Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
ging, jemandem zu vertrauen. Und da Marcus seine Geschichte kannte, zweifelte er daran, dass sich daran jemals etwas ändern würde.
Es war nicht schwer zu erkennen, welche Tür zu der Gefängniszelle führte. Rechts und links davon standen ein Dutzend Wachmänner. Und auch gegenüber waren ein paar Sicherheitsleute postiert worden.
Die Zelle war mit dicken Stahlwänden verstärkt, und an der Wand gegenüber der Tür befand sich eine Pritsche. Von der Wand hingen schwere Hand- und Fußeisen herunter, sie waren an festgeschraubten Titaniumketten befestigt, so dick wie Marcus’ Handgelenk.
Neben der Tür standen ein kleiner Schreibtisch und ein Stuhl, beide außerhalb der Reichweite der Kette.
Mit großen Schritten marschierte Roland zu dem Feldbett und ließ den Vampirkönig darauf fallen. »Mein Gott, wie dieser Typ stinkt«, knurrte er angewidert und wischte sich die Schulter ab, auf der er den Blutsauger getragen hatte.
Todd eilte zu der Pritsche und legte dem Vampir die Hand- und Fußeisen an. »Mr Reordon müsste bald hier sein. Er will nur sichergehen, dass draußen alles glatt läuft.«
Insgeheim befürchtete Marcus, dass Chris bei dieser Sache auf Seths bewusstseinsverändernde Fähigkeiten würde zurückgreifen müssen. Na ja, oder auch nicht. Chris gehörte zu denjenigen, die einem Eskimo Kühlschränke verkaufen konnten. Wenn er der Polizei erzählte, dass er ein Mitarbeiter der Drogenvollzugsbehörde war und dass es sich bei dem Quartier des Vampirkönigs um ein Drogenlabor handelte, das beim Meth-Kochen explodiert war, dann würden sie ihm glauben. Chris war immer auf alle Eventualitäten vorbereitet, auch wenn Marcus nicht wusste, wie er das mit dem Papierkram und den Identitätsnachweisen hinbekam.
Als er jemanden kommen hörte, sah Marcus zur Tür.
Die Ärztin, die er in Davids Haus kennengelernt hatte, betrat das Zimmer. »Oh«, sagte sie und blieb unvermittelt stehen.
Von einer Ärztin hätte Marcus eher erwartet, dass sie lange Hosen oder einen Rock und bequeme Schuhe unter dem weißen Arztkittel trug. Stattdessen trug Dr. Lipton eine tief auf der Hüfte sitzende Jeans, ein eng anliegendes T-Shirt mit V-Ausschnitt und hohe, schwarze Converse.
»Hi«, sagte sie und streckte die Hand aus, wobei sie ihm ein vorsichtiges Lächeln schenkte. Todd verließ unterdessen die Zelle.
»Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich vorzustellen. Ich bin Melanie Lipton.«
Marcus schüttelte ihr die Hand. »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Dr. Lipton. Falls ich Ihnen neulich einen Schreck eingejagt habe, tut es mir leid.«
»Das ist schon in Ordnung. Ich wusste, dass sie sich große Sorgen um Ami machten.« Sie streckte Roland die Hand hin. »Schön, sie wiederzusehen, Mr Warbrook.«
Statt ihr die Hand zu schütteln, sagte Roland: »Es ist besser, wenn Sie meine Hand nicht anfassen. Ich habe diesen widerlich stinkenden Vampir durch die Gegend geschleppt.« Er deutete auf den Blutsauger auf der Pritsche.
Sie folgte seinem Blick und schnitt eine Grimasse. »Du lieber Himmel! Er hat wirklich nichts gemein mit den Vampiren, die hier im Hauptquartier leben.« Sie drehte sich wieder zu Marcus herum und studierte ihn aufmerksam, wobei ihr Blick medizinisches Interesse verriet. »Wie geht es Ihnen, Mr Grayden? Sie haben sich deutlich schneller erholt als die anderen, und es würde mich sehr interessieren zu erfahren –«
In diesem Augenblick tauchte Seth zusammen mit Chris und Bastien in der Zelle auf.
Dr. Lipton zuckte zusammen und griff sich unwillkürlich ans Herz.
Noch mal Glück gehabt.
»Was zur Hölle hat er hier zu suchen?«, wollte Roland wissen und durchbohrte Bastien mit seinen Blicken.
Seth zog eine Augenbraue hoch. »Ich wollte wissen, ob er den Vampir wiedererkennt.«
Während Roland wütend schwieg, richtete Bastien den Blick auf die Frau in ihrer Mitte. »Dr. Lipton.«
»Mr Newcombe«, begrüßte sie ihn lächelnd.
Marcus runzelte die Stirn. War der Schreck über Seths plötzliches Erscheinen verantwortlich für ihren rasenden Puls, oder lag es daran, dass Bastien seine Aufmerksamkeit auf sie richtete?
Mit gerunzelten Augenbrauen sah sich Seth im Zimmer um und fragte: »Wo ist Ami?«
Plötzlich wurde Marcus wütend. »Verständlicherweise hat sie Angst vor Laboren«, fuhr er Seth an, wobei er nicht nur sauer auf ihn war, sondern auch auf sich selbst, weil er es vergessen hatte.
»Oh, verdammt.« Seth fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
»Ich fasse es nicht, dass ich nicht
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