den Achseln. »Durchaus möglich.«
Sarah beugte sich vor, damit sie an den anderen vorbeischauen und Bastien in die Augen sehen konnte. »Und wenn er sich rächen will?«
Bastien legte den Kopf schräg und dachte darüber nach. »An den Unsterblichen? Dafür, dass sie Casey getötet haben?«
»Nein, ich dachte dabei eigentlich an dich. Falls ihm Gerüchte zu Ohren gekommen sind, dass du die Seiten gewechselt hast … möglicherweise gibt er dir die Schuld am Tod seines Bruders. Er könnte glauben, dass du die anderen verraten und Casey an seine Mörder ausgeliefert hast.«
Ami warf Marcus einen Blick zu. »Roy hat ausdrücklich nach Bastien gefragt.«
Bastien setzte sich auf. »Hat er das?« Sein Blick wanderte erst zu Seth und dann zu David. »Davon habt ihr mir nichts gesagt.«
Chris deutete auf die Unterlagen, die David Bastien überreicht hatte. »Es steht alles da drin.«
In Bastiens schönen Gesichtszügen spiegelte sich Ärger, und seine Augen fingen an zu leuchten. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, darin zu lesen. Ich hab den Ordner ja gerade erst bekommen.« Er sah zu Ami. »Was ist passiert? Was hat er gesagt?«
Ami erzählte es ihm.
»Er wollte meine Hilfe?«
Obwohl sein Gesicht keine Gefühle verriet, nahm Ami den Schmerz wahr, der sich unter der Fassade verbarg. Da er so lange unter den Vampiren gelebt hatte, wünschte er sich nichts mehr, als ihnen zu vertrauen und zu glauben, dass sie wirklich ein Heilmittel finden wollten. Andererseits hatten sie ihn auf das Ärgste hintergangen.
»Das hat er zumindest behauptet«, sagte sie vorsichtig.
»Roy lügt«, sagte Roland. »Das ist eine Falle.«
»Ich bin ebenfalls dieser Meinung«, schaltete sich Darnell ein. »Er hat nach Roland, Sarah und Bastien gefragt – die drei Unsterblichen, die Montrose namentlich kennt – und das in der Nacht, bevor Montrose Keegan wieder auftaucht. Das kann kein Zufall sein.«
Marcus legte eine Hand auf Amis Oberschenkel. »Er glaubt, dass Sarah immer noch ein Mensch wäre, und hält sie für Rolands Sekundantin.«
»Das könnte für uns von Vorteil sein«, sagte Sarah. »Sie ahnen nicht, wie stark und schnell ich jetzt bin.«
Étienne musterte sie aus dem Augenwinkel, wobei ein schelmisches Lächeln über sein Gesicht huschte. »Bist du sicher, dass ich dich nicht davon überzeugen kann, diesen alten Griesgram zu verlassen und mit mir durchzubrennen? Ich stehe total auf starke Frauen.«
Rolands Kiefermuskeln zuckten. »Sie ist stark genug, um dir den Hintern zu versohlen, wenn du nicht aufhörst, sie anzugraben.«
Étiennes schelmisches Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. »Solange sie diejenige ist, die mir den Hintern versohlt.«
Aus Rolands bernsteinfarbenen Augen schossen Blitze. Étiennes Stuhl wurde plötzlich unter ihm weggerissen, sodass er wie ein nasser Sack zu Boden ging.
Seine Geschwister brachen in lautes Gelächter aus.
Étienne stieß ein paar französische Schimpfwörter aus. »Ich hab doch nur Spaß
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