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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er trotz des erhöhten Risikos allein arbeiten musste. Seinem Chef hatte er erklärt, Faruk sei sehr vorsichtig und müsse deshalb ebenso schnell wie behutsam angesprochen werden. Wenn er ein Heer von ausländischen Agenten auftauchen sähe, würde er sofort die Flucht ergreifen.
    Kurz – sehr kurz – hatte er erwogen, Mia mitzunehmen. Faruk, der mit einer Wagenladung libanesischer Cops rechnete, kannte Corben nicht. Er hatte keinen Grund, ihm zu glauben und ihm zu vertrauen. Mia und Faruk hatten einander am Abend der Entführung in die Augen gesehen, ihre Anwesenheit am Treffpunkt würde den Iraker sicher beruhigen. Aber genau besehen kam es nicht in Frage; es konnte sehr gefährlich werden, und sie hatte schon genug durchgemacht. Dazu kam: Sie war eine Zivilistin, ihre Anwesenheit könnte Corben in einem Augenblick hemmen, in dem er schnell denken und noch schneller handeln musste.
    Die Fuhud wollte er gleichfalls nicht dabeihaben, solange er nicht wusste, wem er dort vertrauen konnte. Wahrscheinlich würde er es mit einer ganzen Wagenladung von Bewaffneten zu tun haben. Er hoffte nur, er würde Faruk erreichen, bevor sie es taten, und nicht einen weiteren Kriegsschauplatz aus dem Beiruter Viertel machen, in dem Faruk sich verkrochen hatte.
    Eigentlich war genau das die entscheidende Frage. Von wo aus würde Faruk anrufen? Die Kidnapper hielten sich in der Gegend von Maaleb auf, am Südrand der Stadt; dort war Rames’ Handy geortet worden. Corben musste irgendwo Position beziehen, wo er die Chance hatte, vor ihnen bei Faruk zu sein. Er hatte den Stadtplan studiert und ein paar Viertel gestrichen, in denen sich ein illegaler Einwanderer mit irakischem Akzent und höchstwahrscheinlich ohne Geld kaum blicken lassen würde. Ost-Beirut war eine solche Gegend. Die schicke Innenstadt ebenfalls. Der Südteil der Stadt war ein Reich für sich, das Fremde gar nicht betreten durften.
    Damit blieb West-Beirut.
    Corben hatte beschlossen, vor dem Concorde Multiplex zu warten. Es lag an einer Hauptstraße, die West-Beirut diagonal durchquerte, und war nicht weit entfernt von anderen Hauptverkehrsadern, die er benutzen könnte, um quer durch die Stadt zu fahren, wenn es nötig wäre. Wenn der Anruf aus der Nähe der Universität käme, wo Faruk zuletzt gesehen worden war, wäre Corben näher bei ihm als das Rollkommando und hätte eine gute Chance, ihn als Erster zu erwischen. Vorausgesetzt, sie hatten keine Vorposten aufgestellt.
    Er hatte die Waffenkammer geplündert und sich auch eine kugelsichere Weste geben lassen; dem steifen Gefühl am Rücken nach, war sie nicht unter dem Aspekt der Bequemlichkeit entwickelt worden. Außerdem hatte er einen Wagen ohne Diplomaten-Kennzeichen genommen. Sollte es Ärger geben, war es gut, wenn das Fahrzeug nicht auf den ersten Blick identifizierbar war.
    Leilas Stimme kam knisternd durch den Bluetooth-Ohrhörer seines Handys. «Wir sind auf Empfang.»
    Dann kam Olshansky. «Anscheinend haben sie Rames’ Telefon endlich rausgeholt – wo immer es gesteckt hat.»
    Corben hörte arabisch sprechende Stimmen im Hintergrund, die Stimmen der Entführer, die aus den Lautsprechern in Olshanskys Fledermaushöhle drangen.
    Die Worte wurden klarer. Corben stellte sich den Sprecher vor. Vielleicht war es der Anführer der Kidnapper, der Mann, den er draußen vor Evelyns Apartment gesehen hatte.
    Leila übersetzte hastig, wenn die Männerstimme eine Pause machte. «Er sagt Rames, es sei bald so weit … Er fragt ihn, ob er genau verstanden hat, was Faruk tun soll … Rames sagt, er hat es verstanden. Ich kann ihn nicht deutlich hören, aber es klingt, als hätte er schreckliche Angst … Rames erinnert ihn daran, dass er versprochen hat, ihn danach gehen zu lassen … er sagt, er kann schweigen, niemand braucht etwas zu erfahren, und so weiter.» Nach einer Pause fuhr sie fort. «Der Kerl sagt, Rames solle sich keine Sorgen machen, dann würde alles gut. Er solle achtgeben und keinen Fehler machen. Er hätte sein Leben jetzt selbst in der Hand. Es läge alles nur bei ihm.» Der Mann im Hintergrund schwieg kurz und sprach dann weiter.
    Leila übersetzte. «Er sagt seinen Leuten, sie sollen den Wagen bereithalten.»
     
    Zum vierten Mal in der letzten halben Stunde fragte Faruk den Mann mit der Wasserpfeife nach der Uhrzeit.
    Er saß in einem kleinen Café in Basta, einem heruntergekommenen und übervölkerten Stadtteil, weit weg von den

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