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Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)

Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)

Titel: Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Duvall
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miteinander, doch sie konnte sie nicht verstehen. Seit sie ihren Gehörsinn ausgeschaltet hatten, hörte sie in ihrem Kopf nichts außer ihren eigenen Schreien.
    Einer der Peiniger beugte sich über sie und ließ einen Gegenstand vor ihren Augen hin- und herbaumeln. Er sah aus wie ein Gartenwerkzeug, mit dem man Blumen schnitt oder kleine Äste trimmte. Als er sie heimtückisch angrinste, bildeten sich kleine Fältchen um seine Augen.
    Er hasste sie und hatte Spaß daran, sie zu quälen. Sie wünschte, sie hätte gewusst, warum.
    Starr vor Angst beobachtete Ami, wie er den Tisch umrundete, um dann rechts von ihr stehen zu bleiben. Seine weichen Finger – sie waren so warm im Vergleich zu ihren! – glitten unter ihre Hand und hoben sie an, sodass sie nicht mehr auf der Stahloberfläche ruhte.
    Etwas, das sich anfühlte wie eine Messerklinge, berührte die Unterseite ihres vor Kälte pinkfarbenen Fingers. Eine andere Klinge berührte ihre Fingerspitze. Unerträglicher Schmerz schoss durch ihre Hand und durch ihren Arm. Noch mehr Schreie ertönten in ihrem Kopf.
    Was hatte er getan?
    Er beugte sich wieder über sie, um ihr etwas zu zeigen, sein höhnischer Blick musterte sie forschend.
    Sie mühte sich ab, den Blick scharfzustellen, um zu erkennen, was das für kleine, blasse, verschwommenen Ovale waren, die er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Die undeutlichen Objekte sahen aus, als wären sie in rote Flüssigkeit getaucht worden.
    Sie wusste nicht, worum es sich handelte und warum er sie ihr zeigte – bis er sie umdrehte und sie die Fingernägel sah.
    Ihre Finger. Er hatte ihr den kleinen Finger und den Ringfinger unter dem ersten Glied abgeschnitten.
    Stumme Klageschreie hallten durch ihren Kopf. Wutgebrüll. Flehentliche Gebete, zu sterben. Racheschwüre. Dann war sie keines klaren Gedankens mehr fähig, ihre Überlegungen wichen dem fauchenden, wild um sich schlagenden Protestgeschrei eines einmal zu oft getretenen Tieres.
    Und dann, inmitten des Wahnsinns, war eine Stimme zu hören. Tief. Ruhig. Besänftigend. Eine Stimme, die sie schon einmal gehört und die sie für eine bedeutungslose Manifestation ihres langsam in Stücke zerfallenden Verstands gehalten hatte.
    Wir sind hier , sagte die Stimme. Eine männliche Stimme. Lauter jetzt. Es war, als stünde der Unbekannte bereits vor ihrem Zimmer. Schon bald werden wir bei dir sein, meine Kleine, und wir werden dich weit weg von hier bringen .
    In ihrem Kopf wurde es ruhig.
    Es dauert nur ein bisschen, dann wirst du wieder frei sein.
    Eine grausame Täuschung. Nichts weiter. Dennoch flehte sie die Stimme an, sich zu beeilen. Zu tun, was sie versprochen hatte, und sie befreien. Oder sie zu töten, um ihr Leid zu beenden.
    Die Klinge eines Skalpells sank in ihren Brustkorb und führte dann einen langen, tiefen Schnitt zwischen ihren Brüsten aus.
    Tränen traten ihr in die Augen. Das helle weiße Licht über ihr verschwamm und verdichtete sich wieder, als ihr die Tränen über die Wangen strömten und sie den Blick wieder fokussieren konnte.
    Kaltes Metall glitt in die frische Wunde, hebelte ihren Brustkorb auf und ließ sie dann mit der aufklaffenden Wunde liegen, sodass die Monster, die über ihr schwebten, ihr Herz studieren konnten.
    Das hier konnte nur der Tod beenden, entschied sie. Sie wünschte nur, dass sie die Monster mit sich hätte nehmen können.
    Das war der letzte klare Gedanke, der durch ihr Gehirn schoss, bevor glühend heiße Elektrizität durch ihren Körper zuckte und um sie herum alles weiß wurde.
    Marcus konnte sich nicht erinnern, jemals gesehen zu haben, wie jemand in den Klauen eines Albtraums gefangen war.
    Es war nicht so wie in den Filmen. Ami schleuderte nicht ihren Kopf unkontrolliert auf dem Kissen hin und her. Ebenso wenig wälzte sie sich im Bett herum und verfing sich in den Laken. Sie sagte nichts und schrie auch nicht. Sie setzte sich auch nicht ruckartig im Bett auf und stieß markerschütternde Schreie aus.
    Was sie tat, erschien ihm so viel grauenvoller als alle von der Fantasie ersonnenen Versionen. Hätte er sie nicht seit zehn Stunden genau beobachtet, wäre er gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie einen Albtraum hatte.
    Ami lag immer noch auf dem Rücken, wie sie es den größten Teil des Tages getan hatte. Ihre Atmung stockte, einmal, zweimal und ein drittes Mal so heftig in ihren Träumen, dass ihr Körper nicht umhin konnte zu reagieren. Ihre Augen bewegten sich rastlos hinter den blassen, geschlossenen

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