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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Rufannahmetaste und hielt Rames das Telefon ans Ohr.
    « Ustas Rames?»
    Rames atmete aus. Es war Faruk – er hatte ihn während ihres Gesprächs immer wieder mit ustas – Professor – angeredet. Er nickte und sah seinen Entführer hoffnungsvoll an. Der Mann nickte stumm und aufmunternd zurück und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, zu sprechen. Dann beugte er sich dicht über Rames und hielt das Telefon schräg, damit er Faruk ebenfalls hören konnte.
    «Ja, Faruk.» Rames’ Stimme war ein bisschen zu schrill. Er bemühte sich, tiefer zu sprechen und nicht aufgeregt zu klingen. «Ich bin froh, dass Sie anrufen. Ist alles okay?» Sein Mund war trocken, und die Worte fühlten sich an wie Watte. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    «Haben Sie mit ihnen gesprochen?» Faruks Stimme klang brüchig vor Verzweiflung.
    «Ja. Ich habe mit den Polizisten im Revier Hobeisch gesprochen – mit denen, die den Fall bearbeiten. Ich habe ihnen gesagt, was Sie mir aufgetragen haben.»
    «Und?»
    Rames warf einen Seitenblick auf seinen Peiniger. Der Mann nickte ihm beruhigend zu. «Sie sind bereit, zu tun, was Sie verlangen. Die Antiquitäten interessieren sie nicht, und sie haben auch kein Interesse daran, Sie in den Irak zurückzuschicken. Sie brauchen dringend Ihre Hilfe, um Evelyn zu befreien.»
    «Sind Sie sicher? Haben Sie mit einem Verantwortlichen gesprochen?»
    «Ich habe mit dem Chef der Kriminalpolizei gesprochen», versicherte Rames. «Er hat mir persönlich garantiert, dass Sie keine Anklage und umfassenden Personenschutz zu erwarten haben, bis das alles vorüber ist. Und dann können Sie tun, was Sie wollen. Wenn alles klappt, besorgen sie Ihnen sogar eine Aufenthaltsgenehmigung.»
    In der Pause, die folgte, fragte sich Rames, ob er es vielleicht übertrieben hatte. Sein Herz setzte einen Schlag aus, und er redete schnell weiter. «Sie sind verzweifelt, Faruk. Sie müssen Evelyn finden, und Sie sind ihre einzige Hoffnung. Die brauchen Sie.»
    «Danke», murmelte Faruk schließlich. «Danke, ustas Rames. Wie kann ich Ihnen das je vergelten? Sie haben mir das Leben gerettet.»
    «Machen Sie sich deswegen keine Sorgen», antwortete Rames schlicht, während sich in seinem Innern Schuldgefühl und Erleichterung abwechselten. Er kämpfte den Aufruhr seiner Gefühle nieder.
    «Was soll ich für sie tun?», fragte Faruk.
    Rames drehte den Kopf zur Seite und sah seinen Bewacher an. Der Augenblick der Wahrheit.
    Der Mann nickte. Der Fisch hing an der Angel.
    «Bleiben Sie, wo Sie sind. Gehen Sie nirgendwohin. Die Polizei wartet auf meinen Anruf.» Rames bemühte sich verzweifelt, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. «Man wird Sie abholen. Sie warten nur darauf, dass ich ihnen sage, wohin sie kommen sollen.» Er schwieg. Dornen schienen in seiner Kehle zu stecken, aber dann fragte er: «Wo sind Sie, Faruk?»
    Die vier Sekunden Schweigen, die jetzt folgten, waren ohne Zweifel die längsten und qualvollsten im ereignisreichen Leben des Assistenzprofessors.
    Dann antwortete Faruk.

42
    Corben hatte den Motor schon gestartet, als er Faruks angstvolle Worte hörte. Leilas Stimme übertönte sie in seinem Ohrhörer.
    «Er ist in einem Café in Basta. Fahren Sie auf den Ring, und nehmen Sie die Abfahrt, bevor es auf die Hochstraße geht.»
    Corben warf einen Blick über die Schulter und sah eine Fünfzig-Meter-Lücke zwischen sich und einem herankommenden Wagen. Das musste genügen. Er riss das Lenkrad herum und gab Gas. Der Pathfinder schoss mit kreischenden Reifen aus der Parklücke, wendete und jagte in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Während er auf das alte Funkhaus zuraste, führte Corben sich im Geiste den Stadtplan vor Augen und fluchte leise. Er wusste, wo Basta war, und wenn er recht hatte, waren er und die Killer ungefähr gleich weit von Faruks Versteck entfernt.
    Jede Sekunde zählte.
    «Leila, haben Sie den genauen Standort in Basta ermittelt?» Corben wusste, dass es ein Problem sein konnte, durch die engen, verstopften Straßen des Basarviertels zu navigieren.
    «Ja, er wartet vor einer großen Moschee. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie an der Abfahrt sind, und ich leite Sie hin.»
    «Was ist mit Rames?»
    «Er hat Faruk gesagt, er soll dort warten. Sie kämen gleich.» Sie schwieg einen Moment lang. «Gerade haben sie aufgelegt.»
     
    Rames sah, wie sein Bewacher die Verbindung trennte und seinen Männern den Abmarsch befahl. Es waren zwei, einer älter und einer jünger als ihr Boss.

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