Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
auch.«
Marcus spähte in die Schatten, konnte aber nicht den Hauch einer Bewegung erkennen. Mit seinen übernatürlich scharfen Augen musterte er die zerbrochenen Zweige, die darauf hindeuteten, dass an dieser Stelle vor kurzer Zeit mehrere Personen vorbeigegangen waren. Doch abgesehen von dem Wind in den Blättern rührte sich nichts.
Neben ihm trat Ami ruhelos von einem Fuß auf den anderen. »Es riecht nach Erde.«
»Du meinst, als ob hier jemand gegraben hätte?« Der Geruch war genauso stark wie der nach zertrampeltem Gras.
»Ja, aber ich kann keine aufgeworfene Erde sehen.«
Genauso wenig wie er. Nichts deutete darauf hin, dass an diesem Ort kürzlich gegraben worden war. Nur hier und dort waren Erdklumpen zu sehen, die wahrscheinlich von schweren Stiefeln wie seinen eigenen aufgewühlt worden waren.
»Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte Roland grimmig.
Die Härchen in Marcus Nacken richteten sich auf. Eine Sekunde später stieg ihm ein Geruch in die Nase.
»Sie kommen«, verkündete Roland mit finsterem Gesicht und zog seine Saigabeln.
Amis Finger schlossen sich fester um die Griffe ihrer beiden Glocks. »Wie viele?«
Konzentriert sog Marcus die verschiedenen Gerüche ein, um eine Zahl zu ermitteln. »Drei oder vier. Ausschließlich Vampire.«
Obwohl die Vampire noch mindestens drei Kilometer entfernt gewesen waren, als Marcus und Roland sie bemerkt hatten, brauchten sie nur eine Minute, um die Lichtung zu erreichen.
Diese sechzig Sekunden kamen ihm vor wie eine Ewigkeit.
Marcus verstand inzwischen, warum Roland vor einer Konfrontation mit Vampiren immer ziemlich angespannt war. Angesichts seiner jähzornigen Natur hätten viele den Unterschied gar nicht bemerkt. Aber Marcus kannte Roland gut. Dennoch hätte er nicht überraschter sein können über Rolands Antwort, als er ihn einmal darauf angesprochen hatte.
Die verdammten Nerven. Ist das zu glauben? Ich lebe jetzt seit neunhundert Jahren auf diesem Planeten und habe fast genauso viele Jahre damit verbracht, jede Nacht Vampire zu erledigen – und urplötzlich bin ich so nervös, dass man von Angst sprechen könnte.
Warum? Früher hast du dir doch auch keine unnötigen Gedanken gemacht.
Früher hatte ich ja auch nicht viel zu verlieren. Aber meine Beziehung zu Sarah … die will ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen, Marcus. Ich darf sie nicht verlieren. Und dennoch gehen wir jede Nacht da raus und jagen zusammen eine ständig ansteigende Zahl von Vampiren … immer mit der Gefahr, dass einer von ihnen eines Tages einen Glückstreffer landen könnte.
Schritte näherten sich.
Marcus widerstand dem Drang, sich schützend vor Ami zu stellen. Er ertrug den Gedanken nicht, dass sie wieder verletzt werden könnte. Zum Glück war Roland ein sehr mächtiger Heiler, der bis auf wenige Ausnahmen bei nahezu allen Wunden helfen konnte.
Außerdem beruhigte ihn der Gedanke, dass Richart in der Nähe war, jederzeit bereit, sich zum Kampfschauplatz zu beamen und Ami in Sicherheit zu bringen, falls Marcus es anordnete.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung traten drei Vampire aus dem Schutz der Bäume ins Mondlicht. Roy wurde von zwei Vampiren flankiert, die so aussahen, als könnten ihre Fotos ohne Weiteres die Facebookseite einer Studentenverbindung zieren. Kurzes blondes Haar. Hübsche, knabenhafte Gesichter. Und sie trugen tatsächlich Collegejacken.
Roy, der aussah wie jeder andere beliebige zwanzigjährige Collegestudent, trug einen Kapuzenpullover, dessen Kapuze er tief in die Stirn gezogen hatte. Das Einzige, was ihn von anderen Zwanzigjährigen unterschied, war, dass er keine überdimensionale Jeans trug. (Sackartige Jeans erwiesen sich im Kampf als hinderlich, wenn einem der Hosenbund unter dem Hintern hing und der Schritt in Kniehöhe schlackerte.) Die Unsicherheit, die er in der letzten Nacht zur Schau getragen hatte, war verschwunden und wurde ersetzt durch eine selbstgefällige Zuversicht, die – aus Marcus ’ Sicht – den Verdacht bestätigte, dass er ein falsches Spiel trieb.
Mit einem Selbstbewusstsein, das an Dreistigkeit grenzte, marschierten die drei Vampire auf die Lichtung und blieben dort kampflustig stehen.
Drei Vampire. Vier Herztöne.
Marcus, dessen Hand immer noch auf Amis Rücken lag, klopfte viermal mit dem Zeigefinger auf ihren Rücken, um sie zu warnen, dass sich ein vierter Angreifer versteckt hielt. Dann zog er die Hand weg und legte sie auf die Griffe seiner Kurzschwerter. »Ich dachte, das hier wäre
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