Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
ausgesucht hatte: das letzte auf der rechten Seite. So weit von Darnell und gelegentlichen Besuchern entfernt wie nur möglich.
Er entledigte sich seiner Waffen, zog seine Klamotten aus und trat unter den dampfend heißen Wasserstrahl.
Irgendetwas würde sich sehr bald ändern müssen. Diese ganze Sache mit den Unsterblichen Wächtern war einfach nicht das Richtige für ihn.
Andererseits war es auch nicht das Richtige für ihn gewesen, als Vampir zu leben (wenigstens hatte er geglaubt, ein Vampir zu sein). Zwei Jahrhunderte lang hatte er sich für einen Vampir gehalten und sein Leben der Aufgabe gewidmet, den Unsterblichen aufzuspüren, der seine Schwester abgeschlachtet hatte. Aber es hatte sich herausgestellt, dass Roland Warbrook nicht ihr Mörder gewesen war. Ihr eigener Ehemann, Bastiens bester Freund Blaise, war der wahre Übeltäter gewesen.
Wieder und wieder hatte sich Bastien gefragt, warum er das nicht schon früher begriffen hatte. Selbst nachdem Blaise ihn versehentlich verwandelt hatte, hatte Bastien ihn nicht verdächtigt. Als wäre er der größte Volltrottel des Planeten, hatte er Blaise vertraut und ihm jedes Wort geglaubt, das dieser über Roland und die Unsterblichen gesagt hatte. Er hatte sie verabscheut und ihre Vernichtung geplant.
»Nur um dann festzustellen, dass ich selbst einer von diesen verdammten Unsterblichen bin«, brummte er höhnisch. Was für ein Witz.
Er war das schwarze Schaf in der Familie der Unsterblichen. Der komische Cousin, den niemand wirklich zum Erntedankfest einladen wollte, es aber dennoch aus Pflichtgefühl tat – und dabei die ganze Zeit hoffte, dass der Cousin entweder nicht kam oder dass sein Flug gestrichen wurde.
Seth schleppte ihn praktisch überall mit hin, als könnte er auf diese Weise die anderen dazu zwingen, die Sünden seiner Vergangenheit zu vergessen … und … ja, was? Ihn mögen? In ihrer Mitte aufnehmen?
Träum weiter.
David tat dasselbe, wenn Seth anderweitig beschäftigt war. Als ob sich Bastien auch nur das Geringste daraus machen würde, ob die anderen Unsterblichen ihn akzeptierten oder nicht.
Er drehte den Wasserhahn zu, schnappte sich ein Handtuch und trocknete sich ab.
Im Haus war es still. Ausnahmsweise war einmal niemand da, abgesehen von Darnell, Davids widerwärtig kompetentem Sekundanten, den Bastien bei verschiedenen Gelegenheiten gern erwürgt hätte.
Nur sein Selbsterhaltungstrieb hielt ihn davon ab. Sowohl Seth als auch David schienen Darnell als so etwas wie ihren eigenen Sohn zu betrachten. Wenn Bastien jemals seinem Impuls nachgab und diesen Klugscheißer von Sekundanten endgültig den Garaus machte, dann würde er danach wahrscheinlich gerade noch lange genug leben, um einmal »Ooops«, zu sagen.
Und Ami würde ihm eine ordentliche Lektion erteilen, falls Seth oder David ihn nicht vorher bereits den Kopf abgeschlagen hatten.
Ami.
Bastien hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie angefangen hatte, als Marcus’ Sekundantin zu arbeiten. Wenn sie im Verlauf dieses gigantischen Scharmützels, das sich die beiden in der letzten Woche eingebrockt hatten, getötet worden wäre, dann hätte Bastien den Schweinehund dafür umgebracht, dass er Ami nicht beschützt hatte. Er hatte ein Gespräch zwischen ihr und Darnell mitbekommen und ihr danach am liebsten gesagt, dass sie sich nicht die Mühe machen sollte, ihn zu verteidigen, wenn die anderen Unsterblichen ihn für das beschuldigten, was die Vampire im Schilde führten. Aber sie würde seine Worte einfach ignorieren. Genauso, wie sie Seth, David und Darnell nicht beachtet hatte, als diese sie angefleht hatten, sich in den frühen, schmerzlichen Tagen ihrer Bekanntschaft von Bastien fernzuhalten.
Sein Handy klingelte, als er gerade damit beschäftigt war, die überschüssige Feuchtigkeit aus seinem langen, schwarzen Haar zu pressen.
Er warf einen Blick auf das Display.
Unbekannte Nummer.
Er nahm den Anruf an, indem er »Was?« fragte.
»Sebastien Newcombe?«, fragte eine Frauenstimme fast flüsternd.
»Wer zur Hölle spricht da?«, entgegnete er. Die einzige Frau, die seine Nummer kannte, war Ami.
»Melanie Lipton.«
Er runzelte die Stirn. Sie sprach sehr leise, als befürchte sie, dass jemand ihr Gespräch belauschen könnte. Und obwohl ihr Name ihm bekannt vorkam, konnte er ihn nicht einordnen. »Warum flüstern Sie?«
Ihre Stimme wurde noch leiser, falls das überhaupt möglich war. »Ich dürfte Sie eigentlich gar nicht anrufen. Wenn Sie mich erwischen … ich bin
Weitere Kostenlose Bücher