Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
Wachen, in dem sie durchaus in der Lage ist, zu sprechen und zu reagieren – ganz so, als wäre sie bei vollem Bewusstsein. Allerdings wird sie keine Erinnerung an das haben, was sie gesagt oder getan hat, bis sie ausreichend erholt ist, um ganz aufzuwachen.«
»Hm. Ich kannte mal einen Ritter, bei dem war es genauso. Man konnte ihn aus tiefem Schlaf wecken und ihn etwas fragen, und er gab einem auch eine klare Antwort. Dann schlief er weiter und erinnerte sich am nächsten Morgen an gar nichts. Das hat dazu geführt, das man auf seine Kosten ziemlich viel Schabernack mit ihm getrieben hat.«
»Ich habe volles Vertrauen, dass du so etwas nicht mit Ami versuchen wirst.«
Marcus runzelte die Stirn. »Natürlich nicht.«
»Gut.« Seth erhob sich. »Dann ziehe ich mal los, um mit Reordon zu sprechen. Er wird sauer sein, wenn er erfährt, dass einer seiner Leute mit den Vampiren unter einer Decke steckt. Dann werden wir ja sehen, ob ich herausbekomme, was hinter all dem steckt.«
Mit einem Nicken stand Marcus auf. »Weißt du, einen Moment lang habe ich befürchtet, dass Ami mit dem Virus infiziert worden sein könnte.«
Seth erstarrte. »Ami ist gebissen worden?« Amis Physiologie unterschied sich von der der Sterblichen, sie war weder ein Mensch noch eine Begabte . Er war sich nicht sicher, wie sich das Virus bei ihr auswirken würde.
»Nein, das nicht. Es ist nur … diese blauen Flecke verfärbten sich so ungewöhnlich schnell, und die Schnitte … Ich dachte, dass sie möglicherweise über gesteigerte Selbstheilungskräfte verfügt.«
In seinen Worten klang eine unausgesprochene Frage mit.
Seth antwortete ihm mit Bedacht. »Bei manchen Menschen bilden sich schneller Hämatome als bei anderen«, erwiderte er achselzuckend. Das war keine Lüge. Bei manchen Menschen war das wirklich der Fall. Und wenn Ami Marcus die Wahrheit erzählen wollte, dann würde sie das selbst tun.
Seth streckte die Hand aus, platzierte sie auf Marcus’ Brust und heilte seine Wunden, wobei er ihm auch die Schmerzen nahm. Er warf auch einen Blick auf Marcus’ Erinnerungen an den Kampf und erschauderte, als diese ihm zeigten, wie nah Ami dem Tod gekommen war.
Die ganze Angelegenheit war ziemlich teuflisch – immerhin hatte er Ami versprochen, sie zu beschützen und ihr dann einen Job verschafft, bei dem sie großen Gefahren ausgesetzt war.
Marcus rollte mit den Schultern und holte tief Luft, vermutlich war das sein erster tiefer Atemzug, seit Seth ihm die Rippen gebrochen hatte. »Ich danke dir.«
»Gern geschehen. Du siehst ziemlich fertig aus. Schnapp dir eine Blutkonserve, geh unter die Dusche und nimm dir morgen Nacht frei.« Seth wollte nicht, dass Ami schutzlos zu Hause war, während sie sich erholte.
»In Ordnung.«
Kein Widerstand? Im Ernst?
Und warum löste diese Reaktion bei Seth Unbehagen aus?
Er verabschiedete sich ein letztes Mal und teleportierte sich dann inChris Reordons Büro.
Schmerzensschreie hallten in Amis Kopf wider. Schmerzgepeinigt. Voller Verzweiflung. Es waren so viele, dass sie sie nicht zu zählen vermochte.
Stunde um Stunde. Tag um Tag. Woche um Woche. Monat um Monat.
Es war seltsam, wie die Schreie jedes Mal verstummten, wenn sie mühsam nach Luft rang, und das, obwohl keiner der Schreie über ihre Lippen gekommen war. Nie wieder würde sie laut schreien. Niemals. Selbst wenn sie es schaffen würde, die eisern zusammengebissenen Zähne auseinanderzubekommen.
Ihr nackter Körper wurde von Kälteschauern geschüttelt. Der kalte Stahl, der sich gegen ihren Rücken presste, war eisig, und die Fesseln an Hand- und Fußgelenken fühlten sich an wie Eisblöcke. Selbst der Lederriemen, der fest über ihre Stirn gespannt war, war kalt.
Warum nur war sie hierhergekommen? Man hatte sie davor gewarnt, dass die Menschen ihr mit Gewalt begegnen würden, dennoch hatte sie – naiv, wie sie war – auf Wärme und Freundschaft gehofft. Und Neugier, möglicherweise.
Na ja, und neugierig hatten sie in der Tat reagiert. Allerdings hatte es sich um eine bösartige, sadistische Art von Neugier gehandelt, wie sie ihr niemals in den Sinn gekommen wäre.
Sie versuchte, sich im Zimmer umzusehen, konnte sich aber nicht rühren und folglich auch nur wenig sehen. Wie üblich hatten die Monster ihr Haar und ihre Gesichter unter grünen Masken und Mützen versteckt. An den Händen trugen sie halb transparente Schutzhandschuhe, wenn sie in ihrem Gesichtsfeld auftauchten.
Ihre Folterknechte redeten unter den Masken
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