Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
hat … deshalb glaube ich nicht, dass man Ihnen zum Gebäude Zutritt gewähren wird.«
Oh, das würden sie ganz bestimmt.
»Ich wollte sie dazu überreden, dass sie Vincent erlauben, Sie anzurufen, aber sie haben meine Bitte abgelehnt. Sie glauben, dass das Risiko zu hoch ist.« Abscheu stahl sich in ihre Stimme. »Vincent schmiedet kein Komplott gegen die Unsterblichen. Er ringt um seine geistige Gesundheit. Und nach allem, was er, Joe und Cliff mir über Sie erzählt haben, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Sie eine Verschwörung planen.«
Seine Augenbrauen wanderten nach oben. Sie und Ami waren wahrscheinlich die Einzigen, die das glaubten.
»Wenn Sie noch eine Minute dranbleiben, dann versuche ich das Telefon in sein Zimmer zu schmuggeln und –«
»Machen Sie sich keine Sorgen. In einer Stunde bin ich bei Ihnen«, versprach er ihr noch einmal.
»Aber –«
Bastien beendete das Gespräch, ging hinüber zum Schrank und holte sich etwas zum Anziehen heraus.
Marcus öffnete die Augen und blieb reglos liegen. Seit der Nacht ihrer großen Schlacht mit den Vampiren war er jede Nacht auf Patrouille gewesen und hatte nicht das Geringste gefunden. Keine Blutsauger. Keine Lakaien. Keine Indizien dafür, von welcher Art Marions Anteil an den Ereignissen gewesen sein mochte.
Reordon flippte zurzeit etwas aus. Er bestand darauf, dass Marion vertrauenswürdig wäre, und war nur schwer davon abzuhalten, jeden zu erwürgen, der etwas anderes behauptete.
Aber Marcus wusste, dass selbst jene, denen man am meisten vertraute, die größten Verräter sein konnten. Man musste sich nur Roland anschauen – wenn es ein abschreckendes Beispiel gab, war das seine Geschichte. Seine eigene Frau hatte ihn an den Vampir ausgeliefert, der ihn gefoltert und verwandelt hatte, und darüber hinaus hatte sie ihn auch noch mit seinem eigenen Bruder betrogen. Und ein paar Jahrhunderte später wäre er fast von seiner Verlobten getötet worden. Roland hatte kein bisschen überrascht gewirkt, als Marcus ihn darüber informiert hatte, dass das Netzwerk möglicherweise infiltriert worden war.
»Das war nur eine Frage der Zeit«, hatte er seltsamerweise geantwortet. »Warum glaubst du, habe ich darauf bestanden, dass Seth meine und Sarahs neue Adresse aus dem Gedächtnis aller anderen gelöscht hat, abgesehen von dir und David?«
Bei diesen Worten war es nicht geblieben, unter anderem hatte Roland ihm auch gesagt, was er davon hielt, dass Marcus es nur mit der Hilfe eines Sekundanten mit vierunddreißig Vampiren aufgenommen hatte – und hatte dabei eine Menge Schimpfwörter in seinen Vortrag einfließen lassen. Man hätte fast meinen können, dass er sich Sorgen machte.
Fast.
Ausgestreckt auf dem extragroßen Bett liegend, streckte und räkelte sich Marcus ausgiebig und konzentrierte dann seine Sinneswahrnehmungen auf das, was im Haus vor sich ging; er tat, was er jeden Tag beim Aufwachen tat: Er bestimmte Amis Standort.
Heute befand sie sich in seinem Arbeitszimmer.
Inzwischen gelang es ihm sehr rasch, ihren Aufenthaltsort festzustellen. Seit er aufgehört hatte, sich auf Zehenspitzen durchs Haus zu schleichen, um ihr aus dem Weg zu gehen, pirschte sie sich auch nicht mehr lautlos an ihn heran.
Seit dem Morgen, an dem sie aneinandergeschmiegt im Gästebett aufgewacht waren (er wurde immer noch hart, wenn er daran dachte), hatten sie eine behagliche Routine entwickelt. Kameradschaftlich. Effektiv.
Gefährlich. Zumindest, was seinen Seelenfrieden anging.
Marcus verliebte sich mit alarmierender Geschwindigkeit in seine Sekundantin.
Er erhob sich und erledigte seine allabendliche Toilette.
Sekundantin.
Bei dem Wort tauchten vor Marcus’ geistigem Auge Bilder von grimmigen Kriegern auf, so wie jene, die ihm in der Vergangenheit gedient hatten. Seine früheren Sekundanten waren wie er einen Meter fünfundachtzig groß gewesen und hatten genauso viel Gewicht auf die Waage gebracht wie er. Ami entsprach so gar nicht diesem Bild.
Sie war dreißig Zentimeter kleiner als er. Wog nur halb so viel. Zart gebaut. Tolle Brüste. Runde Hüften. Lange, wunderschöne Beine.
Als sein Körper spontan und heftig reagierte, fluchte Marcus.
Ein lautes Rumpeln von oben ließ ihn zur Decke blicken.
Was zur Hölle trieb sie da oben? Rollte sie eine Bowlingkugel über den Boden?
Über seinen bis dato makellosen Bambusholz-Boden?
Böses ahnend, schlüpfte er in Boxershorts, schwarze Cargohosen und ein langärmeliges schwarzes Hemd. Dann setzte
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