Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
jede sorgte dafür, dass sich sein Magen noch mehr zusammenzog.
Selbstsüchtiger Bastard. So starrköpfig, wie sie sich bisher verhalten hatte, hätte er wissen müssen, dass sie sich weigern würde zu gehen. Statt zu bleiben und sie zum Kämpfen zu verleiten, hätte er sie aus der Gefahrenzone bringen müssen.
Aber dann hätte er riskiert, dass mehr als dreißig Vampire eine dicht besiedelte Gegend unsicher machten. Es hätte bedeutet, ihnen das Feld zu überlassen, sodass sie ungehindert in North Carolina auf Menschenjagd gehen konnten.
Marcus hasste Situationen, in denen beide Seiten nur verlieren konnten.
Er löste den Blick von Amis blutbesudeltem Gesicht und untersuchte ihre Hüfte. Die eine Hand presste er gegen ihren Oberschenkel, mit der anderen schälte er den zerfetzten Stoff von ihrer Hüfte. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als er die gezackten Ränder der Schnittwunde in ihrem blassen Fleisch sah.
Das leise Motorengeräusch eines herannahenden Fahrzeugs war in der Ferne zu hören. Marcus blickte in die Richtung, aus der zuvor auch Ami mit dem Prius gekommen war.
»Was ist los?«, fragte Ami und warf einen Blick über ihre Schulter.
»Da kommt ein Auto.« Dank seines übernatürlich scharfen Gehörs hatte er den Wagen lange vor ihr gehört.
Ihr Blick glitt über das Blutbad um sie herum, ihre Augen wurden groß, und sie sah ihn an. »Was sollen wir denen sagen? Wir schaffen es nicht, die Spuren rechtzeitig zu verwischen. Wer immer da kommt – sobald er das hier zu Gesicht bekommt, ruft er sofort die Polizei.«
Und wenn die Polizei auftauchte, ehe Chris Reordons Säuberungsmannschaft an Ort und Stelle war, war das eine Katastrophe.
Es mochte ja sein, dass Reordon Verbindungen zu wichtigen Leuten hatte, aber das Risiko ihrer Entdeckung war sehr viel größer, wenn sie die Situation nicht in den Griff bekamen, bevor die Polizei an Ort und Stelle war.
Marcus studierte das Schlachtfeld. Die Hälfte der getöteten Vampire hatte sich inzwischen vollständig aufgelöst, doch sie ließen blutbespritzte Kleider, Schuhe, Uhren, Nasenpiercings und verschiedene Waffen zurück. Die andere Hälfte zersetzte sich rasend schnell, die meisten hatten das schrumpelige Aussehen von Mumien und sahen eindeutig nicht mehr so aus, als wären sie gerade erst getötet worden.
»Filmemacher«, stieß er plötzlich hervor.
»Was?«
»Wir sind unabhängige Filmemacher.«
Sie deutete auf ihre Umgebung. »Und wo sind die Kameras? Die Scheinwerfer? Die Schauspieler und die Film-Crew?«
Während er sich abmühte, ein einigermaßen überzeugendes Szenario zu erfinden, verstärkte Marcus den Druck auf ihre Hüfte. »Wie werden ihnen einfach sagen, dass … die Filmaufnahmen für heute beendet sind. Der Großteil der Crew hat bereits die Ausrüstung zusammengepackt und ist nach Hause gefahren. Der Rest … ist losgezogen, um Bier und Pizza zu organisieren, ehe wir den Schauplatz vollständig räumen. Wir sind Schauspieler, die sich freiwillig dazu bereit erklärt haben, hierzubleiben und zu warten, weil … weil mein Bruder der Regisseur ist.«
Zweifelnd legte sie die Stirn in Falten.
»Ich weiß, ich weiß. Nicht besonders überzeugend. Aber was Besseres fällt mir auf die Schnelle nicht ein.«
»Vielleicht haben wir ja Glück, und sie sind extrem leichtgläubig?«, schlug sie hoffnungsvoll vor.
Er lächelte. »Vielleicht.«
Ein Wagen sauste über den nächstgelegenen Hügel.
»Merde!« , rief plötzlich eine Stimme hinter ihnen.
Vor Schreck zuckte Ami zusammen und schnappte nach Luft.
Marcus wirbelte herum, stellte sich schützend vor sie und griff nach den Dolchen, die an den Lederriemen um seine Brust befestigt waren – und stellte fest, dass er alle Klingen aufgebraucht hatte. Seine Kurzschwerter lagen mehrere Meter entfernt, außer Reichweite und –
Als sein Blick auf den französischen Unsterblichen fiel, der nur wenige Meter entfernt dastand, entspannte er sich.
Vollständig in Schwarz gekleidet, mit kurzem schwarzen Haar und einem Schwert in jeder Hand, betrachtete Richart staunend die Vampirleichen und die vielen Kleidungsstücke, die um sie verstreut lagen.
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«, fragte Marcus gereizt. »Hättest du nicht ein bisschen früher auftauchen können?«
»Der Anruf kam nicht von deinem Handy«, erwiderte Richart achselzuckend und mit leichtem Akzent. »Also konnte Chris nicht wissen, dass du derjenige warst, der Hilfe brauchte. Er konnte erst in dem Moment
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