Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
Lächeln verblasste. »Oder zumindest war es das … bis ein neuer Verbündeter, der nicht zu der Allianz unseres Sonnensystems gehörte, uns arglistig täuschte.«
»Allianz? Jetzt erzähl mir nicht, dass es mehr als einen bewohnbaren Planeten in eurem Sonnensystem gibt.« Waren Planeten, die die nötigen Voraussetzungen für Leben boten, nicht angeblich extrem selten?
»Es gibt drei weitere Planeten und vier Monde in unserem Sonnensystem, die bewohnbar sind – das verdanken wir unseren fortschrittlichen Methoden des Terraformings.«
»Ihr könnt Planeten in bewohnbare Himmelskörper verwandeln?«
Sie nickte. »Wir verfügen seit mehr als einem Jahrtausend über die entsprechenden Techniken.«
»So etwas kann ich mir nicht mal vorstellen.« Verdammt. Das hörte sich an, als befände sich ihr Volk auf einem wesentlich höheren Niveau als die Menschheit. Vermutlich war das auch die Erklärung dafür, wie sie eine so lange Reise hatte überleben können.
»Wie lange hast du gebraucht, um hierherzukommen?«, fragte er dann.
Sie schürzte die Lippen. »Nach menschlicher Zeitrechnung etwa dreizehn Monate.«
Vor Überraschung blieb ihm der Mund offen stehen. »So schnell?«
»Die Wurmlöcher haben die Reisezeit deutlich verkürzt.«
»Das kommt mir so irreal vor. Das meine ich nicht negativ«, beeilte er sich zu sagen, als sie die Stirn runzelte. »Weiß dein Vater, dass du hier bist?«
»Ich glaube nicht. Einer meiner Brüder wäre bestimmt hergekommen, um mich zu holen, wenn sie wüssten, wo ich bin.«
»Was ist passiert? Warum bist du zur Erde gereist, wenn auf deinem Planeten so perfekte Lebensverhältnisse herrschen und dein Vater dagegen war?«
Sie zögerte. »Lasara ist in Schwierigkeiten. Botschafter eines anderen Sonnensystems haben uns besucht, weil sie unserem Bündnis beitreten wollten. Sie verfügten über vergleichbare Technologien und schienen wie wir eine friedliebende Nation zu sein. Sie machten einen völlig unverdächtigen Eindruck. In ihren Gedanken war nichts zu lesen. Nichts –«
»Warte. Die Lasaren verfügen über telepathische Fähigkeiten?«
»Ja, aber nicht so wie Lisette oder Étienne. Oder David oder Seth. Wir können nicht die Gedanken anderer einfach so hören, sondern müssen lernen, sie zu lesen. Für uns ist Telepathie so etwas wie …« Sie zuckte mit den Achseln. »So etwas wie Pfeifen, eine angelernte Fertigkeit, die Konzentration erfordert.«
Er dachte an jene ersten Tage zurück, in denen er sich gewünscht hatte, dass sie endlich verschwand. An all die Gelegenheiten, als er sie in Gedanken ausgezogen und sich lüsternen Fantasien hingegeben hatte, ehe er sie auch nur geküsst hatte. »Hast du meine Gedanken gelesen?«, fragte er argwöhnisch, während er sich fragte, warum sie ihm bei diesen Gelegenheiten nicht wenigstens ein halbes Dutzend Mal eine geknallt hatte.
Sie runzelte die Stirn. »Natürlich nicht. Wir laufen nicht herum und lesen nach Belieben die Gedanken anderer Leute.«
Er kannte ein paar Unsterbliche, die genau das taten.
»Das ist eine Verletzung der Privatsphäre. Wir tun das nur in Notsituationen, wenn ein solches Vorgehen angebracht ist. Zum Beispiel, wenn wir herausfinden wollen, ob jemand ein Verbrechen begangen hat.«
»Oder um die Absichten eines neuen Verbündeten zu prüfen?«
»Ja.« Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Warum? Was hätte ich denn gesehen, wenn ich deine Gedanken gelesen hätte?«
Lächelnd küsste er sie auf die Nasenspitze. »Dinge, die dich erröten lassen würden, meine Süße. Wenn du genauer wissen willst, was ich meine, dann lies jetzt meine Gedanken.« Er dachte an all die obszönen Dinge, die er gern mit ihr anstellen würde.
Errötend vergrub sie das Gesicht an seiner Brust.
In sich hineinlachend, küsste er sie auf den Scheitel. »Das ist alles ziemlich neu für dich oder?«
Sie nickte. »Intimer Kontakt zwischen Unverheirateten ist auf Lasara nicht erlaubt. Sobald wir die Pubertät erreichen, müssen Männer und Frauen immer eine Aufsichtsperson dabeihaben, wenn sie Zeit miteinander verbringen wollen.«
»Wirklich?« Einen im vergangenen Jahrhundert geborenen Mann hätte diese Tatsache möglicherweise entsetzt. Doch als Marcus geboren worden war, hatte für die adlige Gesellschaftsschicht dieselbe Regel gegolten. Allerdings fühlte er sich unbehaglich bei dem Gedanken, dass er Ami womöglich zu etwas gedrängt hatte, das nicht mehr rückgängig zu machen war. Vielleicht war sie noch nicht
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