Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
bereit gewesen oder hatte gegen ihre Überzeugungen gehandelt.
Ihre Wangen waren immer noch gerötet, als sie den Kopf in den Nacken legte, um ihn anzusehen. »Ich war bereit, und ich bereue nichts.«
Er lächelte und gab ihr einen federleichten Kuss. »Lass es mich wissen, wenn ich jemals etwas tue, mit dem du dich nicht wohlfühlst.«
Sie musterte ihn schelmisch. »Ich habe dir dabei geholfen, mehreren Dutzend Blutsaugern einen ordentlichen Arschtritt zu verpassen. Glaubst du wirklich, dass ich den Mund halten würde, wenn du etwas tun würdest, das mir nicht gefällt?«
Er lachte. »Nein, das glaube ich nicht.«
Sie lächelte. »Es gefällt mir, dass du mich für so stark hältst.«
»Du bist stark.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe auf Lasara ein sehr behütetes Leben geführt.«
»Was ist passiert? Was haben die neuen Verbündeten euch angetan?«
»Sie infizierten uns mit einem Virus, gegen das wir nichts ausrichten konnten, und das, obwohl wir außergewöhnlich starke Immunsysteme besitzen. Auf Lasara gibt es nur sehr wenige Krankheiten. Als ein paar von unseren Leuten erkrankten, nachdem sie Kontakt zu den Gathendianern gehabt hatten, glaubten wir, dass sie Virusträger wären und uns unabsichtlich infiziert hätten. Das Virus wird durch die Luft übertragen und ist extrem ansteckend, aber am Anfang schien es nicht gefährlicher zu sein als eine leichte Grippe. Niemand ist gestorben. Die meisten haben sich innerhalb von zwei, drei Tagen erholt. Wir dachten uns nichts dabei und arbeiteten weiter an einem Abkommen.«
»Und?«
»Über die nächsten zwanzig Jahre brachten die Lasarer plötzlich fast keine Kinder mehr zur Welt.«
Er runzelte die Stirn. »Ihr wurdet unfruchtbar?«
»Nur die Frauen. Und fast alle Frauen, die nach der Epidemie geboren wurden, waren auch unfruchtbar. Von den wenigen, die noch Kinder zur Welt bringen konnten, waren nur wenige dazu imstande, das Kind ohne medizinische Hilfe auszutragen. Wenn einer unserer Verbündeten nicht unglaubliche medizinische Kenntnisse besessen und uns geholfen hätte, dann wären gar keine Kinder mehr geboren worden.«
Amis Volk starb, sie waren die Opfer eines langsamen Genozids. Wenn sie keine Kinder mehr bekommen konnten …
»Wie viel Zeit ist seit der Epidemie vergangen?«
»Fast ein Jahrhundert.«
Also war Ami nicht nur für ihn ein Wunder, sondern auch für ihr Volk. »Wie alt bist du?«
Sie wirkte plötzlich verunsichert. »Neunundvierzig.«
Ihm fiel die Kinnlade herunter. »Du bist neunundvierzig Jahre alt? Du siehst aus wie zwanzig!« Er war entsetzt. Sie war bereits ein halbes Jahrhundert alt?
»Du hältst mich jetzt für seltsam, nicht wahr? Weil ich immer noch Jungfrau bin?«
»Was? Nein. Das ist mir nicht mal in den Sinn gekommen. Du hast selbst gesagt, dass bei euch körperliche Intimität vor der Heirat verboten ist. Und ich gehe mal davon aus, dass du nicht verheiratet bist.«
»Nein, das bin ich nicht. Aber du wirkst aufgebracht.«
»Liest du nicht mehr meine Gedanken?«
»Nein.«
»Ami, was mich daran aufbringt, ist die Tatsache, dass wir weniger Zeit miteinander haben werden. Es sei denn … kannst du verwandelt werden?«
»Nein. Seth hat gesagt, dass es zu gefährlich wäre, weil wir nicht wissen, wie sich das Virus auf mich auswirken würde. Das ist auch der Grund, warum er dir verboten hat, von mir zu trinken.«
Seine Laune verschlechterte sich schlagartig.
Sie lächelte. »Aber du irrst dich, wenn du glaubst, dass wir nur wenig Zeit haben werden. Die Lasarer können sehr alt werden.«
»Wie alt?«, fragte der zweifelnd.
»Mein Vater ist vierhundertzweiundzwanzig Jahre alt. Und meine Mutter ist dreihundertsiebenundsechzig. Ihr Haar fängt gerade erst an, grau zu werden.«
Marcus konnte es nicht glauben. Das war zu schön, um wahr zu sein. »Soll das heißen, dass du mehrere Jahrhunderte alt werden kannst?«
»Ja.«
Vor Erleichterung lachte er laut los. Er umarmte sie noch fester und rollte mit ihr von einer Seite des Bettes auf die andere, bis sie atemlos kicherte und sich die Bettdecke wie einen Kokon um ihre ineinander verschlungenen Beine gewickelt hatte.
Als sie zur Ruhe kamen, räkelte sich Ami, die obenauf lag, grinsend. Ihr Haar, das in allen Schattierungen des Sonnenuntergangs leuchtete, stand ihr zerzaust vom Kopf ab.
Marcus strich ihr die seidigen Locken glatt. »Ich habe dich nicht einmal gefragt, ob du überhaupt vorhast, hierzubleiben«, sagte er leise.
Sie nickte, aber ihr Lächeln
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