Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
Haus bringt und auf diese Weise – zumindest aus seiner Sicht – Sarah gefährdet.«
Er stand kurz davor zu explodieren – Ami braucht dringend Hilfe, verdammt noch mal! – als er spürte, wie ihn etwas am Arm berührte.
»Das ist schon in Ordnung, Marcus«, sagte Ami. »Meine Verletzungen sind nicht so schlimm –«
»Und ob sie das sind!«
»… ich muss mich nur mal wieder richtig ausschlafen, dann geht’s mir besser.«
Heftige Schuldgefühle durchzuckten ihn. Sie hatte nicht mehr ausgeschlafen – genau genommen hatte sie überhaupt keinen Schlaf bekommen –, seit sie bei ihm eingezogen war. Weil sie sich bei ihm nicht sicher fühlte.
Wie zum Teufel hatte sie es fertiggebracht, so erbittert zu kämpfen, wenn sie vorher schon erschöpft gewesen war?
In der Absicht, Ami hochzunehmen, trat Marcus näher an den Wagen heran. »In Ordnung. Dann bringt uns zum Netzwerk. Ich bin mir sicher, dass einer der Ärzte sie in seinem Labor wieder zusammenflicken kann.«
Labor.
Ein einfaches Wort. Zwei Silben. Fünf Buchstaben.
Und dennoch löste dieses kleine Wort bei Ami viel mehr Angst aus als die Vampirmeute, gegen die sie gerade gekämpft hatte.
Als sich Marcus vorbeugte und den Arm unter ihre Knie schob, stemmte sie die Hand gegen seine Brust, um ihn aufzuhalten. »Nein.«
Er zögerte. »Was ist?«
»Du wirst mich nicht zum Netzwerk bringen.«
»Ami, du bist verletzt. Du hast viel Blut verloren.«
»Es geht mir gut«, beharrte sie. Sie wusste, dass man dem Netzwerk vertrauen konnte. Dennoch – Wissenschaftler blieben Wissenschaftler. Und Ärzte blieben Ärzte. Sie alle besaßen diese professionelle Neugier, das Verlangen, ihr Wissen zu erweitern.
Sie erschauderte.
Hatten die Ärzte und Wissenschaftler des Netzwerks nicht ständig versucht, Roland dazu zu drängen, ihnen Sarah zum Durchchecken zu überlassen, und das nur, weil sie eine leichte Anomalie darstellte? Als erste Begabte , die selbst darum gebeten hatte, verwandelt zu werden, war sie viel mächtiger als ein frischgebackener Unsterblicher normalerweise hätte sein dürfen. Schneller und stärker als Unsterbliche, die bereits vor mehreren Jahrhunderten verwandelt worden waren.
Wenn die Ärzte des Netzwerks schon begierig darauf waren, Sarah in die Finger zu kriegen, was würden sie dann erst mit Ami anstellen?
Labore.
Sie hasste Labore.
»Ami …«
Albtraumhafte Erinnerungen stiegen vor ihrem geistigen Auge auf.
Sie rutschte von der Motorhaube herunter und zuckte zusammen, weil die Bewegung die Schmerzen noch verstärkte. Das brennende Stechen in ihrer Hüfte und ihrem Oberschenkel und die pochenden Kopfschmerzen wurden mit jeder Sekunde schlimmer. Als sie die Füße auf den Boden setzte und zu stehen versuchte, schienen ihre Beine die Mitarbeit zu verweigern.
Marcus ging um sie herum, bis er direkt vor ihr stand, wobei er die Arme leicht ausgestreckt hielt, um sie aufzufangen.
»Ich gehe jetzt nach Hause«, verkündete sie entschlossen.
Marcus warf den anderen Unsterblichen einen Blick zu. »Irgendwelche Ideen?«
Étienne schürzte die Lippen. »Du könntest ihr etwas von deinem Blut geben.«
Richart nickte. »Eine einzige Transfusion wird sie nicht gleich verwandeln.«
Bevor Ami den Vorschlag ablehnen konnte (selbst Seth wusste nicht, was das Virus mit ihrem Körper anstellen würde), schüttelte Marcus den Kopf. »Die Vampire rotten sich zusammen und kooperieren miteinander wie damals, als sie von Bastien befehligt wurden. Die Ereignisse in dieser Nacht haben bewiesen, dass ihre Zahl rasant ansteigt. Wenn ich Ami etwas von meinem Blut gebe, dann riskieren wir, dass sie empfänglicher für das Virus wird. Im Moment sind zu viele Vampire unterwegs, als dass wir das Risiko eingehen könnten.«
Ein Mensch oder ein Begabter konnte auf zweierlei Weise transformiert werden. Ein Vampir (oder ein Unsterblicher) trank so lange von dem Menschen, bis dieser dem Tod nahe war und führte ihm dann Vampirblut zu, ein Vorgang, bei dem der Sterbliche einem extremen Infektionsrisiko ausgesetzt war. Eine andere Möglichkeit bestand darin, einem Menschen in regelmäßigen Abständen kleinen Dosen des Virus zu verabreichen, so lange, bis es sein Immunsystem ausreichend geschwächt hatte, um es zu ersetzen.
»Ich brauche sein Blut nicht«, erklärte Ami, die es leid war, dass die anderen berieten, was für sie das Beste war, als ob sie das nicht selbst entscheiden könnte. »Während Sie drei hier stehen und sich unterhalten, werde ich nach Hause
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