Immortalis
fahre zurück in die Stadt, damit ich notfalls schnell reagieren kann.» Corben zuckte die Achseln. «Vielleicht haben wir ja Glück.» Er drehte sich zu Mia um. «Ich rufe Sie nachher an, um zu hören, ob Sie gut untergebracht sind.»
«Keine Sorge», sagte sie.
Corben sah sie an, und dann nickte er dem anderen Agenten zu, als wolle er sagen: Sie gehört dir .
Als Corben sich zum Gehen wandte, sagte Kirkwood: «Viel Glück. Und halten Sie uns auf dem Laufenden.»
«Ich sage Ihnen Bescheid, sobald ich Neuigkeiten habe.»
Aus irgendeinem Grund hatte Mia nicht den Eindruck, Corben sei allzu erpicht darauf, sein Wort zu halten. Mehr als das, er schien Kirkwood zu misstrauen.
Also sollte sie das wahrscheinlich auch tun.
Kirkwood schob die Plastikklappe hoch und nahm einen Becher Kaffee aus dem Automaten im Eingangsflur des Nebengebäudes. Vorsichtig nippte er daran. Überraschenderweise war der Kaffee gar nicht so übel.
Er ließ sich seine kleine Unterhaltung mit Mia noch einmal durch den Kopf gehen. Es war offenkundig, dass sie – und folglich auch Corben – sehr viel mehr wusste, als sie sagte. In den Besprechungen hatte Corben nichts davon gesagt, dass die Kidnapper ein spezielles Interesse an einem der Stücke hätten, und das Buch hatte er schon gar nicht erwähnt, und auch von der unterirdischen Kammer, die Evelyn entdeckt hatte, war nicht die Rede gewesen. Trotzdem wusste Mia von beidem; das war klar.
Und von diesem Hakim hatte Corben ebenfalls kein Wort gesagt, obwohl er unzweifelhaft eine wichtige Rolle spielte.
Was noch interessanter war: Mia hatte gesagt, der Hakim sei in Bagdad. Kirkwood wusste, dass Hakim «Arzt» bedeutete, und bei diesem Wort bekam er ein mulmiges Gefühl in der Magengrube.
Die ganze Situation bereitete ihm tiefes Unbehagen. Hier waren Interessen im Spiel, die er nicht kannte, nicht kalkulieren konnte. Eins wusste er: Der irakische Händler war noch lange nicht in Sicherheit. Er musste herausfinden, was wirklich gespielt wurde, und dazu fing er am besten bei Corben an. Was nicht so einfach sein würde. Innerhalb der UN hatte er ausgezeichnete Kontakte, von der Geheimdienst-Szene konnte er das nicht behaupten. Die UN hatten, manchmal absichtlich, manchmal ohne es zu wissen, eine bedeutsame Rolle im Irak-Krieg gespielt, besonders in dem Debakel mit den Massenvernichtungswaffen. Davon könnte er jetzt profitieren, während er nach anderen Möglichkeiten suchte, einen Einblick in die internen Aktivitäten der CIA zu bekommen.
Außerdem brauchte er genauere Informationen über Mia, aber die würde er sich über andere Kanäle besorgen. Das würde wohl nicht allzu schwierig werden.
Er nahm noch einen Schluck Kaffee, angelte sein Telefon aus der Tasche und wählte eine Nummer.
41
Corben sah auf die Uhr. Es war Viertel vor zwölf.
Noch fünfzehn Minuten bis zum Start.
Er saß jetzt seit einer halben Stunde in einem Nissan Pathfinder und wartete. Das machte ihm nichts aus. Er genoss die Ruhe. Dabei hatte er Zeit, alles ungestört zu überdenken und die verschiedenen Möglichkeiten durchzugehen, die sich vielleicht eröffneten. Es war sehr wichtig, mehrere Perspektiven zu haben. In seinem Geschäft lief selten etwas nach Plan.
Er streckte seine steifen Glieder, trank den letzten Schluck des doppelten Espressos, den er mitgenommen hatte, und warf den Pappbecher in den Fußraum vor dem Rücksitz. Das Koffein erreichte jetzt die Blutbahn, ein gutes Gefühl. Aber vielleicht lag es auch nur an seiner Anspannung. Er fühlte sich hellwach.
Er schaute auf den Beifahrersitz und nahm die Ruger MP9 aus ihrem Etui. Ein hässliches kleines Gerät, aber höchst effektiv. Er überprüfte das Magazin. Es war voll. Corben drückte die oberste Patrone hinein, spürte, wie die Feder nachgab, und drehte sie kurz, damit sie richtig saß; dann setzte er das Magazin wieder ein. Er vergewisserte sich, dass der Wählschalter auf FULL AUTO stand. In dieser Einstellung würde sie das ganze Magazin in weniger als drei Sekunden verfeuern. In den Händen eines «Spray-and-Pray-Junkies» würden wahrscheinlich die meisten, wenn nicht alle Kugeln danebengehen. Aber Corben war erfahren genug, um sie ins Ziel zu bringen.
Im Kofferraum lagen drei volle Reservemagazine. Außerdem steckte in dem Halfter an seinem Gürtel eine Glock 31. Sie hatte nur siebzehn Schuss, aber das .357er-Kaliber durchschlug das Blech einer Autokarosserie wie Papier.
Er brauchte diese Feuerkraft.
Corben hatte gründlich
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